Danger - Das Gebot der Rache
Jetzt sind Sie den ganzen Weg wegen nichts hier rausgekommen!«
»Nun, vielleicht auch nicht. Lassen Sie uns die Sache noch einmal durchgehen. Wenn Sie mir ganz genau erzählen, was passiert ist, finden wir vielleicht einen Hinweis.« Er schenkte ihr den Anflug eines Lächelns, und Olivia drehte sich um. Ihr Arm streifte seine Brust, der Duft ihres Parfums war betörend.
»Wenn Sie meinen.«
Sie wandte sich Richtung Treppe. Hairy S. schoss an ihr vorbei. »Ich war hier oben.«
Die alten Stufen knarrten, als er ihr folgte. Er versuchte, nicht auf ihren runden kleinen Hintern zu starren, auf die Jeans, die sich über ihren festen Pobacken spannte. Bentz zwang sich, die Augen auf die Räumlichkeiten im oberen Geschoss zu richten, das aus einem kurzen Flur, einem kleinen Bad sowie zwei Schlafzimmern unter den Dachschrägen bestand. Bentz warf einen flüchtigen Blick in den größeren Raum, der nach hinten zum Garten hinausging. Ein Himmelbett stand an einer der Wände, eine Doppelglastür führte zu einem Balkon. Schrank, Kommode sowie ein Schreibtisch mit Stuhl komplettierten die Einrichtung. Olivia ging mit Bentz in das andere Schlafzimmer. Es war kleiner und gemütlich, ein Einzelbett, eine ausziehbare Schlafcouch, Schrank, Kommode und ein Schreibtisch mit einem aufgeklappten Laptop standen darin. Lehrbücher füllten ein vom Boden bis zur Decke reichendes Regal. »Ich war hier. Habe ein paar Recherchen angestellt«, erklärte Olivia. »Alles war ganz normal, und dann bin ich die Treppe hinuntergegangen …« Wieder folgte er ihr. Diesmal betrachtete er ihr von der Sonne gesträhntes Haar, das bei jeder Stufe hüpfte. »… und als ich hier vorbeikam …« – sie blickte wieder in den Spiegel –, »… habe ich etwas gespürt.« Sie schauderte, als würde ihr plötzlich kalt. Dieses Mal berührte er sie nicht, aber er ließ sie in den Spiegel blicken, nachempfinden, was sie gefühlt hatte, Verbindung aufnehmen mit dem Monster, das durch die Straßen New Orleans’ streifte.
Er wusste nicht, wann er angefangen hatte, ihr zu glauben, doch seinem tief verwurzelten Skeptizismus zum Trotz hatte sie einen Weg gefunden, ihn zu überzeugen, dass tatsächlich ein Band zwischen ihr und dem Mörder bestand.
Und es war seine Aufgabe, herauszufinden, wodurch und auf welche Weise.
»Ich fühle ihn nicht«, flüsterte sie. »Er ist fort.« Sie schüttelte den Kopf und seufzte, dann drehte sie sich zu Bentz um und blickte ihn an. »Aber ich habe ihn gefühlt. Vorhin. Ich habe ihn heute Abend gefühlt.«
»Ich weiß.« Er schaute ihr in die Augen, und etwas in seinem Innern geriet ins Wanken. Eine Mauer, die er so mühevoll errichtet hatte, begann zu bröckeln. Olivia wirkte so ernst, wie sie da im dämmrigen Licht stand, das aus dem Wohnzimmer in den Flur fiel. Ihre goldenen Augen waren sorgenumwölkt, das Gesicht mit den hohen Wangenknochen angespannt.
»Sie glauben mir?«
»Ich glaube Ihnen, dass Sie etwas gesehen haben, ja. Ich weiß nicht, wie es möglich ist, aber ich denke, dass Sie irgendwie mit dem Mörder in Verbindung stehen.«
»Du liebe Güte«, flüsterte sie, »aber wie nur?«
»Das ist es, was wir herausfinden müssen.« Er wollte sie trösten. Seine Arme um sie schlingen und sie festhalten. Sie auf den Scheitel küssen und anschließend ihre Lippen. Aber er tat es nicht. Trotz seiner Gefühle riss er sich zusammen. Er war schon tief genug in diese Sache verstrickt.
Zu seiner Überraschung ergriff sie jedoch die Initiative, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen federleichten Kuss auf die Wange. »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte sie mit rauher Stimme, dann räusperte sie sich verlegen. »Nehmen Sie doch Platz«, sagte sie und deutete aufs Wohnzimmer. »Ich bringe Ihnen ein Bier.«
Bentz begnügte sich mit einem aromatisierten Kaffee und setzte sich in eine Ecke der Couch. Olivia machte es sich am anderen Ende bequem. Der Hund sprang auf das Kissen zwischen ihnen und drehte sich dreimal im Kreis, bevor er sich niederplumpsen ließ. Bentz stellte Dutzende von Fragen. Sie antwortete so gut es ging, doch letztlich erfuhr er nichts, was ihnen helfen konnte. »Sie haben also keine Ahnung, wer er ist oder die Frau, hinter der er jetzt her ist?«
»Nein … ich habe nur ihren Rücken gesehen. Sie war im Laufschritt unterwegs, und ich hatte den Eindruck, dass sie jung war. Er ist ihr durch mehrere kleine Straßen gefolgt, die ich nicht kannte, an großen, gepflegten Gebäuden
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