Danger - Das Gebot der Rache
konnte, dass die Affäre schon zu Ende gewesen war, noch bevor sie richtig begonnen hatte. Ihr Geständnis hatte Bentz aus heiterem Himmel getroffen, und er wäre fast zum Alkoholiker geworden, doch er hatte das Ruder noch einmal herumgerissen und keine Sekunde lang bedauert, Kristi als sein eigenes Kind akzeptiert zu haben. »Hör zu«, sagte er zu Montoya, »was mir passiert ist, hat keinerlei Bedeutung mehr.«
Montoya schnaubte. »Und warum bist du dann mit keiner anderen Frau zusammen?«
»Vielleicht bin ich zu beschäftigt.«
»Womit? Mit der Arbeit? Du liebe Güte, Bentz! Wir brauchen alle ein Sozialleben!«
»Tatsächlich?« Er rutschte auf seinem knarzenden Schreibtischstuhl nach vorn.
»Ja, und komm mir jetzt nicht mit diesem Mist, du seist zu alt. Du musst mal rauskommen, mal mit jemandem ausgehen, Bentz. Unbedingt.«
»Du gehst doch genug für uns beide aus.«
»Inzwischen nicht mehr«, sagte Montoya augenzwinkernd. »Ich hab dir doch erzählt, dass ich neuerdings monogam lebe.«
»O ja, richtig.«
»Es stimmt. Ich habe eine wunderbare Frau kennengelernt.
»Du lernst jede Woche eine wunderbare Frau kennen.«
»Die hier ist anders.«
»Bis zur nächsten Woche.«
Montoya grinste spöttisch und ging nicht weiter auf die Frotzelei ein. »Okay, du denkst also, wir haben einen Serienmörder in unserer schönen Stadt. Was ist mit der Presse?«
»Jaskiel berät sich mit dem Beamten für Öffentlichkeitsarbeit. Später gibt es eine Presseerklärung und eine Pressekonferenz.«
»Wirst du dabei sein?«
»Wenn man mich nicht darum bittet, nein. Jaskiel will sich darum kümmern und sicherstellen, dass die richtigen Informationen an die Öffentlichkeit gelangen.« Die Tatsache, dass die Polizei trotz allem wichtige Informationen zurückhalten würde, musste nicht extra erwähnt werden. Es gab immer wieder verrückte Trittbrettfahrer, die behaupteten, der Mörder zu sein, nur um Aufmerksamkeit zu erregen. Bentz beugte sich vor und klopfte mit seinem Stift auf den Schreibtisch. »Gibt’s was Neues von dem Brandvideo?«
»Das Labor arbeitet noch daran. Ich habe einzelne Bilder gesehen. Bisher hat sich nichts ergeben. Der Kerl, der den Film aufgenommen hat, will allerdings sicherstellen, dass er die Rechte darauf hat. Du weißt schon, falls sich das Band als wichtig für den Fall erweisen sollte.«
»Warum? Will der
Enquirer
eine Kopie kaufen?«
»Das scheint seine Hauptsorge zu sein, ja. Es geht das Gerücht von einem Serienmörder, und Henderson ist schlagartig davon überzeugt, dass sein Video so wertvoll ist wie der Film über den Mord an John F. Kennedy.«
»Na, großartig. Hat er denn keine vorläufige Verzichtserklärung unterschrieben?«
»Doch, aber jetzt hat er sich einen Rechtsanwalt genommen. Nach der Presseerklärung wird er sich mit Sicherheit ziemlich laut zu Wort melden.«
»Soll er doch«, brummte Bentz, gerade als das Telefon klingelte. Er nahm noch vor dem zweiten Klingeln ab. »Bentz.«
Eine Sekretärin informierte ihn, dass Dustin Townsend gekommen sei. »Schicken Sie ihn hoch«, bat Bentz, und binnen fünf Minuten stand ein völlig aufgelöster Mann bei ihm in der Tür. Townsend war um die dreißig, hatte einen Glatzenansatz und einen leichten Bierbauch. Seine Augen waren blutunterlaufen. »Können Sie schon etwas sagen?«, fragte er nervös, nachdem sie sich kurz vorgestellt hatten.
»Nicht bevor wir einige Tests und Abgleichungen vorgenommen haben. Im Augenblick wird der Zahnstatus überprüft.«
»O Gott, das kann doch nicht Stephanie sein«, stammelte er. Sein Gesicht war aschfahl, sein Kinn zitterte. »Ich meine, ich habe sie am Freitagnachmittag noch gesehen. Nein … es muss eine andere Erklärung geben.«
»Das hoffe ich«, sagte Bentz, ohne Montoya einen Blick zuzuwerfen. Wie oft hatten sie sich schon die Befürchtungen ungläubiger Familienmitglieder angehört? Unglücklicherweise hatte jedes Opfer eine Familie und Freunde – Geliebte, Eltern, Kinder, Geschwister –, irgendjemanden, der sich sorgte. »Ist darin ein Foto von Stephanie?«, fragte er und deutete auf eine kleine Tüte, die Townsend fest umklammert hielt.
»Oh … ja. Ich, ähm, ich habe Ihnen ein paar Fotos mitgebracht.« Er reichte Bentz die Tüte – zusammen mit einem Set Fingerabdrücke. Nur für den Fall, dass sie welche brauchen sollten.
Townsend war mehr als bereit, die drei Aufnahmen einer ausgesprochen hübschen, strahlenden jungen Frau vor Bentz auszubreiten. Auf einer war sie in
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