Danger - Das Gebot der Rache
nicht aufgetaucht. Damit ist der Mechaniker der Letzte, der sie lebend gesehen hat.«
»Mist.«
Genau das dachte Bentz auch. »Ich habe ein paar von ihren Freunden angerufen, aber von denen glaubt keiner, dass sie woanders hingegangen sein könnte. Ihre Bücher und Seminarunterlagen waren weder in ihrem Wagen noch bei ihr zu Hause, das hat mir das Team bestätigt, das ihre Sachen durchgegangen ist. Ich habe auch ihre Verflossenen überprüft: Der Mann, mit dem sie vor Townsend zusammen war, war ihr Arbeitskollege, und sie haben Schluss gemacht, weil er nach Boston versetzt wurde. Sein Alibi ist wasserdicht.«
»Großartig«, murmelte Montoya, und es klang, als würde er an einer Zigarette ziehen. »Was ist mit dem Wagen?«
»Die Spurensicherung ist gerade damit beschäftigt, sucht nach Fingerabdrücken oder Blutspuren.«
»Vielleicht ergibt sich da etwas.«
»Das bezweifle ich«, sagte Bentz. »Vermutlich hat der Typ gewartet, bis sie sich auf den Weg die fünf Blocks vom Autohaus bis zur Universität macht, und ihr unterwegs aufgelauert. Vielleicht hat er ihr sogar angeboten, sie mitzunehmen. Ich denke, er kennt seine Opfer, ist jemand, dem sie vertrauen. Ich habe mir eine Seminarliste besorgt und lasse gerade sämtliche Kommilitonen anrufen, um die Aussage ihres Professors bestätigt zu wissen, die Anwesenheit der Teilnehmer wird nämlich nicht schriftlich festgehalten.«
»Schade.«
»Stimmt.« Bentz blickte in die Nacht hinaus.
Es gab noch immer keine konkreten Hinweise zu dem Mord an Stephanie Jane Keller. Wo war Stephanie ihrem Angreifer begegnet? Was war passiert? Wie hatte man sie in das kleine Haus in Bayou St. John verfrachtet? »Halt mich auf dem Laufenden«, sagte Bentz. »Ich fahre beim Rundfunk vorbei und frage bei WSLJ nach, ob irgendwelche Anrufe von Psychopathen eingegangen sind. Und dann will ich noch einmal diese Gedenktagverknüpfung überprüfen – in den umliegenden Colleges herausfinden, ob irgendjemand an den entsprechenden Tagen im Sommer oder Frühherbst verschwunden ist.«
»Glaubst du immer noch, dass der Rosenkranzmörder wiederaufgetaucht ist?«, fragte Montoya.
»Ich weiß es nicht. Aber die Verbindung zwischen den Morden und der katholischen Kirche gefällt mir nicht. Es ist wie ein Déjà-vu. Wie stehen die Chancen? Serienmörder sind eher selten, und dieser Typ hinterlässt seine Visitenkarte.«
»Bloß dass die Unterschrift eine andere ist«, gab Montoya zu bedenken und fluchte dann. Durch den Hörer war eine Hupe zu vernehmen.
»Ich weiß, aber wenn es nicht derselbe Kerl ist, besteht doch immerhin die Chance, dass es sich um jemanden handelt, der ihn kennt.«
»Wie bitte?«
»Eine Art Mentor vielleicht.«
»He, findest du nicht, du gehst ein bisschen zu weit?«
»Vielleicht, es ist auch bloß ein Bauchgefühl, dass es nicht zwei Serienmörder in ein und derselben Stadt gibt, die auf irgendeine Art und Weise mit der katholischen Kirche in Zusammenhang stehen und sich nicht kennen.«
»Das ist doch schließlich etwas völlig anderes, als demselben Country Club anzugehören!«
»Tatsächlich? Nun, das besprichst du besser mit dem Profiler und dem FBI .«
»Mach ich. Mein Gott! Dieses Arschloch hat mich geschnitten!« Bentz vernahm gedämpfte Laute, als gäbe jemand harsche Worte von sich, dann wieder Montoyas Stimme. »He, Bentz, rate mal, wer mich heute angerufen hat!«
Bentz drehte das Lenkrad und wechselte über zwei Spuren. »Keine Ahnung, verrat’s mir.«
»Marlene, Oscar Cantrells Sekretärin. Ich glaube, meine freundlichen Worte bezüglich der Behinderung von polizeilichen Ermittlungen haben sie umdenken lassen. Auf jeden Fall hat sie mir Cantrells Handynummer gegeben. Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen. Bis jetzt hat er mich allerdings noch nicht zurückgerufen.«
»Versuch’s noch mal.«
»Keine Sorge«, sagte Montoya. »Ich lasse dich wissen, was der Kerl sagt. Übrigens, Bentz, wenn wirklich jemand Frauen an Gedenktagen von Heiligen umbringt, sind wir geliefert. Solche Gedenktage sind nämlich öfter, als man zwinkern kann.«
»Dann müssen wir ihn eben aufhalten«, sagte Bentz, der soeben das Gebäude des Rundfunksenders WSLJ erblickte und den Jeep in einer Ladezone abstellte. Um diese Uhrzeit wurde mit Sicherheit nichts mehr geliefert. Er nahm den Fahrstuhl nach oben und wurde von einem Wachmann aufgehalten, der Bentz daran erinnerte, dass diese Radiostation vor nicht allzu langer Zeit von einem durchgedrehten Killer in Angst und
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