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Danger - Das Gebot der Rache

Danger - Das Gebot der Rache

Titel: Danger - Das Gebot der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht genau fassen konnte, etwas Tödliches, etwas Böses.
    Sie versuchte, sich zusammenzureißen, und sagte sich, dass die Phantasie mit ihr durchging, dass das merkwürdige Verhalten des Hundes an ihren Nerven gezerrt hatte. Trotzdem sträubten sich ihr die Härchen im Nacken und auf den Armen, und ihr Herz hämmerte wie verrückt.
Nimm dich zusammen, Olivia! Du hast nichts gesehen,
NICHTS
.
    Sie atmete ein paar Mal tief ein und aus, dann ging sie schnellen Schrittes zum Telefon, nahm ihr Adressbuch aus der obersten Schublade der Anrichte und fuhr mit dem Finger die Seite mit den vielen ausradierten und durchgestrichenen Nummern entlang. Endlich fand sie Bernadettes aktuelle Telefonnummer.
    Sie wählte rasch und versuchte, die aufsteigende Panik zu unterdrücken. Bentz hatte behauptet, es müsse eine Verbindung zwischen ihr und dem Killer geben. Etwas in ihren Genen … war das möglich? O Gott.
    Das Telefon klingelte. Einmal, zweimal, dreimal.
    »Geh dran, verdammt noch mal!«
    Nach dem vierten Klingeln sprang ein Anrufbeantworter an und forderte sie auf, eine Nachricht zu hinterlassen.
    Was sollte sie sagen? »Bernadette … hier spricht Olivia. Würdest du mich bitte zurückrufen, sobald du …«
    »Livvie?«, schaltete sich die Stimme ihrer Mutter dazwischen. Olivia bekam weiche Knie. Sie lehnte sich gegen die Anrichte und nahm all ihre Kräfte zusammen. »Was für eine Überraschung.«
    »Ich muss mit dir reden.«
    »Gern, solange es sich nicht um eine Predigt wegen meines Ehemanns handelt. Ich hatte ja eigentlich vor, ihn zu verlassen, aber Jeb und ich wollen es noch einmal miteinander versuchen.«
    »Bist du wahn…« Olivia biss sich auf die Zunge und zählte langsam bis zehn. »Du weißt, wie ich darüber denke«, sagte sie dann, »aber das ist nicht der Grund für meinen Anruf.«
    Es entstand eine ausgedehnte Pause, während der Olivia fieberhaft überlegte, wie sie ihre nächste Frage stellen und ihrer Mutter den Vorwurf machen sollte, ihr über dreißig Jahre etwas so Wichtiges verschwiegen zu haben.
    »Ich habe die Bibel durchgeblättert«, sagte sie schließlich. »Du weißt schon, die Grannie gehörte.«
    »Ja?«
    »Ich habe nicht gewusst, dass auf der ersten Seite sämtliche Geburten, Eheschließungen und Todesfälle innerhalb der Familie aufgeführt sind.« War es Einbildung, oder hörte sie tatsächlich, wie Bernadette scharf Luft holte?
    Es gab keine Möglichkeit, um den heißen Brei herumzureden. »Chandra und ich sind dort als deine Kinder aufgeführt, aber wir sind nicht die einzigen. Es wird ein weiteres Kind erwähnt. Ein Junge, namenlos, etwa ein Jahr vor mir auf die Welt gekommen. Mein großer Bruder.«
    Keine Antwort.
    »Mom?«
    Eine Pause, dann ein langer Seufzer. »Livvie, das ist etwas, das dich nichts angeht.«
    »Ich habe einen Bruder, und das geht mich nichts an?«, wiederholte Olivia fassungslos. »Natürlich geht mich das etwas an!«
    »Das ist doch heute nicht mehr wichtig.«
    »Bernadette, er ist mein Bruder! Lebt er noch?«
    Nichts.
    »Lebt er noch?«, beharrte Olivia. Das Blut dröhnte in ihrem Kopf, ihre Finger klammerten sich so fest um den Hörer, dass sie schmerzten.
    »Ich … ich weiß es nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Das ist kompliziert.«
    »Ach du meine Güte, Bernadette! Wo ist er? Was zum Teufel ist passiert? Wer ist er?«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich es nicht weiß«, erwiderte Bernadette barsch, dann senkte sie die Stimme. »Ich war jung, kaum fertig mit der Highschool. Unverheiratet … damals war es, anders als heute, problematisch, ein uneheliches Kind zu haben. Ich musste es meiner Mutter beichten, und sie … hat eine Adoption vorgeschlagen. Ich weiß weder, wie er heißt, noch, wie es ihm ergangen ist. Gar nichts.«
    »Aber …« Olivia lehnte sich gegen die Wand. Ihr schwirrte der Kopf. Wie viele weitere Kinder gab noch?
    »Was mich betrifft, so hat das Baby nie existiert«, beharrte Bernadette, aber ihre Stimme zitterte. »Ich erwarte nicht, dass du das verstehst, Livvie, aber ich erwarte verdammt noch mal, dass du mich nicht verurteilst.«
    Olivia schnappte nach Luft. »Ich habe dich nicht … Ich will einfach nur die Wahrheit wissen.«
    »Die Wahrheit ist schlicht und einfach: Ich bin schwanger geworden, als ich noch auf der Highschool war, und dein Vater war … Nun, er war auf See, und ich war nicht mit ihm verheiratet, also habe ich das Kind zur Adoption freigegeben und nie mehr zurückgeblickt. Ich wollte es nicht. Heutzutage würde man

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