Danielle Steel
»Genau das wollte ich dir dam als begreif lich machen. Aber du hast mir ja nicht einmal zugehört!«
»Ich war einfach unglaublich dämlich und hatte solche Angst davor, mich zu binden. Jetzt bin ich klüger und mutiger. Ich bin älter geworden. Ich weiß, was ich damals verloren habe. Mein Leben ist ohne dich sinnlos, Kate.«
Erneut überfielen Kate die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Diese Worte hatte sie immer hören wollen, doch jetzt war es zu spät. Es kam ihr vor wie ein Streich, den das Schicksal ihr spielte.
»Ich bin verheiratet, Joe«, sagte Kate leise.
»Ich weiß. Ich bitte dich ja auch nicht darum, daran etwas zu ändern. Du hast dir dein eigenes Leben aufgebaut. Ich möchte
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doch nur mit dir essen gehen. Schenk mir eine Stunde! Das muss doch möglich sein. Ich will dir nur zeigen, was ich in den vergangenen Jahren aufgebaut habe.« Er war sehr stolz auf sein Werk und hatte niemanden, mit dem er seine Gefühle teilen konnte. Doch das war sein Problem.
Kate war zwar sicher, dass es andere Frauen in seinem Leben gegeben hatte, seit sie ihn verlassen hatte, ab er vielleicht ha tten sie keine Rolle gespielt. Seine Flugzeuge und seine Arbeit bedeuteten ihm eben alles. Seit ei niger Zeit schon war er als der beste Flugzeugkonstrukteur Amerikas bekannt. Er war einfach ein Genie.
»Was ist nun, Kate? Du kannst doch unm öglich so viel zu tun haben, jetzt, da Andy fort is t. Engagiere einen Babysitter und geh mit mir aus! Du kannst den Kleinen natürlich auch mitbringen, wenn du willst.«
Das kam für Kate überhaupt nicht in Frage. Sie und Andy hatten bereits verschiedene Babysitter ausprobiert, und sie kannte einige gute, die sie anrufen könnte.
»Schon gut, einverstanden«, seufzte sie, als ob sie einem verzogenen Kind nachgeben würde. Joe hatte es geschafft. »Ich komme.«
»Du bist wunderbar, Kate! Ich danke dir.«
Was war schon dabei? Sie würde lediglich sein Büro anschauen. Sie durfte nur auf keinen Fall vergessen, dass sie mit Andy verheiratet war.
»Wie passt es dir morgen?«, schlug Joe vor.
Kate dachte einen Augenblick lang nach. »In Ordnung.« Sie wollte es schnell hinter sich bringen und sich beweisen, dass sie nichts mehr für ihn empfand. Es musste ihr einfach gelingen. Sie wusste, dass sie es schaf fen würde, was immer er auch anstellen mochte.
»Soll ich dich abholen lassen?«, fragte Joe.
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Kate stimmte zu. Als Treffpunkt schlug Joe das Giovanni’s vor. Dort verabredeten sie sich für halb eins am nächsten Tag. Kate traf pünktlich im Restaurant ein. S ie trug ein weißes Leinenkostüm und hatte sich das Haar aus dem Gesicht gekämmt. Auf ihrem Kopf saß ei n großer Strohhut, den sie bei Bonwit Teller gekauft hatte. Sie sah ausgesprochen elegant aus. Joe wartete bereits auf sie und küsste sie zur Begrüßung auf beide Wangen. Einige Gäste schauten interessiert auf. Joe war durch die Berichterstattung in der Presse sehr bekannt. Kate war eine schöne Frau mit einem auffä lligen Hut, doch n iemand wusste, wer sie war.
»Mit dir an meiner Seite errege ich viel Aufsehen«, sagte Joe, während sie sich in einer kleinen Nische an einen Tisch setzten. Dort waren sie ungestört.
»Das schaffst du auch allein ganz gut«, gab Kate lächelnd zurück.
Es gefiel ihr, zum Lunch auszuge hen, und sie stellte überrascht fest, dass solche Unternehmungen seit Reeds Geburt sehr selten geworden waren. Sie hatte sich hauptsächlich um den Kleinen gekümmert. Nun genoss sie es, einmal ohne Kind unterwegs zu sein. Kate liebte Reed, doch er ersetzte ihr nich t den Gesprächspartner. Ihre Freundinnen aus Kindertagen lebten alle in Boston, und zu den meisten hatte sie bereits während ihrer Beziehung zu Joe den Kontakt verloren. Ihre Leidenschaft für ihn und die Zeit, die sie in seine Projekte investiert hatte, hatten sie von den meisten ihrer Bekannten entfernt. Kurz darauf war Andy in ihr Leben getreten und wenig später Reed. Kate hatte weder die Zeit noch den dringenden Wunsch, neue Freundschaften zu schließen.
Während des Mittagessens unterhielten sich Kate und Joe angeregt über Joes Unternehmen, seine neuesten Entwicklungen und die damit verbundenen Probleme. Eine Stunde lang erzählte Joe von seiner Fluggesellschaft. Er engagierte sich in vielen
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aufregenden Projekten. Mit Ka tes Alltag h atte das a lles überhaupt nichts zu tun. Sie führte dagegen ein ruhiges, glückliches und zurückgezogenes Leben mit ihrer kleinen Familie.
»Willst du denn bald wieder
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