Danielle Steel
abzulegen, niem anden um Erlaubnis zu fragen außer sich se lbst. Er lebte ein völlig anderes Leben als Kate. Sie trug die gesamte Last der elterlichen Hoffnungen und Träume auf ihren Schultern, und sie würde nie etwas tun, was ihre Eltern verletzte oder enttäuschte. Das konnte sie ihnen einfach nicht antun! Erst recht nich t nach dem, was ihr eigener Vater ihr und ihrer Mutter zugefügt hatte.
Sie blieben noch eine Weile lang im Sand sitzen und genossen die Gegenwart des anderen. Jeder für sich dachte darüber nach, was er soeben erzählt hatte. Sie waren beide offen und ehrlich gewesen. Es hatte keinerlei Verstellung gegeben, und obwohl ihrer beider Leben so verschieden waren, fühlten sie sich doch zueinander hingezogen.
Joe brach schließlich das Schweigen. Er hatte entspannt im Sand gelegen und zum Mond hinauf geblickt. Dann schaute er Kate an. Er hatte es nicht gewagt, sich unmittelbar neben sie zu
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legen, fürchtete sich vor den Gefühlen, die dies vielleicht ausgelöst hätte. Es war besser, eine gewisse Distanz zu wahren. Joe hatte nie zuvor etwas Ähnliches gefühlt. Diese Anziehungskraft war wirklich magisch! Er hatte es sogleich gespürt, als er sich neben sie setzte.
Nun schlug er vor: »Wir sollten umkehren. Ich möchte nicht, dass Ihre Eltern sich Sorgen machen und die Polizei auf mich hetzen. Wahrscheinlich befürchten sie bereits, dass Sie entführt wurden.«
Kate nickte und setzte sich auf. Sie hatte niemandem gesa gt, wohin sie ging und wer sie begleitete, doch sie wusste, dass mehrere Leute sie beobachtet hatten. Sie hatte vermeiden wollen, dass ihr Vate r mitkam. Er hegte keinerlei Misstrauen gegenüber Joe, sondern schätzte ihn und war geradezu erpicht auf seine Gesellschaft.
Joe reichte ihr die Hand und half ihr aufzustehen. Dann gingen sie schweigend zum Lagerfeuer zurück, das sie in der Ferne erkennen konnten. Kate war erstaunt, wie weit sie sich von den anderen entfernt hatten. An Joes Seite hatte es ihr überhaupt keine Mühe bere itet. Wie selbstverständlich schob sie nun ihre Hand unter seinen Arm, und er lächelte über die offenbar freundschaftliche Geste. Joe stellte jedoch verdrießlich fest, dass er mehr von ihr wollte. Aber er würde es nicht zulassen. Er würde seinen Gefühlen nicht nachgeben. Das ließen allein seine Lebensumstände nicht zu. In seinen Augen hatte Kate etwas Besseres verdient als d as, was er ihr geben konnte. Sie schien ihm unerreichbar zu sein.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie wieder zu den anderen stießen, und beide waren überrascht, dass niemand sie vermisst hatte.
»Wir hätten auch noch länger fort bleiben können«, stellte Kate lächelnd fest, als Joe ihr einen Becher Kaffee reichte und sich selbst ein Glas W ein einschenkte. Er trank nur selten, weil
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er ständig im Flugzeug saß. Heute Nacht jedoch würde er mit beiden Beinen auf der Erde bleiben.
Joe wusste, dass sie gut daran getan hatten zurückzukehren. Er war sich plötzlich seiner selbst nicht mehr sicher. Seine Gefühle für Kate waren so stark und so verwirrend, dass er beinahe erleichtert war, als ihr e Elte rn au ftauchten. Sie wollten sich verabschieden.
Clarke Jamison war sehr erfreut, als er Joe erb lickte. »Welch angenehme Überraschung, Mr. Allbright! Seit wann sind Sie denn aus Kalifornien zurück?«
»Seit gestern«, entgegnete Joe, während er E lizabeth und Clarke die Hand reichte. »Aber ich bin nur für ein paar Tage hier. Ich hätte Sie noch angerufen.«
»Darauf habe ich schon gewartet. Ich hoffe immer noch auf einen Flug mit Ihnen. Vielleicht klappt es ja, wenn Sie das nächste Mal in der Gegend sind.«
»Versprochen!«, versicherte Joe.
Clarke und Elizabeth waren wirklich sehr sympathisch. Sie gingen davon, um sic h von den anderen Gästen und ihren Freunden, den Gastgebern, zu verabschieden.
Joe schaute Kate mit gemischten Gefühlen an. Eine Frage brannte auf seiner Zunge. Den ganzen Abend über hatte er darüber nachgedacht und gezögert, sie zu s tellen. Vielleicht war sie nicht angemessen. Vielleicht hatte sie auch gar keine Zeit für ihn, wenn sie erst in Radcliffe studierte. Doch er war entschlossen, sie zu fragen! Sein e Idee war vollkommen harmlos. Er wollte Kate auf keinen Fall auf ein e f alsche Fährte locken oder sich selbst in Versuchung führen. Er war dankbar für die Distanz, die sich inzwischen wenigstens körperlich eingestellt hatte.
»Was würden Sie davon halten, wenn Sie mir ab und zu einen Brief schreiben? Ich würd
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