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Danielle Steel

Danielle Steel

Titel: Danielle Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traumvogel
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fand ich die Kostüme immer besonders toll. Und die Pferde. Die Pferde habe ich geliebt! Und vor den Löwen und den Tigern hatte ich Angst.«
    »Ich auch. Ich war nur einm al in meinem Leben im Zirkus, in Minneapolis. Es war furchtbar laut! Die Clowns fand ich blöd, sie waren überhaupt nicht komisch.«
    Kate lächelte. Sie stellte sich den ernsthaften kleinen Jungen vor, der von einer Zirkusvorstellung überwältigt war. Die
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Clowns waren auch ihr immer zu berechenbar gewesen, sie zog einen feineren Humor vor. Obwohl sie und Joe sehr verschieden waren, gab es doch vieles, was sie miteinander verband, abgesehen von der magnetischen Anziehungskraft, die beide deutlich spürten.
    »Ich konnte den Geruch im Zirkus nie leiden, aber ich glaube, es würde Spaß machen, mit vielen Leuten zus ammenzuleben. Immer ist jemand da, mit dem m an reden kann.«
    Joe lachte und wandte sich ihr zu. Er war fasziniert von ihrer positiven Lebenseinstellung und ihrem herzlich en Umgang mit Menschen. Diese Gabe hatte er nie besessen und bewunderte sie daher umso mehr.
    »Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen! Deshalb bedeutet mir das Fliegen so viel. Ich muss mich mit niemandem unterhalten, solange ich in der Luft bin. Am Boden ist im mer jemand da, der einem irgendwas erzählen will oder erwartet, dass man selbst etwas preisgibt. Das ist so an strengend!« Joe blickte ein wenig gequält, während er sprach. Es gab tatsächlich Situationen, in denen ihn ein Gespräch große Überwindung kostete. Er fragte sich, ob das vielleicht alle Piloten gemeinsam hatten. Er hatte schon einige lange Flüge m it Charles unternommen, während denen sie beide nicht ein einzig es Wort gesprochen und sich trotzdem se hr wohl gefühlt hatten. Erst nach der Landung hatten sie wieder miteinander geredet. Für beide waren es wunderbare Flüge gewesen.
    Joe konnte sich nicht vorstellen, dass Kate acht Stunden lang schweigen konnte. »Menschen sind sehr anstrengend. Sie erwarten zu viel. Sie v erstehen einen falsch und drehen einem die Worte im Mund herum. Oft ist dann alles kom plizierter als zuvor.«
    »Es gefällt Ihnen also, wenn alles ruhig und unkompliziert zugeht?«, fragte Kate.
    Joe nickte. Er hasste Komplikationen. Die meisten Menschen
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manövrierten sich ständig in schwierige Situationen hinein, aber er vermied sie, wenn es eben ging.
    »Ich schätze es durchaus auch, wenn die Dinge klar sind«, fuhr Kate fort und dachte darüber nach, was er soeben gesagt hatte. »Doch zu ruhig sollte es auch nicht sein. Ich m ag Gespräche mit Menschen, Musik … und manchmal liebe ich es, wenn um mich herum Lärm ge macht wird. Als ich klein war, habe ich es in unserem stillen Haus manchm al nicht mehr ausgehalten. Meine Eltern waren eben älter und auf eine gewisse Weise bedächtig, und es gab niemanden, mit dem ich m ich hätte unterhalten können. Außerdem erwarteten si e von mir, dass ich mich wie eine Erwachsene benahm. Aber ich wollte ein Kind sein, Krach machen und mich draußen im Dreck wälzen und nicht ständig auf meine Anziehsachen aufpassen. W issen Sie, bei uns zu Hause gab es keine Unordnung. Alles war stets perfekt. Damit muss man erst mal zurechtkommen.«
    Joe konnte sich so etwas überhaupt nicht vorstellen. Er hatte im Haus der Verwandten seiner Mutter im Chaos gelebt, und u m die Kinder hatte sich niemand gekümmert. Als sie klein waren, schrien sie permanent, und als sie älter wurden, gab es ständig Streit und Prügeleien. Joe hatte es gehasst! Immer hatte man ihm seine Fehler vorgehalten, hatte ihm zu verstehen gegeben, dass er nicht dazugehörte, und damit gedroht, ihn zu anderen Verwandten zu schicken. Er hatte die anderen gem ieden, aus Angst, fortgeschickt zu werden. Und so war es geblieben, er hatte bis zum heutigen Tag weder zu Männern und erst recht nicht zu Frauen eine enge Beziehung aufbauen können. Allein fühlte er sich am wohlsten.
    »Im Grunde führen Sie ein Lebe n, das viele sich wünschen, Kate. Die wissen nur gar nicht, wie es ist, ein solches Leben. Ich stelle es mir mitunter recht bedrückend vor.«
    Kate hatte ihr Elternhaus als äußerst streng dargestellt. Aber immerhin lebte sie auch in einer seh r sicheren Welt, gesch affen von denjenigen, die sie liebten. Dessen war sie sich bewusst.
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Und nun blickte sie nach vorn. Sie war fest entschlossen, zum College zu gehen und ein wenig Abstand zu ihren Eltern zu gewinnen.
    »Wie würden Sie leben, wenn Sie Kinder hätten? Was wäre anders?«
    Das war eine

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