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Danielle Steel

Danielle Steel

Titel: Danielle Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traumvogel
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nächsten Morgen füh lte sich Kate wie b enommen. Sie
    hatte schlecht geträumt und wurde erst richtig wach, als Reed zu weinen begann. Sie fühlte sich furchtbar, als ob sie Andy verraten hätte. Nachdem sie eine Tasse Kaffee getrunken und Reed gestillt und zurück in die Wiege gelegt hatte, dachte sie noch einmal über ihre Begegnung mit Joe nach. Sie sagte sich, dass sie sich nichts vorzuwerfen, sondern absolut korrekt verhalten hatte. Sie hatte Joe gegenüber keinerlei Interesse bekundet, ihn in keiner Weise ermutigt oder gar versprochen, ihn anzurufen. Trotzdem fühlte sie sich schuldig. Das unangenehme Gefühl ließ sie den ganzen Tag über nicht los. Abends schrieb sie Andy einen Brief und legte auch einige Fotos von Reed in den Umschlag. Da klingelte plötzlich das Telefon. Kate dachte sofort an ihre Mutter und nahm ab. Doch sie erschrak, als sie die Stimme a m anderen Ende der Leitung erkannte. Es war jene tiefe, ruhige Stimme, deren Wirkung stets die gleiche war und nach der sie sich jahrelang gesehnt hatte. »Hallo, Kate.« Joes Stimme klang ein wenig müde. Es war schon spät, und er war noch immer im Büro.
    »Hallo, Joe.« Mehr sagte Kate nicht. Sie wartete. Warum rief er sie nur an?
    »Ich dachte, du langweilst dich vielleicht ohne Andy.« Kate langweilte sich tatsächlich. Und sie fühlte sich ein sam, doch das hätte sie Joe gegenüber niemals zugegeben.
    »Was hältst du davon, wenn wir uns zum Lunch treffen? Nur um der alten Zeiten willen.« Jo e klang unbefangen und beruhigend, doch dieser Eindruck trog. Er würde ihr nie die Sicherheit geben, die sie brauchte.
    »Nein danke, lieber nicht.« Es war keine gute Idee, daran
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zweifelte Kate keinen Augenblick.
    »Ich wollte dir immer schon mal unser Gebäude hier in der Stadt zeigen. Es ist wirklich unglaublich. Es ist eins der schönsten im ganzen Land. Am Anfang warst du m al dort, weißt du noch? Ich dachte, du würdest vielleicht gern sehen, was daraus geworden ist, nachdem … nac hdem du …«
    »Ich hätte schon Lust, aber ich glaube, es ist wirklich besser, wir lassen es.«
    »Warum denn? «
    Joe war offenbar enttäuscht, und Kate war sofort unsicher. Vorsicht!, dachte sie bei sich. Langsam wurde es brenzlig. Sie nahm ihre ganze Kraft zusamm en. »Ich weiß nicht, Joe«, sagte sie seufzend. Sie war plötzlich unendlich müde. Er war ihr so vertraut, sie sprach en miteinander wie damals, und am liebsten hätte sie die Uhr zurückgedreht. Ihr kamen die beiden Jahre in den Sinn, in denen er verschollen gewesen war, und sie erinnerte sich an das Wiedersehen auf dem Schiff, das ihn aus Deutschland nach Hause gebracht hatte. Es gab so viele kostbare Erinnerungen aus jenen Tagen, die Kate wie einen Schatz in ihrem Herzen hütete, doch das reichte nicht für einen Neuanfang. Das musste sie sich imm er wieder vor Augen führen. »Es ist so viel passiert, seit ich New Jersey verlassen habe.«
    »Genau. Du solltest dir das Haus ansehen. Es ist wirklic h wunderschön.«
    »Du bist einfach unverbesserlich!«, lachte Kate. Die alte Unbefangenheit begann sich einzustellen.
    »Wirklich? Warum können wir ni cht einfach Freunde sein, Kate?«
    Weil ich d ich immer noch liebe, hätte Kate am liebste n geantwortet. Aber war es wirklich s o? Vielleicht war es nur die Erinnerung an jene Liebe, die nun auf einmal wieder lebendig wurde. Vielleicht war alles nur Einbildung. Mit Andy verband
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sie eine tiefe Liebe. Davon war sie überzeugt. Mit Joe war es etwas anderes: eine Illusion, ein Traum, eine Hoffnung, die Kate bis heute aufrechterhalten hatte, ein kindisches Märchen, für das sie sich immer ein Happyend gewünscht hatte. Joe brachte ihr Unglück, und Kate wusste das. Sie beide wussten es.
    »Komm, lass uns zusammen essen gehen … bitte! Ich werde mich auch anständig benehmen. Versprochen!«
    »Davon bin ich überzeugt«, entgegnete Kate mit fester Stimme. »Aber was soll das Ganze bringen?«
    »Wir sind gern zusammen, so war es doch schon immer. Worüber machst du dir denn solche Sorgen? Du bist verheiratet, du hast ein Kind, führst dein eigenes Leben. Ich dagegen habe nur meine Flugzeuge.« Joe drückte auf die Tränendrüse. Kate lachte. »Komm mir bloß nicht so, Joe Allbright! Du wolltest es d och so haben. Falls du e s verges sen hast: Genau aus diesem Grund habe ich dich dam als verlassen.«
    »Ich wollte beides haben«, gab Joe leise zurück, und diesmal klang es ehrlich.
    Kate konnte es nicht fassen. Dafür war es nun wirklich zu spät.

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