Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
ihr einmal geschenkt hatte. Der Ring und die Kette fehlten. Langsam dämmerte ihm, dass sie es die ganze Zeit gewusst hatte. Selbst heute hatte sie geahnt, warum er sie herbestellt hatte.
„Für ein Verhältnis gibt man kein Geld aus, sonst wirkt es fast wie Prostitution und das möchte ich nicht“, hatte sie ihm am Anfang gesagt.
Er erhob sich und verließ das Restaurant, fuhr nach Hause und trat auf seine Dachterrasse. Die kühle, feuchte Luft tat ihm gut. Weshalb freute er sich nicht, dass er es hinter sich hatte? Weswegen war diese Leere in ihm? Das war etwas, dass er damals bei dem Weggang seiner Ex-Frau gespürt hatte. Ein Gefühl, als wenn etwas fehlen würde. Nein, das war mehr, berührte ihn viel tiefer. Er lief durch die Wohnung, suchte nach etwas das ihn an Jana erinnerte, aber alles war verschwunden. Ja, ihre Sachen fehlten seit Wochen, bemerkte er erst heute. Sie hat es die ganze Zeit gewusst und ich habe sie belogen. Das hatte sie nicht verdient. Nein, das hatte sie nicht verdient. Ich habe ihr einmal Ehrlichkeit versprochen. „Keine Heirat, keine Familie, keine großartigen Liebesschwüre. Eine Beziehung auf Zeit, nichts für die Ewigkeit, dafür Ehrlichkeit.“
„Wir kannten uns sieben Jahre, haben Jahre zusammengewohnt. Da kennt man den anderen, weiß, was er mag, was nicht. Jedenfalls war das bei uns so, da uns der andere wichtig war. Wir hatten viele gemeinsame Interessen, haben unsere Freizeit miteinander verbracht, weil wir das so wollten. Wir waren gern zusammen, haben jede freie Minute genossen. Es hätte funktioniert, weil er mich nicht als eine Frau für Sex betrachtet hat, als eine Frau, die ein wenig anders, fremdartig aussieht, als Eroberung, sondern als äquivalenten Partner. Wir konnten über alles sprechen, mal streiten. Wir haben über Politik genauso geredet, wie über unsere Berufe und er schätzte meine Meinung, obwohl das für dich unverständlich ist. Da war die beiderseitige Achtung, die gegenseitige Rücksichtnahme, Kompromissfähigkeit, Aufrichtigkeit, dass Gefühl, dass man ohne den anderen nicht komplett war, dass etwas Elementares fehlte, eben Liebe.“ Ja, mit Felix hatte sie das verbunden. Der hätte sie bestimmt nicht so behandelt, oft so abweisend, teilweise gemein, hätte sie nicht wochenlang betrogen, belogen, wäre nicht von dem einen Bett in das nächste gesprungen.
„Er war eben nicht so ein überheblicher, eingebildeter Macho, der im Bett seine Selbstbestätigung suchte. Er war ein ganzer Mann, der solche Art der Selbstbestätigung bestimmt nicht benötigte. Hältst du dich für so einen besonderen Menschen? Ich wünsche mir bestimmt kein Kind von irgendeinem Mann, der mir gerade über den Weg läuft. Da bin ich wählerischer. Nur dein gutes Aussehen reicht mir da gewiss nicht, da ich höhere Ansprüche stelle.“
Nicht nur die Leere machte sich in ihm breit, nein, eine Art Ekel. Ja, er ekelte sich vor sich selbst. Was war er nur für ein rücksichtloser, egoistischer Mensch?
Fast zwei Jahre hatte sie hingenommen, dass er oft wenig Zeit für sie hatte, dass sie eine Frau, ein Verhältnis, auf Abruf war, dass er häufig Verabredungen absagte. Sie hatte seine schlechte Laune ertragen, weil es beruflich nicht so gut lief. Sie hatte sich nie über etwas beschwert und ihn im Gegenteil aufgebaut, ihm sogar gelegentlich mit Hinweisen geholfen. Sie hatte sich seinetwegen als Lockvogel präsentiert, hätte den Tod in Kauf genommen. Sie hatte für ihn gekocht, manchmal seine Wohnung geputzt, weil er keine Zeit hatte. Sie war morgens früher aufgestanden, hatte Frühstück zubereitet und dass alles, obwohl sie selber mindestens zehn Stunden täglich mit der Praxis zu tun hatte.
Sie war gekommen, wenn er Lust auf sie hatte, und war gefahren, wenn er es wollte. Gerade in den letzten drei Monaten hatte er sie benutzt oder weggeschickt, wenn er mit Sandra zusammen gewesen war. Er hat sie angemeckert, weil er ein schlechtes Gewissen hatte, weil er nicht für klare Verhältnisse gesorgt hatte.
„Obwohl sie es nicht sagt, es tut weh, sehr sogar. So tief innen, wissen Sie. Haben Sie einmal versucht ein Glas zu kleben, das heruntergefallen ist? Es wird nicht gelingen und so ist, wenn man seine Frau betrogen hat. Diese Wunde kann man nicht kleben, egal was man sagt. Man zerstört die Seele damit, bricht ein Herz, vernichtet Vertrauen und Glauben an alles, an die Aufrichtigkeit, die Liebe, die Achtung. Danach wird man ein anderer sein, voller Schmerz, der in einem bohrt. Ihre Frau
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