Danger - Das Gebot der Rache
das vermutlich als ›Verdrängung‹ bezeichnen, aber so ist es nun mal.«
Und es erklärt so viel.
»Die einzigen Menschen, die davon wussten, waren deine Großmutter und ich. Es war eine private Adoption, ich kannte nicht mal den Anwalt, der womöglich in die Sache verwickelt war, oder den Namen der Familie, die ihn adoptiert hat. Deinem Vater habe ich nichts davon erzählt.«
»Er ist nicht mein Vater.«
»Nun, wer ist hier diejenige, die etwas verdrängt?«, sagte Bernadette herausfordernd. »Lass es gut sein, Olivia. Dann hast du eben irgendwo einen Bruder, was kümmert dich das?«
»Bist du denn gar nicht neugierig, was aus deinem Sohn geworden ist?«
»Nein, Livvie, das bin ich nicht. Und jetzt lass es wirklich gut sein.«
Aber das konnte Olivia nicht. So oder so, dachte sie, nachdem sie aufgelegt hatte, würde sie herausfinden, wer ihr Bruder war. Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass er ein diabolischer Killer war.
Bentz saß an seinem Schreibtisch im Präsidium, warf einen Blick auf die Uhr und fluchte. Ihm blieb gerade noch genug Zeit, auf schnellstem Weg nach Baton Rouge zu fahren und Kristi abzuholen. Abgesehen von dem Hinweis, dass die »heilige Bernadette« ihren gemeinsamen Sohn mit Reggie Benchet zur Adoption freigegeben hatte, war Oscar Cantrell keine ergiebige Quelle für Bentz gewesen. Sämtliche Liebe, die dieser Mann einst für Bernadette empfunden haben musste, war erloschen, als Bernadette anfing, hinter seinem Rücken »herumzuficken«. »Sie war eine echte Schlampe. Konnte den Reißverschluss nicht geschlossen halten. Natürlich war es genau das, was mich am Anfang angemacht hatte, aber ich erwarte einfach, dass eine Ehefrau sich anders verhält. Verdammt, es war echt schwierig mit Bernadette«, hatte Cantrell ihm erzählt.
Bentz schätzte, dass noch mehr dahintersteckte, doch bis jetzt hatte er noch nicht herausgefunden, was. Und nun war es zu spät dafür. Er warf sich seine Jacke über, steckte die Glock ins Holster und schlängelte sich zwischen den Schreibtischen im Großraumbüro hindurch.
»Bentz!«, rief Penny, eine der Angestellten. »Montoya ist am Apparat! Er behauptet, es sei wichtig.«
»Sag ihm, ich rufe ihn auf dem Handy an.« Bentz war bereits halb die Treppe hinunter. Als er bei seinem Jeep ankam, klingelte sein Handy. »Bentz«, sagte er ins Mikro der Freisprechanlage und schnallte sich an.
»Wir haben sie gefunden.« Montoyas Stimme klang eiskalt.
»Wen?«
»Die heilige Katharina von Alexandrien.«
»Was?« Bentz erstarrte, die Hand am Lenkrad. »Was sagst du da? Wo?«
»Das ist erst die Hälfte«, sagte Montoya ernst. »Sie ist nicht allein.«
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Kapitel siebenundzwanzig
W as für ein schrecklicher Tag!
Das war jetzt hoffentlich das Schlimmste, dachte Kristi, als sie sich irgendeine schwachsinnige Antwort für die letzte Frage ihrer Englischprüfung aus den Fingern saugte. Und das sollte ein Grundkurs sein! Kinderleicht! Aber es hieß ja, Dr.Northrup sei der härteste Professor im ganzen Fachbereich Englisch, ein wahrer Perfektionist und in Kristis Augen ein Arschloch. Er war zu gewissenhaft, zu pingelig, was sich auch in seinem Äußeren niederschlug. Stets trug er Anzüge und war tadellos frisiert, dabei bezweifelte sie, dass er älter als fünfunddreißig war, wenngleich er älter aussah.
Sie fand, dass sie ihr Bestes gegeben hatte, trug ihre Prüfungsblätter nach vorn und ließ sie in den halbvollen Korb auf seinem Pult fallen. Er war gerade dabei, seinen Mantel anzuziehen, und blickte auf, als sie an ihm vorbeiging. »Fahren Sie über Thanksgiving nach Hause?«, erkundigte er sich.
Kristi war verblüfft. Das ganze Semester über hatte er kaum ein Wort an sie gerichtet, und er hatte auch nichts zu den Studenten gesagt, die vor ihr ihre Arbeiten abgegeben hatten.
»Ja.« Sie nickte und schulterte ihren Rucksack. »Noch heute.«
Er warf ihr ein flüchtiges Lächeln zu, das irgendwie aufgesetzt wirkte. Und falsch. Kein Wunder. Der Kerl war so echt wie eine Drei-Dollar-Note. »Schöne Tage daheim, Ms. Bentz.« Und damit drehte er sich um und erteilte seiner Hilfskraft ein paar Anweisungen.
»Ihnen auch«, murmelte sie und ging zur Tür. Sie hätte nicht gedacht, dass er ihren Namen kannte, und war auch nicht unbedingt begeistert darüber. Der Kerl kam ihr ein bisschen unheimlich vor, so selbstversessen. Es war, als würde ihn sein Titel zu etwas ganz Besonderem machen, dem man Ehre entgegenbringen musste.
Es war albern und in ihren
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