Danger - Das Gebot der Rache
gegen ihn lief, hatte ihm sein Anwalt geraten, präzise zu antworten und nicht mehr preiszugeben als unbedingt nötig.
Gott sei Dank gingen die Beamten eine gute Stunde später. Brian trat ans Fenster und blickte durch die schmutzigen Scheiben auf den von einer Straßenlaterne erhellten Parkplatz. Innerhalb von Minuten erschienen die beiden am Ausgang und stiegen in einen Jeep. Bentz setzte sich ans Steuer. Warum zum Teufel waren sie den ganzen langen Weg hierhergekommen? Warum hatten sie so ernst mit ihm gesprochen? Ein ungutes Gefühl beschlich ihn.
Er dachte daran, Kristi anzurufen und ihr die Leviten zu lesen, dann entschied er sich dagegen. Aber er würde sie heute Abend nicht mehr treffen, ohnehin würde er jetzt zu spät zu ihrer Verabredung kommen. Vermutlich würde Bentz seine Tochter besuchen, und Bentz war die letzte Person, der Brian erneut begegnen wollte. Nein, er brauchte Zeit zum Nachdenken. Was hatte er überhaupt mit der Tochter eines Cops zu tun?
Brian ging zum Kühlschrank und nahm sich ein Bier. Er war gerade dabei, es zu öffnen, als es erneut klingelte. Scheiße. Nicht schon wieder die Cops! Er nahm einen kräftigen Schluck und ging zum Fenster. Der Jeep war fort. Gut.
Wer konnte dann vor der Tür stehen? Er grinste und glaubte, die Antwort auf diese Frage zu kennen.
Die Nervosität, die er während des Besuchs der beiden Detectives verspürt hatte, war verflogen. Was Kristi anbelangte, so war ihre Beziehung ein wenig abgekühlt, seit sie von ihrem Thanksgiving-Besuch bei ihrem Vater zurückgekehrt war. Nicht, weil Brian sie nicht sehen wollte, sondern weil er es für besser hielt, sich ein wenig rar zu machen. Er spürte, dass sie die Herausforderung liebte – als wäre er genau das für sie. Vielleicht käme er so zum Zug. Wie das wohl ihrem alten Herrn gefallen würde?
Es klingelte erneut, und er rief: »Ich komme!«, dann murmelte er: »Immer mit der Ruhe!« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, ging zur Tür und öffnete sie. Das Lächeln auf seinem Gesicht entglitt ihm, als er den Mann erkannte, der im Flur stand. »Was machen Sie denn hier?«, fragte er, eine Sekunde bevor er den Elektroschocker sah. »He, warten Sie!«
Doch es war zu spät. Er spürte den Stoß, fiel hintenüber und sah sein Bier auf den Fußboden prallen.
»Ist er ein Verdächtiger, Dad? Wirst du ihn festnehmen?«, fragte Kristi und ignorierte den Hotdog und die Coke, die ihr Vater ihr gekauft hatte. Montoya und er hatten sie zu einem schnellen späten Abendessen in eine kleine Hamburger-Bude ganz in der Nähe des Campus ausgeführt, wo Bentz die Bombe hatte platzen lassen: Er hatte zugegeben, mit Brian geredet zu haben. Ein paar Kommilitonen hingen am Tresen herum, und Kristi wandte den Kopf ab, wollte nicht mit ihrem Vater gesehen werden, wenn er im Dienst war.
»Sagen wir mal, er ist für die Polizei von einem gewissen Interesse.« Ihr Vater saß ihr an dem Tisch mit der Kunststoffplatte gegenüber, durch und durch Profi.
»›Von einem gewissen Interesse.‹ Was zum Teufel bedeutet das denn?«
»Dass ich ihn im Auge behalten werde.«
»Nein!« Am liebsten hätte sie ihren alten Herrn geschüttelt, damit er wieder zu Sinnen kam. »Du versuchst wohl gerade, mein Leben zu ruinieren!« Sie warf Montoya einen scharfen Blick zu. »Er schikaniert Brian doch nur, weil ich mit ihm ausgehe, oder?«
»Nein. Der Typ könnte Dreck am Stecken haben.« Montoya war anders als sonst, härter, zornig. Als würde dieser Fall auch ihm an die Nieren gehen.
»Was ist mit ›unschuldig, solange die Schuld nicht bewiesen ist‹? Mein Gott, Dad, lass mir doch ein bisschen Raum zum Atmen!«
»Der Kerl ist gefährlich.«
»Der Killer ist gefährlich, Dad. Nicht Brian. Ich
kenne
ihn. Er ist kein Mörder.«
»Unsinn. Ich will, dass du mit nach Hause kommst, und zwar sofort.« Bentz richtete sich zu voller Größe auf. »Es ist hier nicht sicher.«
»Für wen? Für alle? Oder nur für mich? Hast du vor, das gesamte College nach Hause zu schicken, weil du denkst, einer der Assistenten könnte etwas über die Morde wissen?«
Bentz presste die Zähne zusammen. »Nein, das kann ich wohl nicht, aber ich kann Brian Thomas festnehmen. Ich habe genug gegen ihn in der Hand, um ihn für eine Weile festzuhalten.« Das stimmte nicht, er hatte nichts Konkretes, nur sein Bauchgefühl. Außerdem traf sich dieser Widerling mit seiner Tochter. Bentz hatte die Wasserpfeife und das Leergut in seinem Apartment gesehen. Er konnte ihn
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