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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dreharbeiten schweißen die Beteiligten für eine Zeit lang zu einer einzigen großen Familie zusammen. Ob heil oder kaputt, es war eine Familie. Kaum ist der Film abgedreht, zerstreut man sich in alle vier Himmelsrichtungen, bis man irgendwann mit einer neuen Familie wieder von vorn anfängt. Spandau hatte es leichter gehabt. Weil er zu Beau und seiner Truppe gehörte, war diese enge Verbindung nie abgerissen. Auch wenn er es gewollt hätte, er konnte nicht mehr zurück. Er war inzwischen viel zu alt für diese Arbeit und viel zu mürbe, innerlich wie äu ßerlich. Und Beau war nicht mehr. Ohne ihn würde es nie mehr dasselbe sein. Beau war der Letzte der alten Schule, der letzte echte Cowboy, der Letzte, der einem Regisseur die Stirn bot, wenn ein Stunt zu gefährlich oder zeitlich zu knapp bemessen war. Ein Restrisiko war natürlich immer dabei, aber Beau wusste, wann es sich lohnte, den Kopf hinzuhalten. Wenn die Gefahr zu groß war, zögerte er keine Sekunde, seine Männer vom Set zu holen. Beau wurde nicht laut, Beau geriet nicht in Wut, Beau wurde nicht ausfallend. Beau sagte Nein und verabschiedete sich wie ein Gentleman. »Wir sind hier nicht beim Wettpinkeln«, hatte er einmal zu Spandau gesagt. »Hier heißt es hopp oder top. So einfach ist das. Wie übrigens bei den meisten Dingen im Leben.« Aber Beau war tot. Heutzutage wäre man womöglich einem erfolgsgeilen Draufgänger ausgeliefert, der beim kleinsten Extrabonus einknickte oder selbst schon eine Regiekarriere anpeilte. Dem ein Lunch mit den richtigen Strippenziehern wichtiger war als das Wohlergehen der eigenen Leute.
    Bobby wirkte nervös und gelangweilt. Der Regieassistent kam herüber.
    »Wir warten noch auf Sir Ian«, erklärte er.
    Bobby nickte. Der Regieassistent ging wieder.
    »Wir warten immer auf Sir Ian«, sagte Bobby zu Spandau. »Sir Ian erscheint gern als Letzter auf dem Set. Sir Ian legt gern den ganz großen Auftritt hin. Ich bin bloß froh, dass ich nie am Theater gespielt habe. Was da an aufgeblähten Egos rumläuft, dagegen sind wir Filmschauspieler die reinsten Waisenknaben.«
    Abwesend zündete er sich eine Zigarette an. Sofort war der Regieassistent wieder zur Stelle.
    »Bob, äh, wir haben doch über's Rauchen gesprochen. Es ist bloß wegen dem Brandschutz und der Gewerkschaft, okay?«
    »Okay.«
    »Tut mir leid, an mir liegt es nicht.« »Ist ja gut.«
    Bobby warf die Zigarette auf den Boden und trat sie mit großem Getue aus. »Siehst du?«, sagte er. »Bobby ist ein braver Junge.« »Danke«, sagte der Regieassistent und verschwand. »Arschloch.«
    »Er macht bloß seine Arbeit.«
    »Der ist machtgeil. Der träumt von dem Tag, an dem alles hier ihm gehört.« Er wurde immer ungeduldiger. »Jetzt komm endlich, komm endlich ... Kann den alten Knacker nicht irgendwer aus seinem Wohnmobil schmeißen?« Und aus heiterem Himmel an Spandau gewandt: »Ich möchte, das Sie bei mir einziehen.«
    »Geht das nicht alles ein bisschen schnell?«, fragte Spandau. »Ich meine bloß, wir haben uns ja noch nicht mal geküsst.«
    »Fuck«, sagte Bobby. »Das ist mein Ernst. Ich hab jede Menge Platz, Sie kennen doch das Haus.«
    »Warum?«, fragte Spandau. »Wissen Sie mehr als ich?«
    »Sicher ist sicher. Ich hab ein mulmiges Gefühl. Als ob bald was passiert. Wenn die Bombe hochgeht, will ich Sie in der Nähe haben.«
    »Was denn für eine Bombe?«
    »Woher soll ich das wissen? Dass Richie beschließt, mich kaltzumachen oder so. Keine Ahnung.«
    »Mit Ihnen hat er doch das große Los gezogen. Er würde eher seine eigene Mutter umlegen. Richie liebt Sie.«
    »Richie ist eine heimtückische Kakerlake. Wer weiß schon, wie der tickt?«
    Auf der anderen Seite des Sets machte sich Unruhe breit. Sir Ian Whateley war eingetroffen.
    »Seine Hoheit gibt sich die Ehre«, sagte Bobby.
    Sir Ian und einige Mitglieder seines Hofstaats blieben am Rand der ausgeleuchteten Zone stehen wie an einem Teich von zweifelhafter Wasserqualität. Sir Ian und sein Gefolge warteten.
    »Sehen Sie das?«, sagte Bobby. »Er geht nicht auf Mark zu; er will, dass Mark zu ihm kommt. Scheiß Machtspielchen.«
    »Und was ist mit Ihnen?«, fragte Spandau.
    »Ausgeschlossen, dass ich jetzt als Erster da rübergehe.«
    »Im Ernst?«
    »Na klar. Das ist eine der wichtigsten Szenen im ganzen Film. Der Stoff, aus dem die Oscars sind. Zwischen Vater und Sohn fliegen die Fetzen, jeder will den anderen fertig machen. Eine Wahnsinnsszene. Der alte Sack weiß, dass ich mich nicht

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