Dangerous Liaison
Jesses Geschmack zu vertreiben, funkelte ihn wütend an, als dieser erneut laut auflachte.
„Du wirst mich anbetteln, dich zu nehmen!“
Mit diesem Versprechen verschwand Jesse, natürlich nicht, ohne die Tür gewissenhaft zu verschließen.
Wütend warf Robin das Tablett mit dem Essen an die Wand, wo es erst einmal hängenblieb und dann auf das Bettzeug tropfte, auf dem es böse Flecken hinterließ.
‚Na toll!’, dachte er frustriert. Jetzt musste er heute Nacht wieder auf dem kalten Boden schlafen. Robin hieb auf das Kopfkissen ein, als sei es schuld an seiner Misere. Warum schaffte Jesse es nach vier Jahren immer noch, ihn derartig aus der Fassung zu bringen? Warum übte er immer noch diese gewisse Anziehung auf ihn aus?
Robin verstand sich selbst nicht mehr. Am liebsten hätte er diesen Abschaum mit seinen eigenen Händen getötet, damit er endlich von seiner Gegenwart befreit war.
Eine Stunde später kehrte Jesse schon zurück. Kopfschüttelnd betrachtete er die Sauerei, die sein Gefangener angerichtet hatte, dann holte er frisches Bettzeug und drückte Robin einen mit Wasser gefüllten Eimer in die Hand.
„Mach sauber, oder du pennst diese Nacht darin!“, befahl er ihm und mehr, um sich selbst als Jesse einen Gefallen zu tun, begann Robin damit, die kleine Zelle zu reinigen.
Das verschmutzte Bettzeug nahm Jesse mit, gab ihm das frische, legte Bezüge daneben und verließ den Keller wieder, nur um ihn einige Minuten später mit einem weiteren Tablett erneut zu betreten.
„Du sollst ja nicht verhungern“, meinte er sanft und hielt Robin das Essen entgegen.
Fragend blickte Robin Jesse an, doch der lächelte nur und verließ dann den Keller. Nachdenklich hockte Robin sich auf die Pritsche und begann, zu essen. Warum war Jesse jetzt auf einmal so freundlich? Versuchte er es nun mit dieser Masche? Doch auch damit würde er keinen Erfolg haben, das schwor Robin sich.
Allerdings wurde Robins Entschluss auf eine harte Probe gestellt, als Jesse das Abendessen brachte. Zwei Teller standen auf dem Tablett, er hatte einen Klapptisch und zwei Stühle geholt, die er vor der Zelle im Gang aufbaute und Robin mit einer einladenden Geste bat, sich hinzusetzen.
„Ich dachte, wir speisen gemeinsam“, meinte er leichthin und ließ sich auf dem Stuhl nieder, „Damit du wenigstens etwas Gesellschaft bekommst. Sonst rosten deine Stimmbänder noch ein!“
Er lächelte leicht und begann dann zu essen. Es gab Kartoffelsalat und Spareribs , ein Essen, das Robin eigentlich liebte. Doch er hatte kaum Hunger. Einerseits missfiel ihm die Gesellschaft, andererseits hatte er tagsüber zu wenig Bewegung, als dass er wirklich Hunger verspürte.
Jesse bemerkte, dass sein Gast, wie er Robin bezeichnete, den Salat nur von einer Seite des Tellers auf die andere schob und blickte ihn fragend an.
„Schmeckt es dir nicht?“.
Robin seufzte leise, legte die Gabel an den Rand und blickte ihn ernst an.
„Doch, unter anderen Umständen schon“, sagte er, „Aber ... ich hab keinen Hunger. Ich brauch mehr Bewegung tagsüber!
Sonst werde ich noch fett, wenn ich nur esse und sonst nichts tue!“
Jesse schien seine Worte wirken zu lassen, dann jedoch nickte er.
„Ich werde sehen, was ich tun kann“, meinte er und aß seelenruhig weiter.
„Du könntest mich gehen lassen!“
„Nein, Sternchen, das nicht“, erwiderte er ruhig, dann streckte er seine Hand aus, umfasste Robins Nacken und zog dessen Kopf zu sich, um ihn zu küssen.
„Ich kann dich nicht mehr gehen lassen“, raunte er, „Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich die ganzen Jahre über vermisst habe? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Überall habe ich dich gesucht! Ich dachte schon, du seist tot!“
Erstaunt blickte Robin ihn an, ungläubig schüttelte er dann den Kopf. Jesse jedoch bekräftigte seine Aussage noch einmal.
„Ich liebe dich doch!“
Nun war Robin wirklich sprachlos. Er nahm einen Schluck Wasser, um sich wieder zu fangen und sich eine Antwort zu überlegen.
„Aber du hast doch Marcel!“, wandte er schließlich ein.
Abfällig winkte Jesse ab.
„Der ist doch nur ein Zeitvertreib“, meinte er, „Du bist es, den mein Herz begehrt! Mit dir an meiner Seite kann ich alles erreichen.“
Jesses Augen blickten sein Gegenüber ernst und scheinbar ehrlich an. Auf einmal tat Marcel Robin wirklich leid. Er schien Jesse zu lieben und dieser nutzte ihn nur aus.
„Irgendwann wirst du einsehen, dass du zu mir gehörst“, meinte
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