Danger - Das Gebot der Rache
Gründe, weswegen ich mich bei dir melde. Ich habe es erst heute Nachmittag herausgefunden, bevor ich zum Tatort gerufen wurde. Jetzt ist die erste Möglichkeit, mit dir zu telefonieren.«
Olivia atmete tief durch. Versuchte, sich zu beruhigen. Es funktionierte nicht. »Wie hast du es herausgefunden?«
»Einer der Ex-Ehemänner deiner Mutter hat es mir erzählt. Oscar Cantrell.«
»Der Besitzer von Benchmark Realty.«
»Genau der. Bernadette hat eines Abends etwas zu viel getrunken und alles ausgeplaudert. Ich muss mit ihr reden.«
»Da verschwendest du deine Zeit.« Olivia lehnte sich gegen den Tisch und blickte auf die Veranda hinaus. Eine Krähe hüpfte über das Geländer. »Ich habe bereits mit ihr über meinen Bruder gesprochen. Entweder weiß sie es nicht, oder sie will nicht sagen, wer ihn adoptiert hat. Ich habe keine Ahnung, ob sie das über einen Anwalt hat laufen lassen oder ob meine Großmutter die Sache selbst in die Hand genommen hat.«
»Das Department geht bereits die Akten des County und des Bundesstaates durch«, sagte Bentz. »Außerdem die sämtlicher Krankenhäuser.«
»Ich glaube nicht, dass Bernadette zur Geburt in einem Krankenhaus gewesen ist«, gab Olivia zu bedenken. »Meine Großmutter hat in ihrem Leben viele Dinge gemacht. Unter anderem hat sie Kinder auf die Welt gebracht, obwohl sie nicht als Hebamme zugelassen war.«
»Glaubst du, deine Mutter ist vor der Geburt zu einem Arzt gegangen?«
»Das ist sehr, sehr unwahrscheinlich.«
»Ich muss auflegen«, sagte Bentz. »Jemand klopft bei mir an. Pass auf dich auf. Wenn du irgendetwas siehst oder wenn du spürst, dass du in Gefahr bist, ruf mich an.«
»Versprochen«, sagte sie. »Und jetzt schnapp diesen Kerl endlich.«
»Ich arbeite daran.«
Kristi war sauer. Sie warf sich auf den Beifahrersitz des Jeeps und verschränkte die Arme vor der Brust. »Drei Stunden«, sagte sie, als ihr Vater den Motor anließ. »Ich habe drei verfluchte Stunden gewartet!«
»Ich habe dich angerufen«, betonte Bentz. »Und dir gesagt, dass ich aufgehalten wurde.«
Sie starrte aus dem Fenster und wünschte sich, ihr Dad wäre überall anders beschäftigt als bei der Mordkommission. Sie hasste seinen Beruf. Es nervte, das Kind eines Polizisten zu sein.
Er fuhr von dem Parkplatz neben Cramer Hall. »Ich hatte dir angeboten, jemanden zu schicken, der dich abholt.«
»Ich hätte mir eine Mitfahrgelegenheit suchen können«, grummelte sie, »wenn ich gewusst hätte, dass du zu beschäftigt sein würdest …«
»Es war wichtig.«
»Es ist immer wichtig«, schleuderte sie ihm entgegen. Warum war sie nicht einfach dageblieben? In diesem Augenblick hätten Brian und sie ein Bier trinken und sich küssen können, während sie so taten, als würden sie lernen … Stattdessen würde sie die nächsten vier Tage in der Wohnung ihres Vater rumhängen, Anrufe von Jay abwimmeln und sich wünschen, sie wäre wieder im All Saints. Während sich andere Jugendliche um diese Jahreszeit nach ihrem Zuhause sehnten, hatte Kristi jetzt schon keine Lust mehr auf die Keksschachtel vom Apartment, aus der Rick angeblich eines Tages ausziehen wollte. Was wohl kaum passieren würde. Es gefiel ihm dort, und jetzt, da sie nicht mehr bei ihm lebte … Sie verspürte einen schuldbewussten Stich. Er bezahlte ihr das College, das einen Haufen Geld kostete. Solange sie studierte, würde er sich von seinem Gehalt kaum etwas anderes leisten können. Trotzdem war sie sauer. Richtig sauer.
»Mom hat mich nie zu spät abgeholt«, beschwerte sie sich und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Bentz die Lippen zusammenkniff. Genau wie sie es geahnt hatte. Sie kramte nur selten die »Mom«-Waffe hervor, nur wenn sie wirklich wütend war. Und das war sie heute, also holte sie die lange Klinge aus der Schublade und stieß sie ihrem Vater direkt ins Herz. Sie beschloss, noch ein wenig daran zu drehen. »Ich hasse es, dass du ein Cop bist. Mom hat es auch verabscheut.«
»Als sie mich geheiratet hat, wusste sie, dass ich zur Polizei gehen würde.« Er stellte den Scheibenwischer an.
»Aber
ich
hatte keine Wahl.«
»Keiner kann sich seine Eltern aussuchen«, sagte er, ohne viel die Lippen zu bewegen, und warf ihr einen scharfen Blick zu. »Du hast eben Glück gehabt.«
Machte er Witze? Nein. Er wirkte ganz und gar nicht lustig. Und genau das war das Problem. Detective Rick Bentz war immer so verdammt ernst. Konnte sich kaum zu einem Lächeln durchringen. Nicht, dass sie ihm in letzter
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