Danger - Das Gebot der Rache
dich behaupten«, sagte er zu sich selbst, dann atmete er tief durch und begann wieder in seinem Buch zu blättern. Seine Augen überflogen die dünnen Seiten. Es gab so viele Heilige, aus denen er wählen konnte … er musste nur die eine, die richtige finden – ja, da war sie. Ja … ja … hier! Gott sprach zu ihm. Es musste bald geschehen.
Die
heilige Bibiana
.
Auch zwei i und eine Endung auf a, nicht dass das etwas bedeutet hätte, aber … o ja … hier stand, wie sie zu Tode gekommen war. Er las begierig. Die heilige Bibiana war zunächst in ein Bordell und anschließend in ein Irrenhaus gesperrt worden, doch sie konnte weder verführt werden, noch fügten ihr die Kranken irgendwelchen Schaden zu. Daher wurde sie an eine Säule gefesselt, an der sie zu Tode gegeißelt werden sollte, doch sie starb erst, als ihr ein Henker einen Dolch in die Brust stieß. Man warf ihren Leichnam den Hunden zum Fraß vor, doch die fielen erstaunlicherweise nicht über sie her.
Er tippte mit den Fingern auf die Seite.
Offenbar waren diese jämmerlichen Köter nicht die richtigen gewesen, nicht gut genug abgerichtet … oder nicht hungrig genug.
Er würde ein paar Recherchen anstellen. In der Bibliothek. Rottweiler? Pittbulls? Oder eine Mischung mit einem Wolf … oh, das wäre eine nette Komponente, und es gab doch dieses Pack, das solche Kreaturen züchtete, ohne Papiere, hinter dem Rücken der Behörden … Und der Ort? Nun, dafür war bereits gesorgt … Er blickte auf die Wand, an der eine alte, neunschwänzige Katze neben einem Bild der Jungfrau Maria hing. O ja!
Endlich kam der Erwählte zur Ruhe. Sein Kopfschmerz flaute zu einem dumpfen Pochen ab. Seine Mission stand ihm wieder klar vor Augen. Er lächelte und schlug vor seinem Altar das Kreuzzeichen, dann nahm er seine Zickzackschere zur Hand und begann, das Bild der heiligen Bibiana auszuschneiden … schön … fromm … mit glatter Haut … genau wie Olivia Benchet.
[home]
Kapitel neunundzwanzig
I ch kann nicht glauben, dass du wirklich hierhergefunden hast!«, rief Olivia und stieß die Tür auf. Es war spät am Mittwochmorgen, als Sarah Restin, zwei Reisetaschen neben sich, auf Olivias Vorderveranda stand. »Mein Gott, tut das gut, dich zu sehen!« Olivia legte die Arme um ihre Freundin und sagte: »Beachte den Hund gar nicht.« Hairy S. hatte seinen üblichen Bellanfall, jagte seine verrückten kleinen Kurven und löste eine ganze Kettenreaktion aus, indem er krächzende Krähen und schimpfende Eichhörnchen die Bäume hinauftrieb.
»Ich hab doch gesagt, dass ich komme!« Sarah drückte Olivia und wich Hairy demonstrativ aus. Olivia erinnerte sich, dass Sarah keine Tiere mochte und sich insbesondere vor Hunden fürchtete, da sie als Kind beim Fahrradfahren von einem ins Bein gebissen worden war. »Ich hab Glück gehabt und einen frühen Flug erwischt … ein sehr frühen Flug«, sagte Sarah und beäugte Hairy misstrauisch.
»Aber du wolltest doch vorher anrufen!«
»Nun, ich hab die Wegbeschreibung im Internet abgerufen und dachte, ich gehe das Risiko ein. Es ist toll hier«, fügte sie hinzu. Sie bückte sich und fasste nach dem Griff ihrer rollbaren Reisetasche. »Es ist so …«
»Ganz anders als Tucson?«
»Ja, genau«, sagte Sarah. Sie hatte abgenommen, seit Olivia sie das letzte Mal gesehen hatte. Ihr Haar war kürzer geschnitten und in einem intensiveren Rotton gefärbt, aber ihre Augen sprachen Bände. Sorgenfalten hatten sich in den Winkeln gebildet, dunkle Ringe verliehen ihnen einen gehetzten Ausdruck.
»Trautes Heim, Glück allein«, scherzte Olivia, während Sarah sie auf Armeslänge von sich hielt.
»Du siehst großartig aus.«
»Du auch.«
»Du brauchst nicht zu schwindeln. Ich
weiß,
wie ich aussehe.« Sie trugen jede eine Tasche hinein. Als sie an dem kleinen Bücherregal vorbeikamen, warf Sarah einen Blick in den Spiegel darüber. »Uuh, sieh dir das an. In den letzten zwölf Monaten bin ich um zwanzig Jahre gealtert.« Sie schüttelte den Kopf. »Dieser Mist mit Leo bringt mich um. Ich kann nicht fassen, das er sich von mir scheiden lassen will.«
»Lass uns jetzt nicht darüber sprechen, wir haben später noch jede Menge Zeit dazu.« Olivia ging Richtung Treppe. »Hier entlang, ich zeige dir dein Zimmer.«
»Genau wie der Page im Ritz.«
»Exakt.«
Sarah brachte ein kleines Lachen zustande. Sie gingen Stufen hinauf und verstauten ihre Sachen in dem zweiten Schlafzimmer. Doch als sie ein paar Minuten später
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