Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Frühstück räumte er auf, putzte, aber alles erinnerte ihn an Jana. So fuhr er los. Er musste fort, alles abstreifen, auf andere Gedanken kommen und die eine wie die andere Frau vergessen. Automatisch fuhr er den Weg an Jana´s Wohnung vorbei und erblickte ihren Wagen. Abrupt trat er auf die Bremse, dass er leicht vor und zurückgeschleuderte wurde, suchte eine Parklücke und stürmte wenig später die Treppe hoch, da die Haustür offen stand. Er klingelte Sturm.
Sie öffnete und er riss sie ungestüm in die Arme, während er mit dem Fuß die Tür zustieß.
„Jana“, stammelte er. „Endlich bist du da.“
Tränen schossen in seine Augen. Er wollte sie nicht mehr loslassen, immens war seine Freude und Erleichterung. Erst langsam registrierte er, wie ihr Körper in seinem Arm zitterte, wie steif, mit hängenden Armen, sie dastand. Zögernd ließ er sie etwas los, sah zu ihr hinunter. Sie sah so wunderschön aus. Irgendwie so glücklich, erholt. Nur in ihren Augen funkelte es ärgerlich.
„Wo warst du bloß? Ich bin fast verrückt geworden vor Kummer und Angst.“ Wiederum zog er sie an sich, strich durch ihre Haare, bis er merkte, dass sie sich lösen wollte. Er ließ sie los, sah sie an. „Wo warst du?“
„Weg, ich musste dieses Scheußliche verarbeiten. Was willst du? Habe ich vergessen, dir etwas zurückzugeben?“
Er ignorierte den Tonfall, war noch viel zu aufgewühlt. „Was ich möchte? Jana, ich suche dich seit Wochen, bin fast ausgerastet, weil ich nicht wusste, wo du warst, was passiert ist?“
„Seit wann interessiert dich das?“
„Jana, es wird mich wohl interessieren, wenn du verschwindest. Was redest du dir da ein?“
Sie antwortete nicht, aber das war ihm egal. Sie war da, das war das Einzige, was zählte. Er hob sie hoch, setzte sich mit ihr auf die Couch, ließ sie nicht los, als wenn er Bammel hätte, dass sie erneut verschwand. Er merkte, wie sich Jana langsam entspannte, das Beben ihres Körpers ließ nach.
„Wo warst du?“
„In Büsum.“
„Weshalb hast du dich nicht gemeldet?“
„Weshalb sollte ich? Ich wusste nicht, dass es dich interessiert. Unsere Affäre ist seit Monaten beendet.“
„Du spinnst. Du glaubst nicht, wie sehr mich das interessiert.“ Oft viel zu sehr, fügte er in Gedanken hinzu. Nein, eigentlich immer. Präzis das ist mein großes Problem. Ich möchte dich und nicht zu fest, aber ich möchte dich nicht verlieren. Ich benötige dich, weil du mir das gibst, dass ich mir gewünscht habe, weil ich dich liebe.
„Ach ja?“
„Wollen wir essen gehen? Ich habe heute noch nichts gegessen“, lenkte er ab, aus der Befürchtung heraus, dass er ihr prägnant dass sagte, was er fühlte und für sie empfand.
Sie nickte, stand auf und sah ihr zu, wie sie in die Stiefeletten schlüpfte, hielt ihr die Jacke hin und umfasste sie leicht, während er ihr einen Kuss auf die Haare drückte.
Daniel fuhr zu einem Fischrestaurant, da Jana Fisch liebte und er ebenfalls. Notabene lag das Lokal näher bei seiner Wohnung und da würde er sie nachher mit hinnehmen. Sie bestellten, und erst als der Wein serviert wurde, lehnte sich Jana etwas zurück. Sofort legte er seinen Arm um sie, aber sie rückte hastig beiseite.
„Hast du diese Woche die Praxis zu? Ich überlege gerade, dass wir morgen nach Bremen fahren könnten.“
Sie sah ihn erstaunt an. „Du willst mit mir Weihnachten verbringen? Das ist ja wohl ein Scherz?“
„Mit wem denn sonst?“ Mit meinen Kindern dachte er. „Jana, was soll das? Ich begreife es nicht. Darauf freue ich mich seit Wochen. Endlich zwei Wochen mit dir zu verleben, wo wir richtig Zeit für uns haben.“
„Aber, ich dachte ... Und deine Frau Larsen?“
„Sie ist nicht meine Frau Larsen. Was dachtest du?“
Sie sah ihn an, aber ihr Blick war völlig ohne Leben, der ihn erschreckte. Sie sah wie eine leblose Wachspuppe aus. „Ist gut, vergiss es. Du wirst mir nicht die Wahrheit sagen.“ Er hörte die Resignation, aber Trauer, Enttäuschung heraus.
„Jana, lass uns darüber reden, damit es aus der Welt ist. Ich weiß nicht, was in dir vorgeht und möchte es verstehen.“
„Wenn du nicht weißt, was Ehrlichkeit bedeutet. Wenn du nicht weißt ...“, zuckte sie mit der Schulter.
Ich weiß es, aber ich kann es dir nicht sagen, weil du gehst, weil es endgültig zwischen uns vorbei wäre, dachte er.
„Fahren wir morgen schon? Ich müsste Herrn Resser Bescheid sagen. Komm, die drei Tage geht es“, lenkte er ab.
„Unser Essen kommt.“
Sie aßen und Daniel
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