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Danielle Steel

Danielle Steel

Titel: Danielle Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traumvogel
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interessante Frage, und Kate musste einen Augenblick lang darüber nachdenken. »Ich denke, ich würde sie sehr lieben und sie das sein lassen, was sie sein wollen … und sie nicht zu dem zwingen, was ich möchte. Sie sollen einfach sie selbst sein! Wenn sie fliegen wollten, würde ich ihnen nicht im Weg stehen. Ich würde sie nicht davon abhalten, weil es gefährlich ist oder verrückt oder unpassend. Ich glaube nicht, dass Eltern das Recht haben, ihre Kinder nach ihren Vorstellungen zu formen.«
    Es war offensichtlich: Kate se hnte sich nach Freiheit. Genau wie Joe. Nichts war stark genug gewesen, ihn von seinen Plänen abzuhalten. Er hätte das nie und nimmer zugelassen. Er wollte die Freiheit nicht nur, er brauchte sie … um zu überleben. Und er würde sie niemals aufgeben, für nichts und niemanden! »Vielleicht war für mich alles einfacher, weil ich keine Eltern hatte.« Er erzählte Kate, dass seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, als er sechs Monate alt war. Damals war er zu seinen Verwandten geschickt worden. »Waren sie denn freundlich zu Ihnen?« Kate schaute ihn traurig an. Das klang nicht gerade nach einer glücklichen Kindheit.
    »Nein, eigentlich nicht. Ich musste die Hausarbeit erledigen und für die anderen Kinder den Babysitter spielen. Ich war für meine Verwandten nicht mehr als ein weiteres Maul, das gefüttert werden wollte. Und als d ie Rezession über d as Land hereinbrach, waren sie glücklich, als ich mich davonmachte. Sie haben nie Geld gehabt.«
    Kate kannte nichts anderes als Luxus, Sicherheit und
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Bequemlichkeit. Die Rezession hatte ihre eigene Fam ilie nicht zu spüren bekommen, zumindest die ihrer Mutter nicht. Kate hatte immer ein vollkommen behütetes Leben geführt. Sie konnte sich nicht im Entfernteste n vorstellen, wie Joe gelebt hatte, genauso wenig, was die Fliegerei für ihn bedeutete. Sie selbst wollte nur etwas mehr Eigenständigkeit, als man ihr zugestand. Das war n icht mit seinem Verlangen nach F reiheit zu vergleichen.
    »Wollen Sie denn eines Tages Kinder haben?« Sie fragte sich, wie er Kinder mit seinem Le benswandel vereinbaren konnte. Vielleicht spielten sie ja gar keine Rolle. Er war jedenfalls alt genug und hatte sich bestimmt schon Gedanken darüber gemacht.
    Aber Joe antwortete: »Ich weiß es nicht. Bisher habe ich nic ht darüber nachgedacht … Wohl eher nicht. Ich wäre bestimmt kein guter Vater. Ich bin ja nie zu Hause. Und Kinder brauchen ihren Vater. Wenn ich Kinder hätte, würde ich ständig daran denken, was sie entbehren. Das würde m ich sicherlich sehr belasten.«
    »Wollen Sie denn eines Tages heiraten?« Kate war beeindruckt. Einen Mann wie ihn hatte sie noch nie kennen gelernt, einen, der so ehrlich war! Auch das hatten sie gemeinsam. Sie s elbst sagte im mer, was sie dachte. Es kümmerte sie beide nicht, was andere Menschen von ihnen hielten.
    Für Joe war es ungewöhnlich, dass er sich Kate gegenüber in dem Maße öffnete. Aber er hatte schließlich nichts zu verbergen. Er hatte sich immer bemüht, niemanden zu verletzen. Auch die junge Frau, die ihm einst viel be deutet hatte, war schließlich ohne Zorn ihrer eigenen Wege gegangen. Sie hatte ihn verlassen, als sie begriffen hatte, dass er nich t für sie da s ein konnte. Es gab andere Dinge, die ihm wichtiger waren, und das hatte er ihr nie verheimlicht.
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»Alle Frauen, mit denen ich befreundet war, sind unglücklich gewesen. Die Fliegerei ist ein einsames Geschäft. Ich habe keine Ahnung, wie Charles es hinbekommt. Er ist verheiratet und selten zu Hause. Vermutlich hat Anne genug mit den Kindern zu tun. Sie ist eine großartige Frau.« Und sie hatte unglaublich gelitten, als das m it ihrem Baby passie rt war. Kate em pfand großes Mitgefühl. »Vielleicht … wenn ich jemandem wie ihr begegnen würde …« Joe lächelte. »Aber das ist nicht sehr wahrscheinlich. Sie wäre die eine unter einer Million. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe m ich eigentlich nie als Ehemann gesehen. Jeder muss im Leben das tun, was er tun m öchte. Niemand kann sich verstellen. Das würde außerdem die anderen Menschen verletzen. Und das will ich auf keinen Fall. W issen Sie, ich muss mir selbst treu bleiben.«
    Während Kate Joe zuhörte, dachte sie erneut an das Jurastudium. Doch sie wusste, dass ihre Eltern niemals damit einverstanden wären. Joe hingegen lebte in Ein klang mit sich und der Welt, und so war es immer gewesen. Er brauchte niemandem gegenüber Rechenschaft

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