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Danger - Das Gebot der Rache

Danger - Das Gebot der Rache

Titel: Danger - Das Gebot der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
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war.
     
    »Nein!«
    Olivias Knie gaben nach. Sie war gerade damit beschäftigt, im Third Eye kleine Pyramiden zu polieren, als sie ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe auffing. Doch hinter ihrem eigenen Abbild bemerkte sie etwas Dunkles, ein verzerrtes Gesicht, breit und böse. Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie eine kleine, fein geschliffene Klinge angesetzt wurde. Blut spritzte. Sie stürzte in die Auslage, riss Kerzenhalter, Weihrauchgefäße und Bilderrahmen um.
    »Was zum Teufel ist denn los?«, fragte Tawilda, die den Perlenvorhang beiseiteschob und Olivia, den Kopf in den Händen, zu Boden sinken sah. »Olivia? Mein Gott, geht es dir gut? Soll ich die 911 anrufen?« Sie hatte bereits ihr Handy aus der Tasche gezogen und kniete sich neben Olivia.
    »Nein«, flüsterte Olivia. Ihr Kopf pochte. Tränen verschleierten ihren Blick.
    »Nun, in meinen Augen siehst du gar nicht gut aus. Eher so, als hättest du ein Gespenst gesehen. Ich werde …«
    Die Ladentür wurde aufgestoßen, die Glockenspiele läuteten. Rick Bentz blickte sich um, sprang über einen Aussteller mit außergewöhnlichem Weihnachtsschmuck und landete neben Olivia. »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Sie ist zusammengebrochen«, erklärte Tawilda. »Was zum Teufel machen Sie hier? Ich dachte, sie hätte Ihnen den Laufpass gegeben.«
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er und ignorierte Olivias Chefin.
    »Ja, aber er schlägt wieder zu«, sagte sie zitternd.
    Bentz schlang die Arme um sie, und sie klammerte sich an ihn.
    »Ts, ts, ts, das ist doch wohl die Höhe«, tadelte Tawilda, doch weder Olivia noch Rick beachteten sie.
    »Sag mir, was du gesehen hast«, drängte Rick.
    »Er hat jemanden getötet. Schnell, mit einem Messer, ich weiß nicht, ob er das geplant hatte.« Sie atmete abgehackt. »Es ist überraschend passiert … und er … er trug keine Maske, ich habe sein Gesicht gesehen.« Sie schauderte und lehnte sich an Bentz.
    »Er hat jemanden getötet? Wer? Wovon zum Teufel redest du?«, fragte Tawilda dazwischen.
    Olivia hörte sie kaum. »Aber das Bild war diesmal verzerrt. Als würde er in einen dieser Jahrmarktsbudenspiegel sehen … Er … er hat blaue Augen und dunkles Haar, glaube ich.« Sie kniff die Augen zusammen. »Ich habe einen Ring gesehen.«
    »Einen Ehering?«
    »Nein … er hatte einen Stein.« Sie bebte. »O Gott, ich glaube, das Opfer war ein Kind …« Sie drückte sich an Bentz. Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Ein Mädchen in einem langen schwarzen Kleid mit einer weißen Schürze … oder …« Sie zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Das finden wir heraus«, versprach er und gab sich Mühe, zuversichtlich zu klingen, doch es gelang ihm nicht. Ihnen lief die Zeit davon. »Kannst du den Tatort beschreiben?«
    Sie nickte. »Ich habe den Eindruck, es war in einer Kirche … Er hat das Mädchen in einer Art Kammer getötet und es dann zu einem Altar gezerrt.« Nein, da stimmte etwas nicht, das Opfer hatte keine Haare. Sie schluckte und blickte über Bentz’ Schulter zu einem Ständer mit Mardi-Gras-Ketten, aber er wusste, dass sie nicht den Ständer betrachtete, sondern nach innen blickte und sich die Szene, die sie in ihrer Vision gesehen hatte, noch einmal vor Augen rief. »Ich weiß nicht, warum, aber der Ort kam mir irgendwie bekannt vor. Ich habe nur Bruchstücke gesehen. Es war so brutal, und der Mörder … der Mörder war außer sich vor Wut.« Wieder schauderte sie in seinen Armen, doch als würde sie plötzlich bemerken, wie nahe sie sich waren, riss sie sich zusammen und rückte vorsichtig von ihm ab. Sie biss sich auf Lippe. »Es könnte in St. Lukas passiert sein«, sagte sie, und ihre Augen verdüsterten sich. »Ich habe die leuchtenden Farben eines Buntglasfensters gesehen, das ich aus der St.‑Lukas-Kathedrale kenne. Auch das war verzerrt, aber ich bin mir fast sicher.«
    Bentz’ Eingeweide verkrampften sich. »Dann werde ich das besser mal überprüfen.« Er griff nach seinem Handy, um vorab bei der Polizeistation anzurufen, aber ihre Finger schlossen sich um sein Handgelenk.
    »Ich komme mit.«
    »Das tust du nicht.«
    »Sie haben gehört, was die Dame gesagt hat«, schaltete sich Tawilda ein, »und Sie sehen, was sie durchmacht. Ich denke, Sie sollten sie mitnehmen.«
    »Wenn nicht, komme ich eben einfach nach«, beharrte Olivia. »Nein!«, rief sie plötzlich, als wäre ihr ein Licht aufgegangen. »Es war kein Kleid! Es war ein

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