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Danielle Steel

Danielle Steel

Titel: Danielle Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traumvogel
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folgenden fünf Tage war er in Los Angeles gewesen. Kurz vor seiner Abreise war einer seiner besten Testpiloten abgestürzt. Die Absturzursache war noch nicht geklärt, doch vor dem Start hatte Joe persönlich das Flugzeug überprüft. Er war nach Reno geflogen, um das Wrack in Augenschein zu nehmen, hatte die Witwe des Mannes aufgesucht, und als er endlich in New York ankam, war er völlig erledigt.
    »Kannst du denn die Dinge nicht von hier aus regeln?«, fragte Kate vorsichtig.
    Aber so einfach war das alles nicht. »Wie soll das denn funktionieren?«, stieß Joe ungehalten hervor. In jenen Tagen war er oft aufbrausend. Immerzu war er müde und in Eile. Kate hingegen langweilte sich und war stets in Sorge, wenn Joe unterwegs war. Die immer länger werdenden Phasen, in denen er nicht zu Hause war, zerrten an ihren Nerven. Er liebte sie zwar, aber sie fühlte sich einsam, wenn er nicht bei ihr war. »Wie stellst du dir das vor? Ich habe schließlich einen Haufen Angestellter, die sich auf dem halben Erdball verteilen. Warum suchst du dir nicht einfach eine Beschäftigung? Du könntest doch wieder beim Roten Kreuz anfangen. Oder beschäftige dich mit den Kindern!«
    Joe war viel zu erschöpft, um sich ernsthaft dam it auseinander zu setzen. Häufig ignorierte er Kates Stöhnen. Er hatte so viel zu
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tun, dass er auch gegenüber seinen Mitarbeitern of t gereizt war. Kate war nun dreißig Jahre alt. Sie war mit einem Ma nn verheiratet, den sie über alles liebte. Trotzdem war sie die meiste Zeit allein.
    Also ging sie ohne Joe auf Partys. Sie verbrachte die Wochenenden mit den Kindern und legte sich jeden Abend allein ins Bett. Ihren Freunden und Bekannten, die sich mit ihnen beiden verabrede n wollten, erklär te sie geduldig, dass ihr Mann leider keine Zeit habe. Ganz New York legte Wert auf ihre Gesellschaft. Die Allbrights waren gern gesehene Gäste. Innerhalb von acht Jahren war Joe der bedeutendste Mann in der Luftfahrt geworden, und das, obwohl er erst zweiundvierzig Jahre alt war. Er hatte ganz allein geradezu Unglaubliches erreicht, und er wurde nicht nur für seine fliegerischen Fähigkeiten bewundert, sondern auch für seinen Geschäftssinn. Alles, was er anpackte, wurde zu Gold.
    Aber das Geld, das Joe verdiente, konnte Kate nachts nicht wärmen. Sie vermisste ihren Mann mehr als jemals zuvor. Alte Geister begannen sich zu regen …
    Joe jedoch war zu beschäftigt, um die Anzeich en zu erkennen. Er sah stattdessen eine Frau, die sich jede s Mal, wenn er nach Hause kam, über seine lange Abwesenheit beschwerte. Daraufhin zog er sich zurück, doch Kate ließ nicht locker. Sie brauchte ihn, und es gab nur selten eine Möglichkeit, in Ruhe mit ihm zu sprechen.
    »Warum begleitest du m ich denn nicht? Es würde dir bestimmt ge fallen«, schlug Joe vor. Seit Jahren war Kate nicht mehr in Tokio gewesen. »Dort kannst du wunderbar einkaufen und Museen oder Tempel besuchen.«
    Joe suchte nach einem Kompromiss, der sie beide zufrieden stellte. Ihm war natürlich klar, da ss er auch dort kaum Zeit für sie haben würde. Wenn er unterwegs war, arbeitete er genauso viel wie zu Hause.
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»Ich kann doch die Kinder nicht wochenlang allein lassen, Joe. Sie sind noch so klein.«
    »Nimm sie doch einfach m it!«
    »Nach Tokio?« Kate war entsetzt.
    »Die Japaner haben auch Kinder. Ich habe es selbst gesehen.« Doch Kate ließ sich nicht umstimmen. Japan war zu weit weg. Was, wenn die Kinder dort krank würden? Wie sollte sie sich mit den Ärzten verständigen? Außerdem hatte es keinen Sinn, in Tokio in einem Hotelzimmer zu sitzen und auf Joe zu warten. Da zog sie es doch vor, zu Hause zu bleiben.
    An Thanksgiving hatte Joe geschäftlich in Europa zu tun. Kate fuhr mit den Kindern zu ihren Eltern. Joe rief von London aus an und sprach auch mit Clarke und Elizabeth. Kates Vater war wie früher brennend interessiert an den Unternehmungen seines Schwiegersohns.
    Doch ihre Mutter ließ noch am selben Abend eine Bemerkung fallen, die Kate näher ging, als sie zugeben wollte.
    »Ist Joe eigentlich jemals zu Hause, Kate?« Elizabeth hielt noch immer nicht viel von ihrem Schwiegersohn. In ihren Augen war er schuld daran, dass Kate sich von Andy getrennt hatte, und das konnte sie ihm nicht verzeihen. Er hatte sie zwar geheiratet, doch er kümmerte sich nicht um sie. Ständig war er unterwegs.
    »Nein, er ist nicht oft da, Mom. Aber er leistet auch Erstaunliches. In ein oder zwei Jahren wird sich das ändern.« Davon war Kate

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