Danielle Steel
fantastischer Vater war. Sie wollte unbedingt noch ein Kind, für
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sie wäre es die Krönung ihrer Liebe.
»Außerdem bin ich schon zu alt für eigene Kinder, Kate. Ich bin jetzt dreiundvierzig. Wenn sie eines Tages zum College gingen, hätte ich schon die Sechzig überschritten.«
»Clarke war noch älter als du, als ich geboren wurde. Und er ist immer noch ganz schön lebendig.«
»Er hatte auch nie so viel zu tun wie ich. Meine Kinder würden mich kaum zu Gesicht bekomm en.« Nur selten gab Joe offen zu, dass er so gut wie nie zu Hause war. Diesmal diente sein Eingeständnis jedoch seinen eigenen Zwecken. »Warum suchst du dir nicht irgendwas anderes, das dich auf Trab hält? « Für Kate jedoch hatte das eine m it dem anderen überhaupt nichts zu tun. Sie wollte ein Kind von Joe, nicht eine Freizeitbeschäftigung.
Aber Joe schien bereits verärgert. Seine o ffensichtliche Missstimmung verstärkte sich noch, als er ihre Enttäuschung bemerkte. »Es gibt immer irgendwas, das dir nicht passt!«, klagte er, während sie sich dem Flughafen näherten. »Sonst schimpfst du, weil ich zu viel unterwegs bin, und jetzt willst du plötzlich noch ein Kind. Kannst du nicht einfach mit dem zufrieden sein, was du hast? Warum willst du imm er noch mehr, Kate? Irgendwas stimmt nicht m it dir!«
Joe musste sich auf die Landung konzentrieren, und Kate wollte nicht mit ihm streiten. Doch seine W orte traf en sie hart. Immer sollte sie sich anpassen und seinen Bedürfnissen gerecht werden. Nie versuchte er, ihre Wünsche zu erfüllen. Sie schienen gar keine Rolle zu spielen. Joe war so selten zu Hau se, dass sich dann immer alles ausschließlich um ihn d rehte. Die öffentliche Bewunderung für seine Leistungen als Pilot, s eine Heldentaten während des Krieges und sein großer Erfolg als Geschäftsmann hatten dazu geführt, dass er von anderen ständig gelobt wurde. Mit Kritik konnte er nur schlecht umgehen. Auf der Heimfahrt war Kate sehr schweigsam. Joe kannte den
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Grund, doch er weigerte sich, weiter über das Thema zu sprechen. Schon vor Jahren hatte er ihr gesagt, dass er keine Kinder wollte. Er hatte nicht das Bedürfnis, seinen Teil zum Babyboom beizutragen.
Kaum waren Kate und Joe zu Hause angekomm en, da stürzte auch schon Reed herbei und schlang die Arme um Joes Hals. Joe warf Kate einen Blick über die Schulter des Kleinen zu, als wolle er sagen: »Siehst du, ich habe Recht!« Was Joe betraf, war das Thema damit erledigt.
Auch Kate schnitt es in den nächsten Wochen nicht mehr an. Joe nahm sich vor, in diesem Jahr in den Ferien zu Hause zu bleiben. Kate hielt ihm immer wieder vor, dass er im Jahr zuvor an Thanksgiving und zu Weihnachten unterwegs gewesen war, und er unternahm alles Menschenmögliche, seine Term ine so zu legen, dass dies nicht wieder vorkam. Er hatte viel Freud e an den verschiedenen Unternehmungen mit der Familie. Gemeinsam mit Kate besuchte er Weihnachtsfeiern und einen Ball, ging mit den Kindern Schlittschuh laufen und baute mit ihnen im Ce ntral Park Schneemänner. Zu Weihnachten schenkte er Kate ein wunderschönes Diamantkollier mit dazu passenden Ohrringen. Sie waren nun seit zwei Jahren miteinander verheiratet und nie in ihrem Lebe n glücklicher gewesen. Ihre Träume hatten sich e rfüllt. Als sie an Silvester miteinander tanzten und sich um M itternacht küssten, fühlte Kate sich wie im H immel.
Am Neujahrstag saß Joe vor dem Fernseher, um sich ein Footballspiel anzuschauen, während Kate die Kugeln vom Weihnachtsbaum nahm . Die Kinder hielten ihren Mittagsschlaf, und trotz eines leichten Katers war Joe guter Stimmung. In zwei Tagen würde er zu einer vierwöchigen Reise nach Europa aufbrechen, und im Februar w ürde er nach Asien und anschließend nach Los Angeles fliegen. Kate hatte sich inzwischen damit abgefunden und wollte sich später mit ihm in Kalifornien treffen.
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Sie brachte Joe ein Sandwich, während er das Spiel verfolgte. Über eine seiner Bemerkungen brach sie in Gelächter aus, und als Joe sie anschaute, bemerkte er einen m erkwürdigen Ausdruck in ihren Augen.
Dann wurde Kate von einem Mom ent auf den anderen kreidebleich. Joe bekam es mit der Angst zu tun. Noch nie hatte er sie in einem solchen Zustand gesehen.
»Ist alles in Ordnung?«
Vor seinen Augen wurde Kate grün im Gesicht. Ganz offensichtlich war sie krank.
»Ja, mir geht’s gut.«
Kate setzte sich neben ihn auf das Sofa und hielt den Atem an. Einige Tage zuvor hatte sie an einer
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