Danielle Steel
dieses Erlebnis sie geprägt hatte.
»Du hast doch genug andere Sorgen. Ich wollte dich nicht auch noch damit belasten.«
Joe nickte und drückte Kate noch enger an sich.
»Aber es war doch auch mein Kind.«
Ja, es wäre auch sein Kind gewesen, und Kate spürte erneut
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eine unermessliche Trau rigkeit. Alles, was sie gewollt hatte, war bei ihm zu s ein und sein Kind auf die Welt zu bringen. Doch es war anders gekommen. Unter den gegenwärtigen Umständen war es vielleicht für beide besser so.
»Wir werden ab jetzt vorsichtiger sein«, sagte Joe. Auch er hatte diesmal vorgesorgt. Er wollte nicht noch einmal ein solches Risiko eingehen. Das Letzte, was sie momentan gebrauchen konnten, war ein Kind. Die Situation war bereits schwierig genug.
Anschließend sprachen sie über den Krieg. Kate erkundigte sich bei Joe, wie er die Lage eins chätzte.
Joe seufzte. »Das ist sch wer zu sagen. Ich wünschte, das alles wäre bald zu Ende. Aber ich weiß nicht, wie lange es n och dauern wird, Kate. Vielleicht noch ein Jahr …«
Um diese Frage würde auch seine Besprechung in W ashington kreisen. Vielleicht gab es Möglichkeiten, noch einm al alle Kräfte zu bündeln und spezielle neue Flugzeuge einzusetzen. Bisher gab es wenig Anlass zu Hoffnung. Der Gegner war nicht so einfach zu besiegen.
Auch die Aktionen im Pazifik verliefen alles andere als reibungslos. Dort kämpften die Am erikaner auf völlig unbekanntem Gelände. Viele Männer hatten bereits ihr Leben verloren. Im Herbst des Jahres 1943 waren die Alliierten entmutigt.
In j enen Tagen wurde Ka te be wusst, wie vie le ihrer Be kannten inzwischen getötet worden waren. Es war niederschmetternd. Sie war unendlich dankbar, dass Joe bislang noch nichts zugestoßen war.
Die ganze Nacht lang unterhielten sie s ich angeregt. Das war ungewöhnlich für Joe. Ihm schien klar zu sein, dass ihnen nur wenig Zeit blieb. Es gab so viel zu sagen, und sie mussten den Moment nutzen. Für den Rest der Nacht bemühten sich beide, den Krieg aus ihren Gedanken zu verbannen.
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Sie gingen tatsächlich nicht mehr aus, sondern bestellten sich etwas zu Essen aufs Zimmer. Der Kellner erkundigte sich, ob sie in den Flitterwochen seien, und beide lachten. In jener Nacht vermieden sie es, über die gemeinsame Zukunft zu sprechen. Kate wünschte sich nur eins: Joe sollte am Leben bleiben. Für sich selbst hatte sie ke inerlei Wünsche. Sie wollte nur bei ihm sein, wann immer es möglich war. Alles and ere erschien ihr unter diesen Umständen kindisch. Ihre Mutter konnte damit nicht umgehen, das wusste Kate. Dabei hätte ein Verlobungsring gar nichts geändert. Auch er war keine Garantie.
In jener Nacht schliefen beide unruhig. Sie hielten sich in den Armen und wachten immer wieder erschrocken auf. Doch jedes Mal merkten sie, dass es kein Tra um war, dass sie ta tsächlich zusammen waren.
»Guten Morgen«, murmelte Kate verschlafen, als sie früh am Morgen ein Auge öffnete. Die ganze Nacht über hatte sie Joes Wärme gespürt. Jetzt drückte sie sich eng an ihn, während sie sich streckte.
Joe beugte sich über sie und küsste sie. »Hast du gut geschlafen?«, fragte er.
Kate kuschelte sich an ihn. Es war wunderschön, neben ihm aufzuwachen. »Ja, wunderbar!«
Für beide war es ungewohnt, das Bett mit einem anderen Menschen zu teilen.
»Ich auch«, lächelte Joe und dachte an die überwältigenden Erlebnisse der vergangenen Nacht. Nicht eine S ekunde würde er je vergessen!
»Wann musst du fort?«, fragte Kate bedrückt. Sie wusste, dass ihr Glück nur von kurzer Dauer war.
»Um eins geht m ein Flug nach W ashington. Gegen halb zwölf müssen wir am College sein.«
Kate würde an diesem Morgen den Unterrich t ausfallen lassen.
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Es war ihr egal, welche Folgen das haben würde. Für nichts auf der Welt hätte sie sich früher als nötig von Joe getrennt. »Wie wär’s mit einem Fr ühstück?«, fragte sie.
Sie verspürte überhaupt keinen Hunger. Joe erriet ihre Wünsche und küsste sie zärtlich. Seine Hände wanderten über ihren Körper. Kate genoss jede Sekunde.
Um neun Uhr standen sie schlie ßlich auf und bestellten das Frühstück. Als der Zimmerkellner klopfte, hatten sie bereits geduscht und trugen die hoteleigenen Bademäntel. Es gab Orangensaft und Toast, Schinken und Eier und eine Kanne Kaffee. Für Joe war es ein luxuriöses Mahl. Er hatte schon lange nichts Richtiges mehr gegessen. Kate schaute ihn währenddessen hingerissen an. Seine markanten Züge
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