Danger - Das Gebot der Rache
identifiziert.« Er griff nach seiner Waffe und stieß die Tür zu Kristis Zimmer auf.
»Was soll das denn?«, fragte Kristis Zimmergenossin, die sich mit ihrem Schreibtischstuhl zu ihnen umdrehte.
»Ich suche nach meiner Tochter. Wo ist sie?« Panik schnürte seine Brust zusammen.
Lucretia verdrehte die Augen. »Hat sie gewusst, dass Sie kommen? Sie ist vor einer halben Stunde gegangen.«
»Wohin?«, fragte er. Sein Herz raste vor Furcht.
»Keine Ahnung. Sie wollte sich wohl mit Brian Thomas treffen …«
Den Rest hörte er nicht mehr. Er war bereits auf halbem Weg hinunter in die Eingangshalle.
»Nein, das ist er nicht«, beharrte Olivia und schüttelte nachdrücklich den Kopf, während sie ein Foto von Brian Thomas betrachtete.
»Das muss er sein.« Bentz starrte sie von seinem Schreibtischstuhl im Department aus an. Der Tisch war übersät mit Akten, die Wandtafel hinter ihm bedeckt mit Fotos von den Tatorten, die Olivia in ihren Visionen gesehen hatte. Grauenhafte Bilder. Und jetzt war Kristi in der Gewalt des Killers. Olivias Knie gaben nach, und sie ließ sich auf einen der beiden Besucherstühle sinken.
Bentz tippte mit einem Finger auf das unscharfe Foto und beugte sich über den Schreibtisch. »Sieh noch einmal hin«, befahl er. »Das muss unser Mann sein!«
Erneut betrachtete sie das Bild.
»Es tut mir leid, Rick. Er ist es nicht, da bin ich mir sicher.« Bentz bedachte sie mit einem aufgebrachten Blick. Sie erkannte die Angst in seinen Zügen, wusste, dass er innerlich tausend Tode starb. Olivia verspürte unendliches Mitleid mit ihm. Das Mädchen konnte bereits tot sein oder entsetzliche Qualen leiden. Olivias Blut war kalt wie Eiswasser. »Ich wünschte, ich könnte helfen, aber …«
»Dann versuch es, verdammt noch mal! Nenn mir einen Namen! Deine Mutter hat gesagt, ein Ehepaar namens Thomas habe diesen Scheißkerl adoptiert, also ist das unser Mann!« Er schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch. Kalter Kaffee schwappte aus einer Tasse auf die Platte. »Verflucht!« Er wischte den sich ausbreitenden dunklen Fleck mit seinem Taschentuch auf.
»Reiß dich zusammen, Mann«, sagte Montoya, der gerade zur Tür hereinkam.
»Geh zur Hölle!« Bentz zeigte seinem Partner den Stinkefinger und steckte das Taschentuch zurück in die Tasche.
»Nur, wenn du vorangehst.«
»Ich bin längst da.«
»Dann wären wir schon zwei«, gab Montoya zurück.
»Verdammt.« Bentz hatte die Ärmel hochgekrempelt und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, das scheinbar seit Stunden keinen Kamm mehr gesehen hatte. »Bring sie runter«, sagte er und deutete auf Olivia. Ihre Blicke begegneten sich, und sie sah mehr als Furcht, eher ein tiefes Misstrauen in seinen Augen. »Lass ein Phantombild erstellen, eine Computersimulation, irgendetwas, und zwar schnell!« Er schaute auf das Foto von Kristi auf seinem Schreibtisch und schluckte. Seine Schultern sackten nach vorn, aber nur für eine Sekunde. In der nächsten wirkte er wieder durch und durch zornig, seine Halsmuskeln traten hervor, seine Lippen waren schmal. »So oder so, wir müssen diesen Hurensohn finden, und wenn wir das ganze College auseinandernehmen!« Er deutete auf Montoya. »Besorg mir Fotos von jeder männlichen Person, die in den letzten ein, zwei Jahren einen Fuß auf das Gelände des All Saints College gesetzt hat.« Bentz’ Blick richtete sich auf Olivia. »Vielleicht erkennst du ja einen von denen«, sagte er kalt, als würde er ihr nicht länger vertrauen. Genau wie vor einer guten Woche, als sie dieses Büro zum ersten Mal betreten hatte. Als würde er ihren Anblick nicht länger ertragen, wandte er sich Montoya zu. »Bring sie zu den Phantombild-Leuten!«
Das Telefon schrillte, und Bentz wandte Olivia demonstrativ den Rücken zu.
»Kommen Sie, lassen wir ein Phantombild anfertigen«, sagte Montoya, und Olivia stand auf, straffte mühsam die Schultern und folgte ihm auf hölzernen Beinen durch das zu dieser nächtlichen Stunde nur spärlich besetzte Großraumbüro und die Treppe hinunter.
Drei Stunden später hatte der Phantombildspezialist mit Hilfe des Computers ein brauchbares Bild angefertigt, und Olivia trat völlig übermüdet hinaus in den frühen Sonntagmorgen. Sie stieg in ihren SUV und überlegte, einfach umzudrehen und wieder in Bentz’ Büro zu marschieren, aber sie würde nur im Weg stehen. Sie wusste nicht, was sie ihm noch sagen sollte.
Hoffentlich konnte er seine Tochter retten und das Monster ausfindig machen.
Das
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