Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Eigenschaft, die man für den Job brauchte. Er sah aber so verdammt männlich aus, so richtig zum Anbeißen und …
„Sie sollen gehen. Verstehen Sie mich nicht?“
„Es tut mir ja leid, hab dich nicht so“, gab sie schnippisch von sich, wollte sich setzen.
„Verlassen Sie sofort mein Büro. Ich habe zu arbeiten und duzen Sie mich nicht. Begreifen Sie das nicht? Es gibt bestimmte Umgangsformen.“
Er ergriff Unterlagen vom Schreibtisch und verschloss sie in einer Schublade. Sie stand unschlüssig im Raum. Zorn brodelte in ihr auf.
„Briester, du hast nur Probleme. Mensch, nun reg dich wieder ab. Ich kann nichts dafür, dass dir deine Alte weggerannt ist und du keiner Kinder machen kannst. Es gibt aber …“, höhnte sie laut und überhörte dabei, wie sich die Tür öffnete.
„Sandra, kommst du bitte. Ich hatte dich gewarnt. Du hast ab sofort Verbot, das Präsidium ohne Einladung zu betreten. Deinen Ausweis bitte.“
Claus Keitler streckte die Hand aus, wartete. Sie holte zögernd den Ausweis heraus, reichte ihn hinüber, bemerkte jetzt, wie alle dem Schauspiel zusahen, grinsend.
„Ich hatte dich gewarnt. Jetzt gehst du zu Kriminalhauptkommissar Briester, entschuldigst dich und machst deine Aussage, ohne einen falschen Ton und es heißt Sie. Hast du kein Benehmen? Du benimmst dich wie ein Straßenmädchen. Noch eine Beleidigung und du bekommst richtig Ärger. Denk an deinen Bruder.“
„Aber, ich …“
„Nein, nichts mehr. Es reicht! Noch einen falschen Ton und ich leite alle Beschwerden weiter. Was das bedeutet, weißt du?“, raunte er leiser, wandte sich ab und verließ das Büro, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
Sandra sah, wie sie alle anstarrten, teilweise immer noch grienend. Wieso konnte ich nicht meine Klappe halten? Und jetzt? Sie konnte noch nicht einmal Volker besuchen. Dass der sie nicht sehen wollte, hatte sie inzwischen verdrängt. Sie klopfte, trat ein.
„Setzen Sie sich bitte, Frau Larsen. Ihren Ausweis bitte. Ich werde Ihre Aussage, mithilfe eines Aufnahmegerätes aufnehmen. Bitte beant- worten Sie alle Fragen wahrheitsgemäß. Da es sich um einen Angehörigen handelt, haben Sie das Recht, die Aussage zu verweigern. Verstanden?“
„Ich bin nicht blöd.“
Er las die Daten laut vor, fügte Datum und Uhrzeit hinzu. Die Tür öffnete sich und eine junge Frau trat herein, verständigte sich durch Blicke mit ihrem Chef, setzte sich an die Seite.
„Sie kannten die Tote Mia …“
„Ja, klar. Sie war die Bettgespielin meines Bruders. Blöde Frage.“
„Wie lange waren die beiden liiert?“
„Seit einigen Wochen hat Volker die Tussi in sein Bett gezogen. Sie waren nicht liiert.“
„Wo haben sie sich kennen gelernt?“
„Sie hat Volker in irgendeinem Schuppen aufgegabelt.“
Er sah sie aufmerksamer an. „Das hört sich so an, als wenn Sie die Dame nicht mochten?“
„Eine von vielen.“ Sie zuckte mit der Schulter.
„Für Ihren Bruder war es mehr. Sie wollten zusammenziehen.“
„Das hat die ihm eingeredet. Sie hat ihm alles vorgeschrieben und der hat gespurt. Er durfte nicht mehr mit mir weggehen, übers Wochenende wegfahren. Die hat ihn völlig vereinnahmt. Diese Braut war nur hinter seinem Geld her.“
„Sie hatten kein gutes Verhältnis zu ihr?“
„Ich habe die einige Male gesehen, dass war’s. Ich habe mir um die Tussi keine Gedanken gemacht. Man kennt solche Weiber. Die gehen in eine Kneipe, schleppen jeden Mann ab, den sie kriegen können. Außerdem gebe ich mich nicht mit solchem asozialen Pack ab.“
„Aha, sehr interessant. Nur völlig ad absurdum.“
„Woher willst du das wissen?“
„Wir haben recherchiert. Man lernt das Opfer kennen, wenn man meinen Job macht und übrigens, Frau Larsen duzen wir uns nicht. Hat man Ihnen kein Benehmen beigebracht? Ich denke, Sie sind Psychologin? Da sollte man die einfachsten Anstandsregeln prägnant beherrschen.“
„Was interessiert mich diese Braut? Sind wir nun fertig? Ich habe nicht so viel Zeit wie du, Briester. Ich muss für mein Geld arbeiten, bekomme es nicht jeden Monat automatisch auf mein Konto. Überdies muss ich sehen, dass ich den Schuldigen finde, dafür sorgen, dass mein Bruder aus dem Knast kommt. Höchstwahrscheinlich wurde die von einem ihrer Stecher umgebracht. Wer weiß, was die noch so angestellt hat. Die Freier beklaut oder so.“
„Wo waren Sie an dem Abend?“
Sie sah ihn perplex an, lachte schließlich los, um augenblicklich wieder ernst zu werden.
„Du denkst, ich habe diese … Person umgebracht?
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