Danger - Das Gebot der Rache
vorbei und über eine verkehrsreiche Straße in einen Geschäftsbezirk. In welchen, weiß ich nicht«, gab sie zu. »Die junge Frau ist in eine Bar geeilt – ich habe Neonschilder gesehen, ein pinkfarbenes Martiniglas.«
Das war immerhin etwas. Aber nicht viel. »Es gibt Hunderte von Bars in der Gegend.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob es in New Orleans war.«
»Wo dann?«
»Keine Ahnung.« Sie tranken ihren Kaffee, und er stellte ihr abermals Frage um Frage, ihre Vision, ihre Familie, ihre »Gabe« betreffend. Es führte zu nichts. Sein Handy klingelte, und er ging dran.
»Hab deine Nachricht bekommen«, sagte Montoya. »Was ist los?«
Bentz erklärte es ihm, und Montoya stieß einen unterdrückten Fluch aus. »Dann sieht’s also so aus, als hätten wir einen weiteren Fall.«
»Hoffentlich nicht. Sie hat dieses Mal keinen Mord beobachtet. Nur eine Verfolgung.«
»Das reicht doch«, knurrte Montoya. »Hat sie so etwas zuvor schon einmal gesehen?«
»Nein. Diese Frage habe ich ihr auch gestellt.«
»Jetzt bekommt sie also häufiger diese … ähm … ›Einblicke‹. Vielleicht ist das ja gut. Vielleicht kann sie etwas aufschnappen, bevor er wieder zuschlägt.« Montoya kaufte ihr die Geschichte also auch ab. Es blieb ihm schließlich nichts anderes übrig. Es war alles, was sie hatten.
Bentz legte auf, stellte Olivia noch ein paar Fragen, versicherte sich, dass sie sich beruhigt hatte, und dann beschloss er, sich zu verabschieden. »Rufen Sie mich jederzeit an, wenn etwas passiert«, sagte er und ging zur Tür. Sie hob einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln. »Das mache ich.«
»Sie sollten sich wirklich eine Alarmanlage anschaffen.« Er griff nach dem Türknauf und zögerte. »Dann hätte ich ein besseres Gefühl.«
»Machen Sie sich etwa Sorgen um mich, Detective?«, fragte sie amüsiert.
»Ja, allerdings.«
»Weil ich die einzige Zeugin bin, die Sie haben?« Sie neckte ihn, flirtete mit ihm.
»Ja, genau das ist der Grund«, sagte er und beobachtete, wie sie zweifelnd eine Augenbraue hochzog. »Das – und die Tatsache, dass ich es nur sehr ungern sähe, wenn Ihrem hübschen Hintern etwas zustößt.«
Sie lachte. »Und was ist mit dem Rest von mir?«
»Das versteht sich von selbst.«
»Sie sind ein echter Charmeur, hab ich recht, Bentz?«
»Ich gebe mein Bestes.« Er öffnete die Tür, zögerte wieder, und dann, wohl wissend, dass er einen der größten Fehler seines Lebens machte, murmelte er: »Ach, zum Teufel«, und legte die Arme um sie. Olivia schnappte nach Luft, als er sich zu ihr hinabbeugte, sie von den Füßen hob und sie küsste. Als er sie wieder hinunterließ, war sie völlig außer Atem. »Leg dich nicht mit mir an, Benchet«, sagte er mit einem Zwinkern. »Und sperr nur ja die Tür hinter mir ab.«
Olivias Kopf schwirrte. Sie sah zu, wie er in seinen Jeep stieg, schloss die Tür und legte den Riegel vor. Dann ließ sie sich gegen die betagte Täfelung sacken und fragte sich, warum sie ihn gelockt, warum sie mit ihm geflirtet hatte.
Weil du einsam und verängstigt bist, und weil Rick Bentz so höllisch sexy ist.
Sie hörte den Motor seines Jeeps aufheulen und langsam leiser werden, als sich der Wagen entfernte. Das Haus kam ihr plötzlich leer vor. Nicht mehr gemütlich.
Du darfst dich nicht in ihn verlieben,
ermahnte sie sich.
Auf gar keinen Fall, das kannst du drehen und wenden, wie du willst. Du bist bloß verängstigt, und er ist ein kräftiger, starker Mann, jemand, an den du dich anlehnen kannst.
Das musste der Grund sein. Und trotzdem: Als sie ihre Lippen mit den Fingerspitzen berührte, stellte sie sich noch einmal seinen Kuss vor und gab sich dann geschlagen: Sie machte sich etwas vor.
Wenn sie nicht aufpasste, würde sie sich in Detective Rick Bentz verlieben, und das konnte nur in einer Katastrophe enden.
Kristi war bei ihrem zweiten Bier und ziemlich sauer. Sie hatte in der Bar ein paar Freundinnen getroffen und tat so, als wäre alles gut, aber das stimmte nicht. Als sie Brian entdeckte, der sich zwischen den Tischen hindurch zu ihrer Sitznische schlängelte, wandte sie sich ab und blickte angestrengt aus dem Fenster.
»Sieh nicht hin«, flüsterte Marianne, die ihr gegenübersaß, und nahm einen Zug von ihrer Zigarette, »aber ich glaube, er ist hier, um vor dir zu Kreuze zu kriechen.«
»Gut. Ich hoffe, er verrenkt sich dabei.«
»Gib ihm eine Chance und hör dir an, was er zu sagen hat«, schlug Jennie vor und nahm sich eine Handvoll
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