Danger - Das Gebot der Rache
außer Gefecht gesetzt. Sie schrie vor Schmerz.
»Sei still!«, befahl er und versetzte ihr einen groben Schlag. Sie fiel auf die Rückbank und dachte für einen Augenblick, sie hätte etwas in der morgendlichen Dunkelheit gesehen, eine Bewegung.
Helfen Sie mir!,
versuchte sie zu schreien, aber sie brachte kein Wort heraus.
Die Tür wurde zugeknallt.
Ihr mordender Scheißkerl von Bruder setzte sich ans Steuer und raste mit hoher Geschwindigkeit von der Kirche fort. Olivia lag auf den weichen Ledersitzen und blickte durch das Rückfenster des Mercedes in den Himmel, der noch so dunkel war wie die Unterwelt. Sie wusste, wenn sie nicht bald etwas tat, würde das Ungeheuer sie umbringen, sie und Sarah und Kristi.
Gib mir Kraft,
betete sie im Stillen und hoffte, dass Gott sie erhören würde.
»Ich sage Ihnen, er hat Olivia!«, schrie James die Beamtin von der Vermittlung an. Adrenalin schoss ihm ins Blut, Angst umklammerte sein Herz, als er wie ein Wahnsinniger durch den dichten Verkehr auf dem Freeway raste. »Stellen Sie mich zu Rick Bentz durch! Der Killer hat Olivia Benchet. Ich fahre ihnen nach … aber ich fürchte, dass er mich abhängt. Ich bin auf dem Freeway Richtung Norden, nach Baton Rouge!« Er sah die Schlusslichter des Mercedes drei Wagen vor sich. James ließ sich zurückfallen, obwohl er nichts über die Verfolgung von Fahrzeugen wusste, nur das, was er in den Polizeiserien im Fernsehen gesehen hatte.
»Sir, wenn Sie bitte …«
»Rufen Sie Rick Bentz an!«, wiederholte James. »
Sofort!
Sagen Sie ihm, sein Bruder, James McClaren, habe angerufen, und der Killer hat Olivia! Er hat sie vor St. Lukas überwältigt. Ihr Wagen steht noch dort. Ich bin auf der 10 Richtung Norden. Um Gottes willen, Officer, schicken Sie Hilfe!«
»Sir …«
»Er ist in einem schwarzen Mercedes unterwegs … ein älteres Modell, Nummernschilder aus Louisiana, die Nummer erkenne ich nicht. Ich komme nicht nahe genug heran!«
James war aus der Seitentür der Kirche getreten und hatte einen Priester in einer weißen Soutane gesehen, der eine schwer angeschlagene Frau in den Wagen stieß. Im Bruchteil einer Sekunde hatte James Olivia erkannt und gleich darauf ihren SUV auf dem leeren Parkplatz entdeckt. Sein eigener Wagen war um die Ecke geparkt gewesen. James war zu seinem Chevy gerannt und hatte gehört, wie der Mercedes davonraste. Jedes Gebet vor sich hin murmelnd, das er kannte, war James in seinen Wagen gesprungen und in die Richtung gefahren, die der schnittige schwarze Mercedes nahm, wobei er jegliche Geschwindigkeitsbegrenzung missachtete. Zum Glück hatte er ihn vor einer roten Ampel eingeholt. Von dort aus war er ihm gefolgt. Sein Kopf hämmerte vor Sorge, seine Hände am Lenkrad schwitzten. »Sie müssen jemanden schicken!«, schrie er die Beamtin von der Vermittlung an. »Womöglich verliere ich sie, und was auch immer Sie in die Wege leiten, rufen Sie Detective Rick Bentz an.« Sein Handy fing an zu piepsen, und die Verbindung wurde schwächer. Der Akku war leer. »Verdammt noch mal … hilf mir bitte, sie zu retten. Ich flehe Dich an. Amen.« Er warf das Handy auf den Beifahrersitz und konzentrierte sich auf den Verkehr, auf die Bänder von roten Schlusslichtern vor ihm, auf den Mercedes, der mühelos über den Freeway glitt.
Seine Finger umklammerten das Lenkrad. Nicht Olivia, dachte er verzweifelt. O Gott, nicht Olivia. Ob das seine Strafe war? Für all seine Sünden? Nein … o nein. Er bekreuzigte sich schnell und drängte die Tränen zurück, die in seinen Augen brannten. »Bitte, Vater, nimm mich … verschon sie, ich flehe Dich an … nimm zuerst mich.«
Ich müsste ihn doch eigentlich erkennen, dachte Olivia, als der Wagen von der ebenen Straße abbog. Unkraut streifte die Seiten des Mercedes, die Reifen drehten auf dem kiesigen Untergrund durch. Sarah hatte sich nicht gerührt, der Fahrer war stumm geblieben. Mehrere Male hatte Olivia versucht, die hintere Wagentür zu öffnen, doch sie war verschlossen gewesen. Also, wer war er, dieser unbekannte Bruder, und wo waren sie? Soweit sie hatte sehen können, waren sie nach Norden unterwegs, nach Baton Rouge, doch als er eine ihr unbekannte Ausfahrt vom Freeway nahm, hatte sie die Orientierung verloren. Die Lichter der Stadt lagen längst hinter ihnen … Er blickte in den Rückspiegel. Sie erstarrte. Jedes Mal, wenn er eine Bewegung von ihr bemerkte, löste er einen elektrischen Schlag aus, der brennenden Schmerz durch ihren Körper
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