DanDep-StaderVer
»Es tut weh, aber es geht auch wieder weg. Nur damit Sie im Bilde sind: Wenn ich will, kann ich das den ganzen Tag mit Ihnen machen. Solche Stellen haben Sie überall am Körper, und die meisten davon sind noch um einiges schmerzhafter. Ich schlage vor, Sie machen jetzt einen Rückzieher. Sie wollen sich doch vor dem Jungen nicht blamieren, oder? Oder?«
Lee nickte.
»Gut. Wir fahren jetzt. Und ich geb Ihnen noch einen guten Rat mit auf den Weg: Hüten Sie sich vor irischen Kobolden. Denen darf man nicht über den Weg trauen. Wenn Sie selber Ire wären, wüssten Sie das.«
Cody weinte. Allison hatte ihn aus dem Wagen geholt und auf den Arm genommen. Er starrte Terry mit großen Augen an. Der kam sich auf einmal wie der letzte Dreck vor und wollte gerade etwas zu dem Jungen sagen, als ihn Lees funktionsfähige Rechte mit voller Wucht im Gesicht traf. Benommen taumelte er nach hinten, seine Nase blutete.
Der Schlag hatte fatale Folgen: Terrys Instinkte wurden geweckt. Sein Kopf wurde klar, er vergaß Allison und Cody und konzentrierte sich nur noch auf Lee. Ohne auf dessen nächste Aktion zu warten, ließ er sich zu Boden fallen, wirbelte herum und kickte ihm die Beine unter dem Körper weg. Lee fiel nach hinten und schlug mit dem Kopf auf dem Asphalt auf. Sofort stand Terry über ihm. Er trat ihm voll auf die Innenseite des rechten Ellenbogens und setzte so auch seinen anderen Arm außer Gefecht. Dann hockte er sich auf seine Brust. Er krallte sich in seine Haare, zog seinen Kopf hoch und quetschte ihm mit den Fingern die Speiseröhre zusammen. Würgend schlug Lee mit seinen nutzlosen Händen nach ihm. Terry drückte noch fester zu und grinste in Lees panisch aufgerissene Augen hinunter. Er hörte erst auf, als er merkte, dass Allison an ihm riss und auf seine Schultern einschlug. »Sie bringen ihn ja um, lassen Sie ihn atmen, so lassen Sie ihn doch atmen ...«
Da erinnerte er sich, wo er war, und wieder packte ihn die Reue. Er stand auf und wich zurück. Lee griff sich an die Kehle und schnappte heiser japsend nach Luft. Allison, die Cody in den Wagen gesetzt hatte, beugte sich über ihn. Aber er war mehr geschockt als verletzt und konnte auch schon wieder gleichmäßig atmen. Terry überkam erneut der Ekel vor sich selbst. Er erwartete, dass sie auf ihn losgehen oder vor ihm fliehen würde, aber sie sagte bloß: »Schnell, steigen Sie ein, bevor er sich wieder berappelt.« Terry setzte sich in ihren Wagen. Allison startete hastig den VW und gab Gas. Cody, der hinten saß, weinte immer noch.
»Reden Sie mit ihm«, befahl Allison. Terry begriff nicht, was sie von ihm wollte. »Reden Sie mit ihm, verdammt. Erklären Sie ihm, was gerade passiert ist.«
Terry drehte sich um. Der Junge hatte rot verheulte Augen, und seine Nase lief. Als Terry ihn ansah, schluchzte er laut los. Terry legte ihm die Hand ans Gesicht, und als er nicht zurückschreckte, sagte er zu ihm: »Ihm ist nichts passiert, ich hab ihm nicht wehgetan, es sieht schlimmer aus, als es ist. Okay? Sieh mich an, sieh mir in die Augen.« Cody sah ihm in die Augen. »Ihm ist nichts passiert. Ich hab ihm nicht wehgetan.« Terry fühlte den klopfenden Pulsschlag des Jungen unter seiner Hand. Cody zog die Nase hoch und hörte auf zu weinen.
»Weiter«, sagte Allison. »Das sind Sie ihm schuldig.«
»Ich hatte Angst, dass er deiner Mutter etwas tut«, sagte Terry. »Es tut mir leid. Ich weiß, er ist dein Vater. Aber ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Ich hab es nun mal nicht besser gelernt. Es ist nicht schön, und es tut mir leid. Kannst du mir verzeihen?«, fragte er. »Ich bitte dich, mir zu verzeihen und mir nicht böse zu sein. Kannst du das?« Der Junge schwieg, aber er weinte nicht wieder los. Terry sagte: »O Gott, was ist denn das für eine dicke, fette, eklig grüne Schleimschnecke, die dir da in die Nase gekrochen ist? Igittigitt!« Er tat so, als ob er sich übergeben müsste. Cody lachte. »Hilfe, Frau, Sie müssen sofort anhalten, mir kommen die ganzen Pfannkuchen wieder hoch! Sehen Sie sich das an! Die Schleimschnecke kriecht immer höher und will sein Gehirn anfressen. Igitt!«
Allison sah in den Rückspiegel. Sie runzelte die Stirn, kramte ein Taschentuch hervor und gab es Terry, damit er dem Jungen die Nase abputzen konnte. Was Cody als Signal nahm, sich tüchtig auf die Oberlippe zu schneuzen.
»Mach das bloß nicht noch mal«, sagte Allison mit einem Blick in den Spiegel. »Sonst kommt mir gleich auch noch das Frühstück
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