Danger - Das Gebot der Rache
viele Hörer.«
»Dann hören die es doch in den WSLJ -Nachrichten.«
»Manche von ihnen schalten aber nicht zu den Nachrichten ein. Sie würden weitaus mehr Leute erreichen, wenn Sie in meine Sendung kämen.« Jetzt war sie in ihrem Element, fuchtelte ausdrucksvoll mit den Händen, als könnte sie Bentz allein mittels ihrer Gestik und ihres koketten Lächelns überzeugen. »Sie würden der Stadt einen Gefallen tun, Detective. Sagen Sie einfach, dass Sie darüber nachdenken werden.«
»Gut«, lenkte er ein, »ich werde darüber nachdenken. Aber erwarten Sie nicht zu viel. Und Samantha, bitte lassen Sie es mich wissen, wenn irgendein besorgniserregender Anruf eingeht.«
»Wenn sie das täte, wäre sie ihren Job los«, scherzte Trish.
Sam ignorierte sie. »Sie werden es als Erster erfahren«, versprach sie. »Danke für die Warnung. Ich werde Ty sagen, dass Sie zur Hochzeit kommen.«
»Das werde ich mir um nichts in der Welt entgehen lassen«, schwindelte Bentz und wandte sich zum Gehen. Seine Erfahrung mit der Ehe hatte ihn äußerst skeptisch gemacht. Sosehr er Samantha Leeds und Ty Wheeler auch Glück wünschte, glaubte er doch kein bisschen an den segensreichen Stand der Ehe.
Olivia stieg aus der Badewanne. Der Raum war dampfig und warm. Sie rubbelte sich kräftig ab und rieb sich mit Öl ein. Es war ein langer Tag gewesen. Emotional auslaugend. In Gedanken ging sie noch einmal die Szenen mit ihrer Mutter durch, mit Bentz und schließlich mit Vater McClaren. Die Kopfschmerzen, die seit ein paar Stunden in einer Ecke ihres Schädels pochten, hatten sich nicht vertreiben lassen. Sie hatte zwei Ibuprofen genommen und sich über eine halbe Stunde in der Wanne einweichen lassen, bis das Wasser langsam kalt wurde, in der Hoffnung, den Stress des Tages abzulegen und die Migräne in Grenzen zu halten.
Es funktionierte nicht. Als sie in ihren Bademantel schlüpfte, erblickte sie sich im Spiegel. Sie hatte ihr Haar hochgesteckt, und nasse Strähnen umrahmten ihr Gesicht. Das Glas war beschlagen und verzerrte ihr Abbild. Kondenswasser rann in kleinen Bächlein hinab, teilte den Beschlag und machte den Blick frei – nicht nur auf ihr eigenes Spiegelbild, sondern auf etwas Dunkleres, das unter der Oberfläche lauerte.
»O nein«, flüsterte sie. Fast wäre ihr das Herz stehengeblieben.
Nicht schon wieder.
Sie konnte einen flüchtigen Blick auf ein großes Holzrad werfen, wie ein übergroßes Wagenrad mit Zacken. Es drehte sich langsam, dann verschwand es in der beschlagenen Spiegelfläche. Olivias Magen krampfte sich zusammen. »Nein … nein!« Jetzt erschien das gepeinigte Gesicht einer Frau. Olivia machte einen solchen Satz rückwärts, dass sie gegen den Handtuchhalter an der Wand hinter ihr stieß. Die Frau in ihrer Vision schrie, vor Schmerz und Entsetzen traten ihre Augen hervor. Ihr dunkles Haar war verklebt von Blut.
Olivia bebte.
Das Rad drehte sich, tanzte hinter dem Nebelvorhang vor dem Spiegel. Olivias Haut kribbelte. Sie konnte kaum atmen. Ihr Kopf dröhnte. Wie gelähmt vor Grauen starrte sie ins Glas.
Als der Beschlag langsam verschwand, erkannte Olivia einen düsteren Raum. Über das Knarzen des alten Getriebes hinweg hörte sie qualvolle Schreie, dann sah sie wieder das entsetzliche Folterinstrument. Die nackte Frau war auf das Rad gebunden, spitze Nägel wurden in ihren Körper getrieben, während sie verzweifelt gegen das sich langsam drehende Rad ankämpfte.
»Nein, bitte nicht!«, kreischte sie. »Lassen Sie mich gehen … bitte … Gnade!«
Olivias Kopf schmerzte höllisch.
»Hilfe … so helfe mir doch jemand, um Himmels willen, bitte! Hilfe!«
»Mach sie los, du Bastard!«, schrie Olivia.
Dann sah sie es. Glitzernd in dem kaum noch beschlagenen Spiegel. Ein gebogenes Schwert, dessen teuflische Klinge ein schwaches, flackerndes Licht einfing.
»Nein! Nein!«, schrie die Frau. »Wie können Sie mir das antun? Ich habe Ihnen vertraut! Bitte, bitte, ich tue alles, was Sie wollen!«
Die Klinge sauste nieder.
»Stopp!« Olivia schnappte sich ein Handtuch vom Ständer und rieb hektisch den Spiegel ab, nur um in ihre eigenen, schreckgeweiteten Augen zu blicken. Wenn sie doch mehr erkennen könnte, herausfände, wo das Ganze passierte … Aber das, was sie sah, hatte sich verändert, das gequälte Gesicht der Frau war verblasst und durch ein klareres Bild ersetzt worden, das direkt unter ihrem eigenen Abbild lag. Ihr Herz gefror, als ihr bewusst wurde, dass sie ins Gesicht des
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