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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hoch aufgerichtet, kompromisslos, unnahbar. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sich einige Lehrer vor ihr fürchteten. Sie konnte sich durchsetzen. Aber sie war eine ausgezeichnete Lehrerin, die in ihrer Arbeit aufging und die Kinder liebte, einen Jahrgang wie den anderen. Trotzdem kam sie ihm jetzt wie eine Fremde vor. Das war nicht die Frau, die für ihn in der Badezimmertür einen Striptease hinlegte, die feucht und weich und nach Seife duftend zu ihm ins Bett stieg, wie eine Katze, die sich auf ihn setzte, seine Hände auf ihre Hüften presste und Zärtlichkeiten flüsterte, der die Tropfen aus dem noch nassen Haar an der Kehle entlangrannen, zwischen ihren Brüsten hindurch und über ihren Bauch, bis sie wie ein sanfter Regen auf Spandau fielen, während sie ihre Hände auf seine Schultern legte und sich über sein Gesicht beugte und mit leiser Stimme ausrief, dass sie ihn liebe, dass sie ihn immer lieben werde.
    Sie hatten das Pferd Hoagy genannt, weil es immer so todtraurig aussah. Er war sein erstes Geburtstagsgeschenk von Dee, ein magerer kleiner Jährling, bei dem kein Mensch außer Dee auf die Idee gekommen wäre, dass aus ihm noch einmal etwas werden würde. Er war zu dünn und zu lang und besaß keines der Attribute, die ein hochwertiges Quarterhorse auszeichneten. Aber Dee sagte, dafür habe er Seele. Beau fand, er sei eher wie ein fußkrankes Lama gebaut als wie ein Pferd. Mary meinte, er habe ein Gesicht wie Hoagy Carmichael, so melancholisch. Der Name war haften geblieben. Als er alt genug war, hatte Spandau ihn eingeritten und ausgebildet. Auch jetzt noch war er zu groß und zu langbeinig, und sein Körperschwerpunkt lag für das Kälberfangen viel zu hoch. Doch obwohl er eigentlich nur für Ausritte auf der Ranch angeschafft worden war, entpuppte er sich, nachdem Spandau mit ihm auf einer benachbarten Rinderweide trainiert hatte, als Naturtalent. Hoagy war nicht wendig genug, und man saß auf ihm so hoch, dass man fast herunterrutschte, aber er war clever, und er wusste instinktiv, wie sich ein Rind verhalten würde. Damit machte er seine Mängel locker wieder wett. Und er war schnell. Als Spandau mit ihm zum ersten Mal bei einem Rodeo antrat, lachten sich die Cowboys scheckig über die Frage, ob Kamele beim Kälberfangen überhaupt zugelassen waren. Doch als das Tor geöffnet wurde, verging ihnen das Lachen. Hoagy preschte mit einem solchen Tempo in die Arena, dass er das Kalb fast über den Haufen gerannt hätte und Spandau ihm nur noch die Schlinge um den Hals legen musste. Sofort stemmte Hoagy sich ein und zog das Seil stramm, was Spandau ihm gar nicht beigebracht hatte. Das Kalb fiel auf den Rücken, und Spandau brauchte ihm bloß noch die Beine zu fesseln. Als er die Arena verließ, fragten die Cowboys, wozu sich der Gaul eigentlich mit Spandau abgab, der hätte schließlich nichts weiter getan, als die Strippe gehalten.
    Hoagy witterte Spandau sofort. Er schnaubte zur Begrüßung und scharrte in seiner Box mit den Hufen.
    »Er hat dich vermisst«, sagte Dee.
    Spandau kraulte ihm die Stirn und tätschelte seinen Hals.
    »Ich hab ihm gar nichts mitgebracht.«
    »Ihm reicht es, wenn du ihn reitest«, sagte Dee. »Seit du zuletzt da warst, war keiner mehr mit ihm draußen.«
    Sie sattelten die Pferde und führten sie aus dem Stall, durch das Gattertor und auf die Weide. Spandau machte das Tor wieder zu, sie stiegen auf und ritten langsam und schweigend über die Weide, die sie durch ein anderes Tor wieder verließen. Der Pfad, der sich durch den Wald bergauf schlängelte, wurde bald so steil, dass die Pferde am liebsten alle paar Meter stehen geblieben wären, wenn Spandau und Dee sie nicht angetrieben hätten. Nach einer Weile ließen sie die Bäume hinter sich und kamen auf einer Lichtung heraus, die an einer Steilkante endete. Tief unten im Tal konnte man die Ranches und einen Teil von Ventura sehen und in der Ferne den glitzernden Ozean. An der Kante stand eine grob gezimmerte Holzbank. Spandau und Dee stiegen ab und banden die Pferde an. Dee setzte sich auf die Bank, starrte aufs Meer hinaus und atmete tief durch.
    »Hat Mom dir gesagt, dass es gestern zwei Jahre waren?«
    »Ja.«
    »Er war gern hier oben«, sagte Dee. Sie meinte ihren Vater. »Dieses Plätzchen war nämlich unser Geheimnis. Ich hab das Holz für die Bank selber raufgeschafft. Wir haben einen ganzen Samstagnachmittag daran gezimmert.«
    Spandau knibbelte mit dem Fingernagel an dem rauen Holz.
    »Macht dir irgendwas zu

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