Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Asphalt war fatal. Nun handelte es sich nicht mehr um einen ungelösten Fall, sondern es drehte sich um sein eigenes Leben. Ein Leben, das sich eigendynamisch im Kreise drehte. Und in diesem immer schneller werdenden Karussell seiner Gedanken saßen Jana und Sandra. Beide hatte er irgendwie enttäuscht. Jana hatte er betrogen, belogen und hintergangen. Sandra hasste er fast schon, aber er hatte sie benutzt, weil er geil auf sie gewesen war. Irgendwo dazwischen zwei Kinder und er. Wie sollte das nur weitergehen? Dazu die Angst, dass er infiziert war und wenn er es war, eventuell Jana.
Es klopfte und er drehte sich weg, während er Klaus Resser anblickte. Der Alltag kehrte zurück und wenigstens da musste er klar denken, versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren und logisch zu agieren. Die Arbeit durfte nicht noch unter diesen Widrigkeiten leiden.
Nachmittags erhielt er den Obduktionsbericht: Max und Lisa Müller waren mit Schlaftabletten betäubt worden, danach hatte man sie erdrosselt. Der Tod war zwischen achtzehn und zwanzig Uhr eingetreten. Er seufzte, fragte sich, wie ein Vater, und er ging davon aus, dass der Täter der Vater war, sein eigenes Kind umbringen konnte. Zuweilen war sein Beruf ganz schön grausam.
Den toten Mann hatte man inzwischen identifiziert. Es handelte sich um einen Martin Libert, siebenundvierzig, arbeitslos, wohnhaft in München. Die Kollegen vor Ort hatten dessen Wohnung durchsucht, in dem kleinen Zimmer war nichts gefunden worden, außer sehr wenig Kleidung. Sie mutmaßten, dass er woanders gewohnt hatte. Jetzt wurde der Bekanntenkreis durchforstet.
Endlich hatte sie eine Spur, wie ihm die Kollegen aus Frankreich mitgeteilt hatten, da dort die Fahndung lief. Er berief deswegen für den nächsten Tag eine Konferenz ein, da er erst noch auf einen Anruf wartete und danach konnte man alle weiteren Schritte überlegen. Irgendwie hing dass zusammen, wenn man noch nicht genau wusste, wie?
Er begann die Fälle aufzuarbeiten, machte sich stichpunktartige Notizen, damit er auf den nächsten Tag vorbereitet war.
Die Bürotür flog auf und er verschüttete vor Schreck den Kaffee, den er gerade eingoss. „Merde“, brüllte er, drehte sich um und sah in das zornige Gesicht von Sandra.
„Ich versuche, dich seit Tagen zu erreichen. Wo treibst du dich herum?“
„Bist du bekloppt? Was möchtest du?“
„Sehen, was du so treibst. Du kommst ja nicht.“
„Hau ab. Ich habe zu arbeiten.“
„Ach ja? Du hast immer zu arbeiten. Gehst du immer noch mit der kriminellen Behrend ins Bett?“
„Raus, aber ganz schnell. Du gehörst in die Klapsmühle, du Geistes- kranke“, brüllte er.
„Ich soll verschwinden, damit du freie Bahn hast? Wieso ist deine Jana keine Nutte, obwohl sie jeder Kerl mit Geld besteigen darf?“
Daniel fasste sie grob am Arm an, schob sie zur Tür.
„Warum musst du immer so sein?“, schluchzte sie. „Ich sitze abends allein herum, warte.“
„Wieso? Sind die Spelunken geschlossen? Benimm dich gefälligst, dann sehen wir weiter“, meckerte er, aber schon weniger aufgebracht. „So und nun geh, da ich viel zu tun habe.“
„Kommst du nachher zu mir?“, säuselte sie.
Er fühlte ihre Hand auf seinem Arm und selbst das widerte ihn an. Er schob sie sofort fort, trat einen Schritt zur Seite. „Geh! Ich habe weder Lust noch Zeit, daher verlasse augenblicklich mein Büro.“
„Aber du kommst?“
„Ja“, sagte er, nur um sie loszuwerden.
Sie öffnete die Bürotür. „Bis später“, flötete sie laut in einem leichten Singsang. Er schloss die Tür, lehnte sich dagegen.
Sekunden später hörte er sie draußen keifen: „Resser, du widerlicher, impotenter Wichser, such dir neue Arbeit. So nicht!“
Daniel riss heftig die Tür auf. „Verschwinde du Irre. Klaus, ruf bitte an, dass man diese Person einsperrt. Es reicht!“ Sein Tonfall klang eisig, schneidend. „Sie hat Verbot, diese Abteilung zu betreten.“
„Frau Larsen, dafür bekommen Sie eine Anzeige und inzwischen beschäftigen sich andere Staatsanwälte damit. Sie beleidigen noch einmal einen von den anwesenden Mitarbeitern und ich gebe einer anderer Dienststelle einen Berg Akten.“
„Das sagst gerade duuu?“, lachte sie. „Resser, mach es und du wanderst in den Knast. Die Behrend und dein Kumpel gleich mit. Soll ich einige Bilder von euch Dreien vorlegen? Soll ich allen sagen, was du mit der Behrend für linke Dinge abziehst, genauso wie dein Kumpel, der nette Hauptkommissar Reinhold Zacharias? Der geht mit der
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