Danielle Steel
Mund.
Sie verbrachten ein friedvolles Thanksgiving. Kate ging zu Bett und war voller Dankbarkeit, dass sie Joe erst einen Monat zuvor getroffen hatte. Sie wusste nicht, wann er wieder nach Hause kommen würde, doch sie spürte, dass die Liebe zu ihm ihr helfen würde, die Zeit bis zum nächsten Wiedersehen zu überstehen.
In jener Nacht träumte sie schlecht und wachte immer wieder auf. Am Morgen erzählte sie ihrer Mutter davon, die es darauf schob, dass ihre Tochter zu viel von dem mit Kastanien gefüllten Truthahn gegessen hatte.
»Als ich klein war, konnte ich oft nicht genug davon bekommen«, erzählte Elizabeth, während sie für Clarke das Frühstück zubereitete. »Meine Großmutter warnte mich immer wieder vor den Bauchschmerzen, die ich davon bekommen würde. Daran hat sich bis heute nichts geändert, aber ich esse Kastanien immer noch sehr gern.«
Am Vor mittag ging Kate mit einer Freundin einkaufen. Sie tranken Tee im Statler, und Kate musste an die Nacht mit Joe denken.
Als Kate wieder nach Hause kam, war sie zum ersten Mal seit langem wieder einm al guter Dinge.
Am Sonnta gabend kehrte sie ins College zurück. Abermals wurde sie von Albträumen geplagt, und als sie schließlich erwachte, s ah sie auch mit geöffneten Augen noch die Flugzeuge, die vom Himm el fielen. Der Lärm war so real gewesen, das Kate Mühe hatte, in die Wirklichkeit zurückzukehren. Kate spürte Panik in sich aufsteigen. Sie kletterte aus dem Bett und zog sich hastig an, bevor die anderen erwachten. Dann verließ sie leise das Zimmer und ging in den Speisesaal. Dort setzte sie sich an einen Tisch und wartete bis zum Frühstück.
16 7
Als Clarke am Donnerstagnachm ittag im College anrief, war Kate äußerst überrascht. Er hatte noch nie in Radcliffe angerufen. Er lud sie für den Abend zum Dinner zu Hause ein, aber Kate lehnte ab, weil sie so viel zu tun hatte. Doch ihr Vater bestand darauf, dass sie kam, und schließlich gab sie nach. Zunächst war sie ein wenig ungehalten. Aber dann kam ihr das Ganze doch merkwürdig vor. Sie fragte sich, ob wohl jemand krank geworden war und man es ihr persönlich mitteilen wollte. In dem Augenblick, in dem Kate das Haus ihrer Eltern betrat, wusste sie, dass etwas geschehen war. Ihre Eltern warteten i m Wohnzimmer auf sie. Ihre Mutter stand mit dem Rücken zur Tür. Kate sollte ihre Tränen nicht sehen.
Es war ihr Vater, der ihr schließlich die Nachricht überbrachte. Er fühlte sich eher dazu in der Lage als ihre Mutter. Kate hatte sich hingesetzt, und Clarke blickte ihr gerade in die Augen. A m Morgen hatte er ein Telegramm erhalten und bereits in Washington angerufen, um so viel wie m öglich in Erfahrung zu bringen.
»Ich habe schlechte Nachrichten«, begann er.
Kates Augen weiteten sich. Es ging nicht um ihre Eltern, das erkannte sie plötzlich. I hr Herz klopfte heftig. Sie wollte gar nicht hören, was ihr Vater zu sagen hatte, doch sie war wie gelähmt. Regungslos beobachtete sie sein Gesicht.
»Joe hat dich als seine nächste Verwandte angegeben …« Elizabeth hatte das Telegramm entgegengenommen und Clarke im Büro angeruf en, nachdem sie es gelesen hatte. Clarke hatte sich daraufhin sofort mit dem Kriegs ministerium in Verbindung gesetzt. Dort hatte er wenig Erm utigendes erfahren. Anschließend hatte er keine Zeit mehr verschwendet und Kate angerufen.
Seine Tochter hielt nun den Atem an.
»Er wurde über Deutschland abgeschossen, am vergangenen Freitagmorgen.«
16 8
Also war es m ittlerweile schon eine W oche her. Und seit Donnerstagabend litt Kate an diesen Albträumen, in denen Flugzeuge zur Erde fielen.
»Der Absturz wurde beobachtet, und man weiß ungefähr, wo das Flugzeug niederging. Im le tzten Augenblick konnte Joe sich mit dem Schleudersitz retten. Vielleicht ist er bei der Landung ums Leben gekommen, vielleicht ist er auch in Gefangenschaft geraten. Jedenfalls gibt es seitdem nichts Neues. Auch die Geheimdienste konnten nichts in Erfahrung bringen. Auf den Listen der gefangen genommenen Offiziere tauchen weder sein Codename noch sein richtiger Na me auf. Es gibt die verschiedensten Gerüchte … Ich denke, dass er sehr wohl wusste, dass er als Träger g eheimer Informationen von besonderem Interesse für die Deut schen ist. Joe ist schon allein aufgrund seiner Erfahrung für sie interessant.«
Kate starrte ihren Vater fassungslos an und versuchte zu begreifen, was er gerade gesagt hatte. Sie war unfähig, darauf zu reagieren.
»Kate … die Geheimdienste
Weitere Kostenlose Bücher