Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Arbeitstier, karrieregeil, vielleicht sogar gefühllos.“
„Karrieregeil kommt beim Arbeitstier fast automatisch und Gefühle kann ich mir bei den Toten nicht leisten. Wenn man jeden Tag damit zu tun hat, berührt es einen nur noch wenig, ansonsten würde man den Job nicht machen können. Das ist nichts für Sensibelchen und ich kann nicht jedem Opfer nachweinen.“
„Ja, unbestreitbar wird das so sein.“
Sie stellte den Salat, das Brot auf den Tisch.
„Setz dich.“
„Sie arbeiten teilweise mit Jugendlichen und Kindern die Probleme haben, wenn anderer Natur. Berührt Sie da jeder Fall? Das kann ich mir nicht vorstellen.“
„Nein, bestimmt nicht! Ich kann verstehen, dass du nicht um jede Leiche weinen kannst, dass du nicht jeden Mörder mit Samthandschuhen anfasst. Nur, spielt das, was jemand privat erlebt, nicht mit in den Beruf hinein?“
Diese Frau behandelt Kinder? Na super, bei der Einstellung. „Keine Ahnung, mag so sein. Nur dass vergisst man, wenn man über einen Fall sitzt. In diesen Zeiträumen denkt man nicht darüber nach, was gerade die Frau zu Hause anstellt, ob die Kinder ihre Hausaufgaben schaffen oder ob der Dackel gesund ist.“
Sandra sah ihn an, blickte Sekunden später auf ihren Teller. „Konntest du das immer trennen?“
„Ja, weil ich das Private ausgeklammert habe, so wie es die meisten Menschen tun. Das eine ist der Beruf, das andere der private Bereich.“
„War das der Scheidungsgrund.“
„Zu privat. Mein Privatleben geht Sie nichts an, Frau Larsen. Diese Frage ist impertinent. Agieren Sie immer so aufdringlich, neugierig?“
„Du willst oder kannst nicht darüber reden?“
„Ich möchte nicht, weil das eben mein Privatleben ist.“
„Du bist es ziemlich kalter, autoritärer Typ.“
„Gut, wenn Sie meinen.“
Sie sah ihn an, spielte mit der Gabel in ihrem Mund. Für eine Weile schauten sie sich an, dann stand Sandra auf und wenig später ertönte Musik.
„Wer singt da?“ Er blickte das Fleisch an, das verbrannt war und zäh schmeckte. Kochen war nicht so ihr Ding.
„Cock Robin, after here through midland. Ich liebe seine Musik, beson- ders wenn ich nervös, aufgeregt bin, beruhigt sie mich.“
„Hört sich gut an. Weshalb hast du so eine große Wohnung?“
„Du?“
„Wieso? Du duzt mich ebenfalls, Larsen, aber zur Wohnung.“
„Es heißt Frau Larsen. Sie gefiel mir und ich fand mein Geld gut ange- legt.“
„Das Hausboot?“
„Volker wollte es haben, aber er bekommt sein Erbe erst mit fünfund-zwanzig, also habe ich es für ihn gekauft. Er zahlt es mir später zurück.“
„Ihr habt eine sehr enge Beziehung zueinander, nicht wahr?“, klopfte er ein wenig auf den Busch, obwohl er ja inzwischen wusste, dass es nicht an dem war.
„Ja, wir verstehen uns gut, sehr gut.“
Das stimmt wohl so nicht, dachte er, erwiderte aber nichts.
Vermutlich lag es an dem Wein, aber es war lange her, dass er das letzte Mal so entspannt gegessen hatte. Heute bemerkte er sogar, was es war und dass es nicht schmeckte.
Er betrachtete sie und ihm fiel ein, was ihm Claus Keitler gesagt hatte: „Sie ist eine sehr starke Persönlichkeit, trotzdem ist Sandra nur eine Frau, obwohl sie es überspielt und das kann sie bei Fremden hervorragend. Sie will eben alles allein meistern. Sie will von keinem Hilfe annehmen und wenn sie das nicht umgehen kann, dann will sie wenigstens die Fäden in der Hand behalten.“
Vom Äußeren war sie durch und durch Frau, aber sie versuchte es mittels ihre Burschikosität zu überspiele. Viele Frauen wären wahrscheinlich glücklich, wenn sie so aussehen würden. Wie sie sich wohl gab, wenn sie ihrer anderen Beschäftigung ausübte?
„Wie war die Beziehung zwischen den beiden? Gab es Spannungen? Probleme? Verschmähte Liebe, Eifersucht sind immer noch eines der häufigsten Mordmotive.“
„Nein, da war nichts, obwohl diese … Volker neigt nicht zu Eifersucht, dafür war die viel zu unwichtig.“
Sie lügt abermals. „Was weißt du über sie? Wurde sie bedroht?“
„Wird das etwa ein Verhör?“
„Wenn du es so nennen willst, dann das.“
„Diese kleine Schl… Mia hat wenig über sich erzählt, jedenfalls wenn ich mit ihnen zusammen war. Aber sie hat sich nie negativ über jemand geäußert. Soweit hat sie mich nicht interessiert.“
„Hatte er noch andere Frauen, so nebenbei?“
„Nein, der Typ ist er nicht. Er hatte vor Mia einige Affären, so sagt man wohl. Nichts Festes, Bettgeschichten, aber sie haben sich immer auf freundschaftliche Art getrennt.
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