Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
trotzdem können Sie es draußen bestimmt besser verarbeiten. Fahren Sie einige Tage weg, erholen Sie sich. Es wird eine Weile dauern, aber der Schmerz ebbt ab, wird weniger, glauben Sie mir.“
„Wer war es?“
„Leider kann ich es Ihnen noch nicht sagen.“
„Herr Briester, Sie finden den richtigen Mörder. Wirklich den Richtigen. Ich vertraue Ihnen.“ Volker erhob sich. „Danke, für den Besuch.“
„Herr Larsen, es war nicht Ihre Schwester, falls Sie das denken. Bestimmt nicht. Sie hat viele Fehler, aber sie ist keine Mörderin. Außerdem würde Sie Ihnen das nie antun.“
Volker erwiderte nichts, hielt den Blick auf ihn gerichtet. Es herrschte für Sekunden eine beklemmende Stille. Die Augen von dem jungen Mann wirkten wie leblos, verschleiert, aber traurig, sehr traurig, dann drehte er sich weg. „Sie also auch“, hörte er die leise, leidenschaftslose, nüchterne Stimme des jungen Mannes, als dieser langsam den Raum verließ. Er schien auf einmal um Jahre gealtert.
Daniel blieb noch einen Moment sitzen, tief beschämt, bemüht seine Fassung zurückzugewinnen, auch geschockt von der Aussage, starrte auf die Tür, hinter der der junge Mann verschwunden war. Er hatte auf einmal eine unbestimmte Angst um ihn.
Daniel wieder im Büro las den Bericht, eilte zu Oberstaatsanwalt Sanders. Nun hatte er etwas in der Hand.
„Herr Briester, ich habe keine Zeit“, empfing der ihn.
„Oh doch. Ich möchte einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung, das Büro Sandra Larsen und das Hausboot, und zwar sofort.“
„Hatten wir schon und bekommen Sie nicht. Frau Larsen hat nichts damit zu tun. Das ist nur ein Hirngespinst Ihrerseits.“
„Nein! Sie hat das Siegel an der Wohnung der toten Frau Gallert aufgebrochen. Ich habe eben die Bestätigung bekommen.“
Helmut Sanders seufzte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, trommelte mit der linken Hand auf die Tischplatte.
„Herr Briester, eventuell sind das Fingerabdrücke von damals. Vermutlich hatte Frau Larsen dort noch private Dinge? Das ist kein Grund für eine Durchsuchung.“
„Weder das eine noch das andere und Sie wissen das“, kam es mit kalter Förmlichkeit aus Daniel heraus. „Seit wann darf man in eine Wohnung einbrechen? Sie hat es mir gegenüber sogar zugegeben, als ich sie fragte, warum sie in der Wohnung war. Sie sagte, sie wäre nicht in der Bude dieser Person, von der Gallert gewesen. Dabei habe ich nie den Namen Gallert erwähnt. Herr Doktor Sanders, nur weil Sie mit dieser Frau im Bett waren, wollen …“
„Es reicht! Was erlauben Sie sich?“
„Schreien Sie mich nicht an! Ich kann das beweisen“, log er. „Also deswegen wollen Sie eine Dealerin, eventuell sogar Mörderin decken? Das ist wohl nicht Ihr Ernst? Sagen Sie es Ihrer Frau und man kann Sie nicht kontinuierlich erpressen.“
„Herr Briester, nein. Sie bekommen den Durchsuchungsbeschluss nicht und damit Ende der Debatte. Bringen Sie mir andere Beweise, dann sofort, aber nicht nur wegen dieses Siegels.“
„Das nennt man Einbruch, Diebstahl. Ich dachte, als Staatsanwalt wüssten Sie das? Dann bewilligen Sie wenigstens die Entlassung von Volker Larsen aus der Untersuchungshaft.“
„Nein. Sie haben nichts in den Händen, dass dessen Unschuld beweist. Keine hieb- und stichfeste Fakten, sondern nur Theorien.“
„Begreifen Sie es nicht? Der Junge ist unschuldig und er geht da vor die Hunde. Er ist unschuldig!“
„Nein!“
„Doktor Sanders, dafür werden Sie eines Tages die Quittung bekommen. Sie haben bis Montagmorgen Zeit, dass zu klären. Dann gehe ich nach ganz oben und am Dienstag können Sie es in den Medien nachlesen.“ Laut warf er die Tür hinter sich ins Schloss.
Sandra hingegen telefonierte auf der Suche nach Mike. Sie musste unbedingt mit ihm sprechen.
Sie fuhr zu seiner Wohnung, aber nichts. Mist, wo war er bloß unter- gekommen. In der Disco oder Kneipe brauchte sie es erst gar nicht versuchen. Nur wo dann? Unverrichteter Dinge musste sie nach Hause, telefonierte abermals. Sie tobte, fluchte, warf Gegenstände gegen die Wand.
Spät abends zog sie los, hatte Kneipen und Discos durchkämmt, aber Mike blieb verschwunden. Seit Wochen glich ihr Leben einem Scherben- haufen und schuld waren nur dieser psychisch kranker Bulle.
*
Am Freitagmittag saßen Daniel Briester und Klaus Resser im Büro von Keitler und berichteten ihrem obersten Chef, was sie bisher heraus- gefunden hatten.
„Ein Unbekannter hat ein Bild gekauft, und wie wir vermuten, den Stoff deponiert. Stunden
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