Danielle Steel
wunderbarer, fürsorglicher Mann, und sie war ehrlich überrascht, dass er nicht längst verheiratet war.
»Ich rufe dich an«, versprach er, als sie sich trennten. »Wie kann ich dich erreichen?«
»Ich stehe im Telefonbuch … oder ruf einfach im Museum an!«
Schon zwei Tage später meldete er sich und lud Kate ins Kino ein. Kurz darauf verabredeten sie sich am Rockefeller Center zum Schlittschuhlaufen. Und dann führte Andy Kate zum Dinner aus.
Kate fuhr über die Weihnachtstage nach Hause. Während der letzten drei Wochen war sie beinahe ununterbrochen mit Andy zusammen gewesen. Ihren Eltern gegenüber verlor sie kein Wort darüber, dass sie ihn wieder getroffen hatte, denn sie wollte ihre Mutter nicht in Aufregung versetzen.
Am W eihnachtsmorgen rief Andy an, und Kate freute sich sehr, seine Stimme zu hören. Es war beinahe so wie früher, doch jetzt genoss sie seine Freundschaft viel mehr. Er war unterhaltsam, unbefangen und freundlich. Zwar war er bei weitem nicht so kreativ wie Joe, doch er kümm erte sich wenigstens um sie. So wie Kate nie über die Beziehung zu Joe hinweggekommen war, hatte Andy Kate nie vergessen.
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»Ich vermisse dich«, sagte er am Telefon. »W ann kommst du zurück?«
»In ein paar Tagen.« Kate wollte sich nicht festlegen. Sie war enttäuscht, dass Joe sich auch dieses Jahr zu Weihnachten nicht gemeldet hatte. Das war das Mindeste, was sie von ihm erwartet hätte. Es schien, als hätte er sie vollkommen vergessen, als hätte sie nie existiert. Sie hatte daran gedacht, ihn anzurufen, sich dann aber doch dagegen entschieden. Es hätte sie nur wieder zurückgeworfen.
»Wann hast du denn Andy wieder getroffen?«, fragte Elizabeth interessiert, als Kate den Hörer auflegte.
»Vor ein paar Wochen, in einem Lebensm ittelladen.« »Ist er verheiratet?«
»Ja, und er hat acht Kinder.« Kate grinste.
»Ich war immer davon überzeugt, dass er der Richtige für dich ist«, gab Elizabeth zurück.
»Ich weiß, Mom. Aber wir sind nur gute Freunde. So ist es viel besser, und niemand wird dabei verletzt.«
Vor drei Jahren hatte Kate Andy sehr enttäuscht. Und sie selbst litt auch immer noch unter ihrer Trennung. Daran würde sich so schnell auch nichts ändern, vielleicht sogar nie. Es war ihr unmöglich, Joe zu vergessen. Kate hatte sich lange Zeit nur mit ihm befa sst und zu viel mit ihm e rlebt.
Zwei Tage später fuhr Kate nach New York zurück. Sie freute sich schon auf ihren Hund, auf den während ihrer Abwesenheit eine Nachbarin aufgepasst hatte.
Kaum hatte Kate ihre Wohnung be treten, klingelte auch schon das Telefon. Es war Andy.
»Was ist los? Hast du etwa ei nen Radar bei dir installiert?« »Ich bin dir gefolgt.«
Andy wollte am Abend ins Kino gehen, und Kate begleitete ihn gern. Auch Silvester feierten s ie zusammen. Sie verbrachten
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den Abend im El Morocco und stießen mit Champagner auf das neue Jahr an. Kate kam das al les äußerst mondän und erwachsen vor, wie sie Andy verkündete.
»Wir sind doch auch erwachsen«, stellte Andy amüsiert fest. Er war sehr anspruchsvoll geworden. Kate konnte nicht umhin, ihn mit Joe zu vergleichen, der sehr ungewöhnlich, attraktiv, aber manchmal eben auch unbeholfen war. Auch das hatte sie an ihm geliebt. Andy war viel anpassungsfähiger, vor allem in Dingen, die Joe überhaupt nicht interessierten.
»Ich habe das Erwachsenwerden einfach ausgelassen«, gestand Kate nach dem dritten Glas Champagner. »Ich bin sofort eine alte Frau geworde n. Manchmal fühle ich mich älter als meine eigene Mutter.«
»Das wird sich bald ändern. Die Zeit heilt alle Wunden«, erwiderte Andy weise.
»Wie lange hat es gedauert, bis du über die Sache mit mir hinweg warst?«, fragte Kate, die inzwischen die Wirkung des Alkohols spürte.
Andy schien das gar nicht zu bemerken. »Nicht allzu lang.« In Wahrheit hatte er zwei Jahre gebraucht, doch das verriet er Kate nicht. Im Grunde hatte er noch immer nicht aufgegeben. Deshalb verbrachte er den Silvesterabend mit ihr, obwohl er ein halbes Dutzend Frauen kannte, die sich um eine solche Gelegenheit gerissen hätten.
»Bist du jetzt enttäuscht?«, fügte er hinzu.
»Nein, das ist schon in Ordnung.« Aber insgeheim war Ka te doch ein wenig traurig. »Ich kann nicht mehr erwarten. Schließlich war ich wirklich herzlos.« Die belebende Wirkung des Champagners ließ allmählich nach. Sie war plötzlich schlecht gelaunt und fragte sich unablässig, wo Joe wohl gerade war, was er an diesem Abend
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