Dangerous Liaison
Jesse leise, dann aß er seinen Teller leer, stellte ihn zurück auf das Tablett und räumte es ab, bevor er den Tisch wieder zusammenklappte und an die Seite stellte.
„Schlaf gut“, flüsterte er zärtlich, küsste Robin auf die Stirn und brachte ihn zurück in die Zelle. Fürsorglich deckte er ihn zu, küsste ihn noch einmal und verließ dann den Keller.
Jesse musste mehrmals gehen, um alles wieder hochzutragen, doch schließlich hörte Robin, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und gleich darauf das Licht ausgeschaltet wurde.
Dunkelheit umfing ihn. Bisher hatte das Licht immer gebrannt. Was bezweckte Jesse mit dieser Freundlichkeit? Robin wusste es nicht, ahnte es in seiner Naivität nicht einmal. Er war einfach zu unerfahren in solchen Sachen. Niemals hätte er einen Menschen manipuliert, Jesse jedoch hatte keinerlei Skrupel genau das zu tun.
Am nächsten Morgen wurde Robin durch lautes Poltern geweckt. Verschlafen richtete er sich auf und blickte erstaunt auf Jesse, der eigenhändig die Nachbarzellen leer räumte. Er zog die Pritschen heraus, brachte sie in den Raum, dessen Tür bisher verschlossen geblieben war, und dann schleppte er mit der Hilfe eines anderen, den Robin als Mitglied der Sekte wiedererkannte, eine Hantelbank hinein, die er aufbaute.
Als er sah, dass sein Gefangener erwacht war, strahlte Jesse ihn an.
„Damit du was für deine Figur tun kannst“, lächelte Jesse und kam auf Robin zu, um ihm das zerzauste Haar aus dem Gesicht zu streichen und ihn zärtlich zu küssen.
Robin war noch zu verwirrt, um überhaupt reagieren zu können.
„Warum tust du das?“, fragte er, als Jesse sich von ihm gelöst hatte.
„Damit du siehst, dass du mir wichtig bist!“, war Jesses knappe Antwort, „Ich werde tagsüber die Zellen auflassen, dann kannst du ein wenig hier spazieren und trainieren, wenn du Zeit hast. Abends allerdings werde ich dich wieder einschließen, sonst kommst du mir noch auf dumme Gedanken!“ Er zwinkerte spitzbübisch, und Robin war nun völlig ratlos.
Dann jedoch kam ihm ein Gedanke. Wenn er sich frei bewegen konnte, dann würde sich vielleicht, wenn die Tür geöffnet wurde, eine Möglichkeit zur Flucht bieten. Robin musste sich arg anstrengen, um ein Grinsen zu verhindern. Glaubte Jesse wirklich, dass er ihn damit wieder für sich gewinnen konnte? Eigentlich hatte Robin den Sektenführer für intelligenter gehalten, aber es würde seiner Flucht zugutekommen. Also beschloss er, das Spiel mitzuspielen und die nächste Gelegenheit zu nutzen, um zu fliehen.
Langsam richtete er sich auf, strich sich über das Gesicht und sah, dass Jesse auch wieder den Tisch für ein gemeinsames Frühstück aufgebaut hatte.
„Ich geh eben duschen“, entschloss Robin sich und verschwand schon im Bad. Nach einer hastigen Morgentoilette kehrte er zurück und nahm seinen Platz an dem Tisch ein.
Jesse strahlte, als sein Gegenüber zwei Brötchen aß und sich danach noch etwas Quark nahm. Auch er aß mit gutem Appetit, erzählte, was er in den vergangenen Jahren getan und wie sehr er Robin vermisst hatte.
Und er schaffte es tatsächlich, Robin zu verunsichern. Denn natürlich fühlte der sich geschmeichelt, auch wenn er nicht zu Jesse zurück wollte. Nicht, solange die Sekte im Vordergrund stand. Vielleicht wäre Jesse wirklich der Mann gewesen, mit dem Robin gerne zusammengelebt hätte, aber nicht so lange es die Sekte gab. Und nicht, nach allem, was passiert war …
Nach dem Frühstück brachte Jesse Robin Trainingskleidung und ließ ihn dann allein. Robin begann damit, die Hantelbank zu inspizieren und bemerkte, dass Jesse keine Kosten gescheut hatte.
Mit einem Grinsen im Gesicht begab Jesse sich zu Marcel, der regungslos im Bett lag und unter sichtlichen Schmerzen litt. Sacht strich er ihm über das schweißnasse Gesicht. Stöhnend wandte sich Marcel ihm zu und sah ihn aus geschwollenen Augen an.
„Tut mir leid“, keuchte er, doch Jesse legte ihm einen Finger auf die aufgeplatzten Lippen und brachte ihn so zum Schweigen.
„Schon gut“, flüsterte er, „Jeder macht mal Fehler. Aber du hast mich auf eine Idee gebracht, wie ich Robin wieder auf meine Seite ziehen kann!“
Marcel versuchte ein Lächeln, was aufgrund seiner Schmerzen gründlich misslang.
„Das ist gut“, flüsterte er und schloss angestrengt die Augen. Nachdem Jesse ihm ein Schmerzmittel verabreicht und seine Wunden mit einer Heilsalbe versorgt hatte, legte er sich neben ihn und ließ ihn einfach
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