Danger - Das Gebot der Rache
Der Redakteur blickte feierlich in die Kamera. »Und jetzt, kaum sechs Monate später, werden die Straßen von New Orleans erneut von einem Serienmörder unsicher gemacht. Ist der Rosenkranzmörder zurückgekehrt? Oder handelt es sich um eine neue Bedrohung? Bleiben Sie dran …«
Olivia schaltete ab. Allein schon Bentz auf dem Bildschirm zu sehen, machte sie mehr als wütend. Ja, sie verstand seine Bedenken, eine Beziehung mit ihr einzugehen, aber es war schließlich nicht so, dass sie gleich einen Heiratsantrag erwartete – den sie ohnehin nicht angenommen hätte. Auch sie ging Beziehungen, die womöglich in eine Ehe mündeten, tunlichst aus dem Weg. Seit sie herausgefunden hatte, dass ihr Verlobter sie mit ihrer besten Freundin betrog, hatte sie beschlossen, dass eine Heirat für sie nicht in Frage kam – zumindest nicht in absehbarer Zukunft –, und ihre biologische Uhr konnte ruhig noch eine Weile weiterticken.
Suchst du dir deshalb immer Männer aus, die für dich tabu sind?
»Nein«, sagte sie so laut, dass Hairy S. knurrte. Sie verdrängte alle Bilder von Bentz aus ihrem Kopf und verbrachte die nächsten zwei Stunden in ihrem Arbeitszimmer, wo sie sich auf ihre Seminare in der kommenden Woche vorbereitete. Als sie Scheinwerfer auf der Zufahrt bemerkte, rannte sie die Treppe hinunter und riss die Tür auf, noch bevor Vater McClaren die Möglichkeit zum Anklopfen hatte.
»Ich habe Sie erwartet«, erklärte sie und bemerkte, dass er an diesem Abend ein schwarzes Hemd, eine schwarze Baumwollhose und seine Lederjacke zu seinem Priesterkragen trug.
»Und Sie sind eine Hellseherin. Wie Ihre Großmutter, das haben Sie doch mal erwähnt.«
»Hab ich auch erwähnt, dass das eine Riesenlast ist? Kommen Sie rein.« Sie führte ihn in die Küche und gab ihm seine Brieftasche. Mit einem Blick auf den Hund sagte sie: »Ich glaube, er hatte nicht genug Zeit, um echten Schaden mit Ihren Kreditkarten anzurichten. Aber er könnte im Internet eingekauft haben. Lassen Sie mich wissen, wenn Sie Abbuchungen für Flohhalsbänder und Hundekekse entdecken, ich werde dafür sorgen, dass er Ihnen das Geld zurückzahlt.«
James grinste. »Ich werde meine Kontoauszüge genau unter die Lupe nehmen.«
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
Er zögerte, und sie erwartete schon eine schlagfertige, vielleicht sogar anzügliche Antwort, doch er sagte nur: »Nein danke.«
»Wie wär’s mit einem Glas Wein?«, fragte sie. Sie mochte seine Gesellschaft. Wollte, dass er blieb.
Wieder dieses Zögern in seinen blauen Augen, die Unentschlossenheit. »Gern.
Ein
Glas.« Er blickte sich in dem kleinen Cottage um. »Sie haben gesagt, Sarah sei fort. Über Nacht?«
»Nein, sie ist nach Tucson zurückgeflogen.« Olivia öffnete die Kühlschranktür. »Leo will die Scheidung. Ehefrau Nummer zwei steht bereits in den Startlöchern.« Sie reichte Vater James die Flasche und einen Korkenzieher, dann nahm sie ein Stück Brie heraus und holte eine Schachtel Cracker aus dem Schrank, die kurz über das Verfallsdatum waren.
»Wie hat sie es aufgenommen?«, erkundigte er sich, griff nach zwei Gläsern und schenkte den Wein ein.
»Besser, als ich erwartet hatte. Vielleicht, weil sie mit Ihnen geredet hat.«
»Das bezweifle ich.« Er reichte Olivia ein Glas und stieß mit ihr an. »Zum Wohl«, sagte er.
»Auf die neue Freundschaft.«
»Und auf das Glück.«
»Meinen Sie, ich kann Sie dazu überreden, noch einmal ein Feuer im Kamin zu machen?«, fragte sie. »Sie haben Ihre Sache gestern Abend großartig gemacht.«
»Mit Ihren Schmeicheleien erreichen Sie alles«, sagte er. »Mal sehen, was ich tun kann.« Zusammen trugen sie trockene Eichenscheite und Kleinholz ins Wohnzimmer. Olivia knüllte Zeitungspapier zusammen, und Vater James machte viel Wirbel um einen »Rückstau« im Abzug, dann steckte er das Papier und das Anzündholz zwischen die Scheite und riss ein Streichholz an.
»Perfekt«, sagte Olivia, als sich die hungrigen Flammen über den trockenen Zunder hermachten.
»Warten wir’s ab … das braucht ein bisschen Zeit. Manchmal brennt es erst kräftig und geht dann aus. Man muss achtsam und geduldig sein.«
»Sind Sie das?«
»Hmm.« Er warf ihr einen Blick zu, und sie fragte sich, ob sie immer noch über das Feuer sprachen.
»So ist es doch mit allem, oder?«
»Nur mit den guten Dingen.«
Sie nippten an ihrem Chardonnay, unterhielten sich, und Vater James entspannte sich ein wenig, nahm sogar noch ein zweites Glas. »Sie
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