DanDep-StaderVer
Mehr nicht. Dafür kriegt er ein Schloss und ein Gehalt wie ein Topmanager.«
Es klopfte. Eine Produktionsassistentin steckte den Kopf zur Tür herein. »Wir wären dann so weit.«
»Schon gut, schon gut...« Die Frau verschwand.
»Also, was ist jetzt?«, sagte Bobby zu Spandau. »Kommen Sie heute Abend mit zum Essen? Mit Irina und mir?« Und an Ginger gewandt: »Geh und sag schon mal Bescheid, dass ich unterwegs bin.«
Ginger verdrehte die Augen, aber er ging.
»Haben Sie was von Stella gehört?«, fragte Spandau, als sie allein waren. »Nichts, keinen Mucks. Glauben Sie, er hat aufgegeben?« »Nein. Er kann sich Zeit lassen.«
»Kommen Sie doch mit zum Essen«, sagte Bobby. »Ich würde mich sicherer fühlen.« »Gut. Aber ohne Heidi.«
»Ohne Heidi«, wiederholte Bobby. Er stand auf. »Also dann, Abgang. Wollen Sie mitkommen und zusehen, wie ich zu dramatischer Höchstform auflaufe?«
Die Dreharbeiten für Wildfire fanden auf einer Reihe kleinerer Sets in einer riesigen Tonhalle statt. In zwei Wochen, wenn die Innenaufnahmen abgedreht waren, würde das Team zu den Außenaufnahmen nach Wyoming weiterziehen. Bis jetzt lagen sie noch voll im Zeitplan, und Produktion und Regie waren gleichermaßen darum bemüht, dass es auch so blieb. Bei den unberechenbaren Wetterbedingungen in Wyoming war davon auszugehen, dass man dort mit dem Drehplan in Verzug geraten würde, aber wohlweislich hüteten sich alle davor, diese Sorge laut auszusprechen. Momentan kam es nur darauf an, den Zeitplan wenn irgend möglich einzuhalten oder sogar darunter zu bleiben.
Für den Regisseur Mark Sterling war das besonders wichtig. Für Sterling, einen Engländer, der sich mit einer Reihe preiswerter Britcom-Streifen einen Namen gemacht hatte, war es die erste High-Budget-Produktion, der erste ernsthafte Film überhaupt und der erste mit einer vorwiegend amerikanischen Besetzung. Außerdem war es sein erster Dreh in den Vereinigten Staaten und zu allem Überfluss auch noch ein Western. Aus diesen Gründen hätte man ihm den Film normalerweise niemals anvertraut, und er wusste ganz genau, dass er ihn nur bekommen hatte, weil der eigentlich dafür vorgesehene Regisseur in letzter Sekunde abgesprungen war und seine Agentur ihn dem Studio für einen Hungerlohn regelrecht angedient hatte. Er bekam nur halb so viel Geld wie für seinen letzten Streifen, und selbst wenn der Film ein Kassenschlager wurde (toi, toi, toi!), würde für ihn praktisch keinerlei Beteiligung abfallen. Trotzdem stand für Sterling viel auf dem Spiel. Bei einem Erfolg hätte er es endlich auf die A-List der etablierten Hollywood-Regisseure geschafft und müsste nie wieder in den trostlosen Studios im englischen Shepperton drehen, wo es so feucht war, dass man sich Asthma holen konnte. Da war Hollywood schon besser, und in Hollywood wollte Mark Sterling unbedingt bleiben.
Sie drehten jetzt seit zwei Wochen, und alles lief bestens, auch wenn sich die studioeigenen Erbsenzähler immer noch hinter den Kulissen herumdrückten, um im Falle eines Falles die Notbremse ziehen zu können. Keiner vertraute ihm. Er wurde ständig belauert. Umso mehr war Sterling darauf bedacht, alle Seiten zufrieden zu stellen - zumindest so zufrieden, dass man ein Auge zudrücken würde, wenn er in Wyoming womöglich um den einen oder anderen Drehtag in Verzug geriet. Allerdings war aus der Gerüchteküche schon ein dumpfes Brodeln zu vernehmen, das nichts Gutes ahnen ließ.
Die heutige Szene spielte um das Jahr 1900 auf einer großen Ranch in Wyoming, im Wohnzimmer eines Rinderbarons. Das mit großen Aufwand auf authentisch getrimmte Bühnenbild lag gleißend im Scheinwerferlicht, als ob es nur darauf wartete, vom lieben Gott persönlich mitten in eine Flugzeugfabrik hineingebeamt zu werden. Darum herum gruppierten sich die technischen Gerätschaften des Filmemachens: Kameras, Scheinwerfer, Mikrofongalgen, endlose Kabelschlangen. Hinzu kamen Techniker, Zaungäste, Geldgeber, nervöses Personal und natürlich Schauspieler. Zwischen den einzelnen Einstellungen lief alles wild durcheinander, möglichst ohne dabei zu stolpern oder etwas umzuwerfen, was wesentlich zeitraubender war, als man sich vorstellen kann.
Bobby und Spandau kamen zum Set. Bobby drehte schon seit sechs Uhr morgens, und ihm tat die Kopfhaut weh. Nachdem er auf seinem Stuhl Platz genommen hatte, stellte Spandau sich neben ihn und blickte sich um. Das vertraute Chaos rief ein leises Gefühl des Bedauerns in ihm wach.
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