Dangerous Liaison
kam. Fragend blickte er seinen Freund an, der sofort zu ihm kam und ihn besorgt musterte.
„Du gehörst ins Bett, mein Liebster“, flüsterte er und strich über Marcels zerzaustes Haar. Doch der Franzose schüttelte nur stur den Kopf.
„Zu langweilig“, gab er knapp von sich und drängte sich in Jesses Hand, legte seinen Kopf an dessen Schulter und schloss die Augen.
„Ich muss für ein paar Tage verreisen“, erklärte Jesse, „Meinst du, du kommst klar? Damian wird sich um dich und um Robin kümmern, während ich fort bin.“
„Kein Problem“, meinte Marcel und genoss Jesses Nähe, „Wenn du nur bald wiederkommst!“
„Aber natürlich“, flüsterte Jesse, bevor er sich löste, noch einen prüfenden Blick auf seinen Freund warf und dann in sein Schlafzimmer ging, um einige Dinge einzupacken.
Marcel würde sich bald erholt haben. Ein Arzt, der im Dienste der Sekte stand und zu Stillschweigen verpflichtet war, hatte ihn angesehen und nur einige Prellungen und Blutergüsse festgestellt, aber keine Brüche. Deshalb machte Jesse sich nicht allzu viele Sorgen. Es passte ihm zwar nicht, dass er gerade jetzt fort musste, aber es gab Geschäfte, die er nicht aufschieben konnte. Er würde sich beeilen, denn er traute Robin zu, dass er Marcel beeinflussen konnte. Aber Damian würde die beiden im Auge behalten und gegebenenfalls einschreiten. Damian war seine rechte Hand und absolut verlässlich.
Marcel sah Jesses Wagen nach, bis dieser im Wald verschwunden war, bevor er sich langsam auf den Weg in den Keller machte. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, aber er musste wissen, wie es Robin ging.
Robin hatte mittlerweile das Geschirr zusammengestellt und das restliche Essen in der Toilette entsorgt.
Nachdenklich saß er auf der Liege, als Marcel den Keller betrat.
„Oh, mein Gott“, flüsterte Robin, als er seinen ehemaligen Geliebten sah und eilte auf ihn zu. Vorsichtig, um ihm nicht noch mehr weh zu tun, führte er ihn zu seinem Lager und legte ihn vorsichtig nieder.
Fassungslos betrachtete Robin Marcels Gesicht, das in allen Farben schillerte und fürchterlich geschwollen war.
„Was hat der Arsch dir angetan?“, fragte er leise, doch Marcel schüttelte nur den Kopf.
„Es war meine Schuld“, flüsterte er, „Ich hätte dir das Buch nicht bringen dürfen!“
Ein verächtliches Schnauben kam über Robins Lippen.
„Das wird jedes Mal passieren, wenn du etwas tust, was Jesse nicht passt“, versuchte er zu erklären, doch Marcel schüttelte nur wieder den Kopf.
„Nein, so ist er nicht“, verteidigte er Jesse. Doch da war er bei Robin an der falschen Adresse.
„Natürlich wird es wieder passieren!“, rief Robin aufgebracht, „Jedes Mal, wenn du etwas tust, womit er nicht einverstanden ist, wird er dich so zurichten! Meinst du, meine Narben kommen daher, weil ich die Treppe hinuntergefallen bin?“
Marcel richtete sich langsam auf und starrte sein Gegenüber fassungslos an.
„Jesse ist ein Tier, ein Diktator, der nur seine eigene Meinung gelten lässt!“, fuhr Robin unbeirrt fort, „Du musst ihn verlassen, Marcel, oder er wird dich umbringen!“
„Jesse ist ein netter Kerl, und ich liebe ihn!“ Marcel sagte dies beinahe trotzig.
„Solange du tust, was er sagt, ist er nett, ja“, gab Robin ihm Recht, „aber wenn nicht ... Sieh dich doch an! Du kannst kaum gehen, und dein Gesicht schillert wie ein Weihnachtsbaum! Wach endlich auf, Marcel! Jesse ist nicht der nette Kerl, für den du ihn hältst!“
„Du lügst!“, ereiferte Marcel sich, „Du bist doch nur neidisch, weil Jesse mich liebt und nicht dich!“
Robin schüttelte verblüfft den Kopf.
„Ach ja?“, hakte er nach, und seine Stimme klang hart, „Weißt du, was er mir gestern gesagt hat? Dass du für ihn nur ein Zeitvertreib bist und er eigentlich mich liebt!“
„Das... das kann nicht sein“, stotterte Marcel ungläubig und blickte Robin aus traurigen Augen an, „Er liebt mich!“
„Jesse liebt nur sich selbst! Er ist nur auf seinen Vorteil bedacht, sieh es endlich ein!“ Eindringlich blickte Robin ihn an.
„Bitte Marcel!“, seine Stimme klang nun flehend, „Sieh Jesse so, wie er ist! Er ist ein netter Kerl, solange alles nach seinem Willen läuft! Sobald etwas nicht so klappt, wie er sich das vorstellt, dreht er durch! Eines Tages wird er dich für jemand anderen verlassen!“
„Nein, verdammt, er liebt mich!“ Marcel schrie fast. Mit zitternden Beinen erhob er sich, stolperte aus der
Weitere Kostenlose Bücher