Danielle Steel
aber das änderte nichts an ihrem Schmerz. Ihr Mann würde an Weihnachten nicht zu Hause sein. Kate zwang sich sofort, an ihre Gefühle zu denken, als er damals abgeschossen worden war. Jetzt wusste sie immerhin, dass er zurückkehren würde.
Sie hob Reed von ihrem Schoß und holte sich ein Taschentuch. Es war nicht zu ändern. Sie würde m it den Kindern das Beste daraus machen. Sobald Joe zu Hause war, würden sie eben noch einmal Weihnachten feiern. Entschlossen nahm sie sich vor, ihn ihre Ernüchterung nicht spüren zu lassen. Das Fest verlief sehr ruhig. Mit leuchtenden Augen packten die Kinder ihre Geschenke aus. Kates Eltern hatten ein großes
37 1
Paket geschickt, und auch einige Freunde hatten an sie gedacht. Joe hatte keine Zeit gehabt, Weihnachtseinkäufe zu erledigen, doch damit hatte Kate schon gerechnet. Es spielte keine Rolle, wenn er nur endlich wieder nach Hause kam.
Am ersten Weihnachtstag ka m Andy, um Re ed für einige Stunden zu sich zu holen. Mit ernster Miene stand er in der Tür. Kate hatte vor kurzem erfahren, da ss er bald heiraten wollte, und sie freute sich sehr für ihn. Hoffentlich hatte er diesmal die richtige Wahl getroffen. Trotz der Probleme mit Joe war Kate noch immer froh, dass sie sich für den Mann entschieden hatte, den sie liebte.
»Hallo, Kate«, sagte Andy und blieb verlegen am Eingang stehen. Seit der Scheidung gingen sie höflich miteinander um, doch es gab keinerlei Nähe mehr zwischen ih nen. Kate h atte Andy inzwischen auf die Lügen, die er Joe über sie aufgetischt hatte, angesprochen. Andy hatte sie um Verzeihung gebeten und eingestanden, dass er sich sehr unfair verhalten hatte. Lange Zeit hatte er sich deswegen zutiefst geschämt.
Kate wusste, dass er imm er noch regelmäßig ihre Elte rn besuchte, doch das störte sie nicht. Er war trotz allem der Vat er ihrer Kinder, und ihre Eltern mochten ihn sehr gern. Sie hatten die Scheidung sehr bedauert. Von ihrer Mutter hatte auch Kate erfahren, dass Andy bald heiraten würde. Seit einem Jahr war er nun schon mit seiner zukünftigen Frau zusammen. Es schien also an der Zeit, der Beziehung einen festen Rahmen zu geben. »Fröhliche Weihnachten«, entgegnete Kate nun und forderte ihn auf einzutreten. Andy zögerte, doch Kate fügte hinzu: »Es ist schon in Ordnung. Joe ist nicht da.«
»An Weihnachten?«, fragte Andy offensichtlich entsetzt, als er in den Flur der Wohnung trat, die einst Joe allein bewohnt hatte. »Das tut mir Leid, Kate. Es ist bestimmt nicht einfach für dich.« »Toll ist es nicht, aber er konnte nichts daran ändern. Er wurde in Japan aufgehalten.« Sie bemühte sich um einen beiläufigen
37 2
Ton.
»Joe ist eben ein sehr beschäftigter Mann«, stellte Andy fest. Da bog Reed auch schon jauchzend um die Ecke. Stephanie stolperte mit wackligen Schritte n hinter ihrem Bruder her. Sie würde zu Hause bei ihrer Mutter bleiben.
»Ich habe gehört, dass du heiraten willst«, sagte Kate, während Reed sich seinen Mantel überzog. Sie wusste nicht, ob Andy schon mit seinem Sohn darüber gesprochen hatte. Der Kleine hatte darüber jedenfalls kein Wort verloren.
»Aber erst im Juni. Ich lasse mir Zeit.«
Beide lächelten. Andy wollte nicht zugeben, dass er nun vorsichtig geworden war. Kate wusste jedoch, was er dachte. Er hatte ja auch allen Grund, die Sache diesmal behutsam angehen zu lassen.
»Ich wünsche dir viel Glück. Du hast es verdient«, sagte Kate. Reed hatte inzwische n seinen Mante l, eine Mütze u nd Fäustlinge angezogen un d nahm seinen Vater bei der Hand. »Das hoffe ich«, gab Andy zurü ck, und die beiden gingen hinaus. Um acht würde er Reed zurückbringen.
Kate verbrachte den Tag mit ihrer Tochter und spielte m it der Kleinen in ihrem Zi mmer.
Über die Feiertage fühlte Kate sich sehr einsam. Sie versuchte, Joe in seinem Hotel zu erreichen, doch sie bekam ke ine, Verbindung. Wahrscheinlich hatte er die gleichen Schwierigkeiten, oder er steckte in irgendw elchen Besprechungen fest, denn er meldete sich nicht. Kate redete sich ein, dass dies alles im Grunde gar keine Rolle spiele. Sie würden eben im komm enden Jahr gemeinsam Weihnachten feiern. Manchmal liefen die Dinge nun einmal nicht so, wie man es sich wünschte. Kate würde sich wie eine Erwachsene benehmen. Doch als ihre Eltern anriefen, musste sie doch mit den Tränen kämpfen. Immer wieder versicherte sie ihnen, dass alles in
37 3
Ordnung sei.
Zwei Tage lange hörte Kate nichts von Joe. Dann endlich rief er an und
Weitere Kostenlose Bücher