Danielle Steel
Sie das Richtige tun.« Er liebte Kate viel zu sehr, als da ss er sie in Gefahr hätte b ringen wollen.
»So wie Sie«, gab Andy zurück, während Joe ihn zur Tür begleitete.
Nachdem e r die Tür geschlosse n hatte, setzte Joe sich an seinen Schreibtisch und starrte aus dem Fenster. Tränen liefen über seine Wangen. All seine Gedanken galten Kate. Er hatte sie zum z weiten Mal verloren.
Kate erfuhr nichts von dem Gespräch, das an jenem Tag zwischen Joe und Andy stattgefunden hatte. Sie erfuhr nicht einmal, dass die beiden sich getroffen hatten. Doch Andy war plötzlich so siegesg ewiss, dass sie nervös wurde. Ihr Mann schien äußerst zufrieden zu sein. Sie begann, ihn immer mehr zu verabscheuen. Das letzte bisschen Liebe, das sie für ihn empfunden hatte, war verschwunden.
Zwei Tage später lud Joe sie zum Lunch ein. Sie trafen sich in einem kleinen dunklen Restaura nt, wo sie schon häufiger
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gegessen hatten, doch diesmal brachte keiner von ihnen einen Bissen hinunter. Joe teilte Kate in schlichten Worten mit, dass er noch einmal über alles nachgedacht habe. Er wisse nun, dass es falsch wäre, sie aus ihrer Ehe herauszureißen. Das Risiko, dass sie ihren Sohn verlor, sei einfach zu groß. Kate sah den unermesslichen Schmerz in seinen Augen. Aber sie konnte nicht ahnen, wie es in ihm aussah. Seit Andy aus seinem Büro verschwunden war, konnte Joe nur noch an Kates Selbstmordversuch denken. Es war furchtbar! Er musste sie verlassen. Für beide war dieses Zusammentreffe n eine Qual. Kate fuhr anschließend in einem Taxi nach Hause und brach weinend zusammen. Joe hatte ihr gesagt, dass sie sich endgültig trennen mussten. Er war so behutsam wie m öglich vorgegangen, aus lauter Angst, sie könne noch einmal versuchen, sich das Leben zu nehmen.
Schluchzend lag Kate auf ihrem Bett. Sie w ürde Joe nie wieder sehen. Am liebsten wäre sie tot gewesen. Sie kam gar nicht auf die Idee, etwas zu unternehmen.
Joe tat das, was er immer getan hatte: Er lief davon. Noch am selben Abend flog er nach Kalifornien.
Andy kam nachm ittags m it der Gewissheit nach Hause, dass das Problem erledigt war. Er hatte gewonnen.
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I
n den nächsten Monaten war die Atmosphäre zwischen Kate
und Andy sehr angespannt. Sie sprachen kaum noch miteinander. Kate war so deprimiert, dass sie immer mehr an Gewicht verlor. Seit Andy aus Deutschland zurückgekehrt war, waren sie sich nicht ein einzig es Mal näher gekommen. Kate hielt sich von ihrem Mann möglichst fern. Manchmal telefonierte sie mit Joe. Doch wie Andy bereits vermutet hatte, entfernten sich die beiden immer weiter voneinander. Andys Plan hatte perfekt funktioniert. D och Kate wusste, dass ihre Gefühle sich nicht ändern würden, solange Andy sie wie seine Gefangene hielt. Seit dem Augenblick, in dem er sie gezwungen hatte, bei ihm zu bleiben, und sie mit ihrem Sohn erpresst hatte, war sie für ihn unweigerlich verloren. Kate empfand nicht einmal mehr einen Hauch von Sympathie für ihn. Es war vorbei. Sie hasste Andy und hätte ihn noch mehr gehasst, wenn sie auch nur geahnt hätte, was er Joe erzählt hatte.
Im März, nach Reeds erstem Geburtstag – der Kleine konnte inzwischen laufen – entspann te sich die Lage ein wenig. Mittlerweile war Andy seit einem halben Jahr aus Deutschland zurück. Er und Kate hatten harte Zeiten hinter sich.
Auch Kates Eltern war das nicht verborgen geblieben, doch sie hatten nicht nachgefragt. Was auch immer zwischen den beiden vorgefallen war, sie mussten irgendwie damit zurechtkommen. Im Sommer fuhren alle wie jede s Jahr nach Cape Cod. Andy und Kate schliefen diesmal in getrennten Schlafzimmern. Andy konnte sie zwar zwingen, seine Frau zu bleiben, aber nicht dazu, auch das Bett mit ihm zu teilen. Ihr Leben war zu einem Albtraum geworden, und wenn si e durch das Haus schlich, sah Kate aus wie ein Gespenst.
In jenem Jahr ging en sie nicht zum traditionellen Barbecu e.
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Als ihre Eltern von den Nachbarn zurückkehrten, erzählte Clarke, dass Joe Allbright ebenfalls nicht dort gewesen sei. Andy beobachtete Kate argwöhnisch, und der offensichtliche Hass zwischen den beiden erschütterte Clarke zutiefst. A uch Elizabeth war bestürzt über den Zustand, in dem sich die Ehe der beiden befand.
Kaum waren sie wied er zu Hause, rief Kate Joe an. Von Zeit zu Zeit sprach sie mit ihm, si e wollte wissen, wie es ihm ging, und einfach seine Stim me hören. H azel teilte ihr jedoch m it, er sei für Testflüge nach Kalifornien
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