Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
älteren Verletzun- gen. Zwei große Hämatome im Bauchbereich, siebzehn kleine am Oberkörper, eins am Rücken, mehrere kleine im Kopfbereich, eine kleine klaffende Wunde am vorderen Haaransatz, Hämatome an den Beinen und den Armen. Sonst keine Verletzungen.
Daniel legte dankend auf. Man hatte die Frau blutrünstig zugerichtet und das über einen längeren Zeitraum. Die junge Frau war erst gequält, gefoltert, mit dem Messer bestialisch misshandelt worden, bevor man sie tötete. Der Gerichtsmediziner ging von mindestens einer Stunde aus, eher mehr, wie man bisher nur oberflächlich anhand der Blutverkrustung berechnet hatte, obwohl der endgültige Bericht erst folgte. Das war kein einfacher Mord, das war eine Gewalttat die aus Hass, Rache mit einer ungeheuren Wut ausgeführt worden war, oder reine Mordgier, obwohl er das fast ausschloss. Solche Menschen suchten sich ihre Opfer auf der Straße, in Parks aus. Der Täter war nicht ausgerastet, sonst hätte er auf die Frau eingestochen und sie sofort getötet. Das hatte der Täter geplant ausgeführt, um die Frau zu foltern eventuell sie zu bestrafen.
Es gab keine Spuren eines Kampfes. Es wurde bisher keine fremden Blutspuren oder Hautpartikel gefunden. Das war erst der Anfang, da es mindestens einen Tag dauern würde, bis all die Spuren analysiert waren und er einen vollständigen Bericht, auch vom Kriminaltechnischen Institut erhielt, würde vermutlich mindestens ein weiterer Tag vergehen.
Kurze Zeit darauf brachte man ihm die Akte vom Drogendezernat. Larsen, Volker, geboren 1974 in Hamburg, Kunststudent, abgeschlos- senes Sportstudium, wohnhaft …
Er überflog den Eintrag. Ihm wird Besitz, Handel von Heroin im großen Stil vorgeworfen. Sie hatten insgesamt drei Kilo bei ihm gefunden, daneben Bargeld in Höhe von 2 680,- DM. Er selbst bestritt alles. Ein Drogentest war negativ verlaufen. Der Mann nahm anscheinend nichts.
Daniel sah das Foto an. Der Mann darauf sah nicht wie ein Dealer aus, aber das war oft Täuschung. Kein Mensch sah wie ein Mörder aus.
Er griff zum Telefon und sagte in der Gerichtsmedizin Bescheid, dass man die Tote auf Drogenkonsum untersuchen sollte, bat gleichzeitig um einige Fotos vorab.
Heidrun Müller, die Kriminalsekretärin betrat sein Zimmer.
„Chef, hier sind die Akten zu dem Mord in Altona und von dem Doppel- mord.“
„Danke, aber sagen Sie bitte nicht Chef. Daniel reicht. Ich mag es nicht so förmlich.“
Die ältere Frau lächelte, verließ den Raum. Er legte die beiden dicken Bündel beiseite. Das waren die Fälle der letzten Wochen, die sein Vor- gänger noch begonnen hatte. Irgendwie wenig Papier, dachte er flüchtig.
Seit acht Tagen bin ich hier, sinnierte er, aber es schien ihm so, als wenn sich nichts verändert hätte, nur dass er neue Gesichter um sich hatte. Er strich durch die Haare, über das Gesicht, schloss für einen Moment die Augen, da er spürte, wie das dunkle, bedrückende Schwarz langsam in ihm hochkroch. Er zog aus seinem dunkelgrauen Lederblouson einen Streifen Tabletten, drückte eine heraus, schluckte sie, trank hastig Kaffee hinterher. Er atmete heftiger, fühlte, wie etwas seine Brust zusammen- schnürte. Nach Luft ringend trat er zum Fenster, öffnete es und spähte hinaus. Auf der Straße herrschte ein lebhafter Verkehr, der von Hupen, den lauten Motorgeräuschen begleitet wurde. Gegenüber vor einer Bank standen Autos in zweiter Spur, blockierten damit ein flüssiges, zügiges Vorankommen und das ungeachtet, dass auf der anderen Straßenseite das Polizeigebäude stand. Er versuchte sich abzulenken, nicht in die endlose, schwarze Tiefe zu fallen, wie es so häufig der Fall war. Er wollte nicht das Gesicht seiner Frau vor sich sehen. Fast automatisch drehte er an dem goldenen Ehering, ohne dass er es überhaupt bemerkte. Es klopfte an der Tür. Er hielt sich für einen Moment am Fensterrahmen fest, atmete tief durch, versuchte die Gedanken zu fokussieren. Entschlossen wandte er sich um, rief herein, setzte sich. Der ungefähr gleichaltrige Kommissar Peter Sinner betrat den Raum und Daniel deutete auf den Stuhl, wandte sich um und goss Kaffee für den Kollegen ein. In der Folge hörte er die ersten Informationen über die Tote. Eine sehr nette, höfliche, hilfsbereite Frau. War immer freundlich und überall sehr beliebt.
Oberkommissar Klaus Resser erschien mit einem jungen Mann und er erkannte ihn sofort. Es war dieser Volker Larsen.
„Setzen Sie sich bitte, Herr Larsen. Wir haben …“
„Stimmt es,
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