DanDep-StaderVer
hoch.« Und schon spielten alle mit. Cody schnaubte durch die Nase, und die Erwachsenen taten so, als ob sie sich übergeben müssten, worüber er sich vor Lachen ausschüttete.
Allison fuhr zu sich nach Hause. Sie wusch Cody das Gesicht, legte ihm im Wohnzimmer ein Zeichentrickvideo ein und machte es ihm auf dem Sofa bequem. Dann ging sie mit Terry in die Küche, schloss die Tür und sagte: »Würden Sie mir verraten, was Sie da gerade für eine Nummer abgezogen haben?«
»Es tut mir leid«, antwortete Terry. »Ganz ehrlich.«
»Ich dachte schon, Sie bringen ihn um. Mein Gott, so was hab ich im Leben noch nicht gesehen. Klar, man kennt das aus dem Fernsehen, aber doch nicht aus dem wirklichen Leben. Was sind Sie? Ein Kampfsporttrainer oder so?«
»Nein«, sagte Terry. »Ich war Soldat. Den Mist, den sie einem da beibringen, verlernt man nicht so leicht wieder.«
»Aber Sie hätten ihm nicht wirklich etwas angetan, oder? Nicht ernsthaft?«
»Nein«, log Terry. »Nicht ernsthaft.«
»Sie haben sich das ganze Hemd vollgeblutet.« Das stimmte. Und als er sich an die Nase fasste, rann es ihm warm über die Finger. »Sie bluten ja immer noch.«
Sie ließ ihn sich auf einen Stuhl setzen und füllte einen Plastikbeutel mit Eiswürfeln. Terry musste ihn sich in den Nacken legen, sich nach vorn beugen und mit der anderen Hand seine Nase zudrücken.
»Er hat Sie ziemlich böse erwischt«, sagte sie. »Aber Sie müssen einen richtigen Betonschädel haben. Ich war selbst schon dabei, wenn er richtige Schwergewichte mit so einem Schlag k.o. gehauen hat. Er war früher Boxer. Vom Kopf her hatte er nicht viel drauf, aber zuschlagen kann er.«
»Das hätten Sie mir aber auch früher sagen können«, antwortete Terry kleinlaut.
»Meinen Sie, er hat Ihnen das Nasenbein gebrochen? Oder ist Ihnen schwindelig? Müssen Sie ins Krankenhaus?«
»Nein, nein«, sagte Terry mit dem gleichen kindischen Ton. »Es geht schon.«
»Das war jedenfalls eine reife Leistung von Ihnen. Ich sollte mich wohl bei Ihnen bedanken. Sind Sie darauf aus? Dass ich Ihnen danke, meinem tapferen Ritter?«
Terry ließ seine Nase los. »Sie haben ja recht, es ging mich nichts an.«
»Eben.«
»Ich hatte den Eindruck, dass er Sie nicht zum ersten Mal so hart angegangen ist.«
»Es ist schon öfter vorgekommen«, gab sie zu. »Einmal hat er mir den Kiefer gebrochen.«
»Dann stört es Sie bestimmt nicht, wenn ich mit der Heuchelei aufhöre und mir die Entschuldigungen spare.«
»Trotzdem ging Sie das nichts an.«
»Aber eins versteh ich immer noch nicht«, sagte Terry. »Sind Sie jetzt dankbar oder sauer?«
»Ich schätze, beides. Sie haben recht. Es hätte durchaus passieren können, dass er mir etwas antut. Wütend genug war er.«
»Und noch was kapiere ich nicht. Was mache ich eigentlich hier?«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass Sie ins Auto springen und wegfahren.«
»Ach so«, sagte sie. »Das war auch mein erster Gedanke. Aber nachdem Lee Sie doch ziemlich übel erwischt hatte, wollte ich Sie im Krankenhaus abliefern. Das war ich Ihnen schuldig. Außerdem hatte ich Angst, dass die Polizei auftaucht. Und auf die Bullen kann ich verzichten.«
»Und warum haben Sie mich dann nicht ins Krankenhaus gebracht?« »Sie wollen sich doch nicht etwa beklagen?«
»Nein. Es interessiert mich bloß. So was hätte sonst keiner getan. Das würde man nicht erwarten.«
»Okay. Also, was Sie gemacht haben, war dumm, aber irgendwie auch nett. Auch wenn Sie uns allen eine Heidenangst eingejagt haben. Und da war noch was. Als Sie angefangen haben, mit ihm zu kämpfen. Ich hatte den Eindruck, dass Sie ihn von mir weggelockt haben. Das stimmt doch, oder?«
»Ja.«
»Und wenn Sie wirklich darauf aus gewesen wären, ihn ernsthaft zu verletzen, hätten Sie es gekonnt. Das hab ich gesehen. Aber Sie haben es nicht gemacht. Sicher, Sie sind kurzfristig ausgerastet, aber wenn Sie gewollt hätten, hätten Sie ihn umbringen können, richtig?« Terry schwieg. »Und das bedeutet, Sie sind kein mordlustiger Kung-Fu-Irrer oder was das war, was Sie mit ihm gemacht haben. Und Sie waren nett zu Cody, im Auto. Es war wichtig, dass Sie es ihm erklären. Er weiß, dass Lee nichts taugt, aber trotzdem sieht keiner gern dabei zu, wie sein Dad die Hucke vollkriegt.«
»Hab ich alles nur noch schlimmer gemacht?«
»Zwischen Lee und mir? Nein, schlimmer, als es sowieso schon war, kann es gar nicht mehr werden. Ich habe ein Kontaktverbot gegen
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