Danielle Steel
liebten sich so sehr, dass Joe ihr sicher alles vergeben würde. Das hoffte Andy jedenfalls.
»Er ist jetzt mit einer anderen verlobt«, stellte Kate finster fest. »Na und?« Andy lächelte. »Wir beide waren auch verheiratet, als er wieder auf der Bildfläche erschien. Wenn er dich wirklich liebt, wird er dich mit offenen Armen empfangen, was auch immer inzwischen passiert ist.«
»Ach, so einfach ist das also?« Kate erwiderte Andys Lächeln, zum ersten Mal seit s ehr langer Zeit. Sie hatte ihn für ihre unglückliche Lage verantwortlich gemacht. Vielleicht würden sie doch noch Freunde werden, wenn er sie jetzt endlich frei gab.
Genau das hatte Andy gehofft, als er sich zu seinem Entschluss durchgerungen hatte.
»Für uns ist es längst zu spät.«
Andy wusste, dass Kate von Joe sprach.
»Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig. Er ist jetzt mit einer anderen verlobt«, sagte sie noch einmal.
»Ich erinnere mich daran, dass du damals, als alle dachten, er sei tot, die Einzige warst, die an seine Rückkehr glaubte. Du wolltest im mer schon nur ihn.«
»Ich weiß«, entgegnete Kate sanft. »Es ist doch verrückt, nicht wahr? Ich wollte ihn tatsäch lich v on Anfang an. Schon als ich ihn das erste Mal sah, hat er mich verhext. Wir haben es beide nie geschafft, uns wirklich voneinander zu lösen.«
»Dann lass es doch einfach dabei! Geh zu ihm zur ück! Tu, was du tun musst. Lass deinen Traum in Erfüllung gehen!« Er selbst hatte genau das versucht, doch sein Traum war nicht zu erfüllen gewesen. Jetzt wusste er, dass sich daran n iemals etwas ändern
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würde. Kate hatte immer zu Jo e gehört und niemals zu ihm. »Ich danke dir«, flüsterte Kate.
Andy beugte sich über sie und küsste sie auf die Wange. »Schlaf ein bisschen«, sagte er und ging hinaus.
Kate lag noch lange wach und dachte an Andy. Es war merkwürdig, dass sie so wenig empfand, weder Trauer noch Erleichterung. Sie fühlte überhaupt nichts, aber daran hatte sie sich während der vergangenen zwei Jahre gewöhnt. Sie war wie betäubt und dachte darüber nach, was Andy über Joe gesagt hatte. Sie fragte sich, ob es vielleicht doch noch möglich war … Folge deinem Traum … geh zu ihm ! Dann lächelte sie und schloss die Augen. Es war schwer zu glauben, dass ihr Traum jemals Wirklichkeit werden würde. Immer war Joe außerhalb ihrer Reich weite gewesen. Daran hatte sich nich ts geändert. Und jetzt war er verlob t, inzwischen vielleicht sog ar verheiratet. Kate hatte nicht das Recht, sein Leben erneut auf den Kopf zu stellen. Es war schon eine seltsame Fügung des Schicksals, dass sie am Ende beide verloren hatte, Andy und Joe. Andy mochte sagen, was er wollte, für Joe und sie war es zu spät. Diesmal war es an ihr, ihn gehen zu lassen.
Als sich das Kind ankündigte, brachte Andy Kate ins Krankenhaus. Diesmal war es ein kleines Mädchen, das sie Stephanie nannten. Zwei Wochen später zog Andy aus. Der Umzug verlief überraschend friedlich. Zwischen ihnen gab es nichts mehr zu sagen, so dass sie beide nichts als Erleichte rung empfanden, als es endlich vorüber war.
Als Stephanie vier Wochen alt war, fuhr Kate mit beiden Kinder und einer Kinderschwester nach Reno. Dort verbrachte sie die nächsten sechs Wochen und fuhr am fünfzehnten Dezember als geschiedene Frau wieder nach Hause. Sie war offiziell dreieinhalb Jahre mit Andy verheiratet gewesen, in Wirklichkeit war es jed och nur ein Jahr gewesen. Von einer Freundin erfuhr sie, dass Andy bereits mit einer anderen Frau
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liiert war. Offensichtlich war e r seh r verlieb t. Kate hoffte, dass es tatsächlich so war. Sie waren beide lange genug einsam gewesen. Sie wünschte Andy, dass er wieder heiratete und Kinder bekam. Er hatte etwas Besseres verdient, als das, was sie ihm hatte geben können. Selb stverständlich liebte Andy Stephanie und Reed und kümmerte sich auch u m sie. An jedem Mittwochnachmittag und jedes zweite Wochenende nahm er die beiden zu sich. Alles verlief in geordneten Bahnen und vollkommen ruhig, als ob nie ein böses Wort zwischen ihm und Kate gefallen wäre. Nun, da alles vorbei war, schien das alles nur ein böser Traum ge wesen zu sein. Kates Eltern bedauerten die Scheidung viel mehr als Kate und Andy selbst. Sie konnten einfach nicht verstehen, warum diese Ehe gescheitert war. Eine Woche, nachdem Kate aus Reno zurückgekehrt war, machte sie sich mit Reed auf den Weg, um einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Unterwegs sangen sie Weihnachtslieder, und als sie den
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