Danielle Steel
fragte er m it einem breiten Läch eln. Den Schlag, den sie ihm da mals versetzt hatte, hatte er längst überwunden. Lange Zeit hatte es ihn geschmerzt, auch nur an sie zu denken, und er hatte alle Fotos von ihr fortgeworfen. Doch jetzt ging es ihm blendend.
»Mir geht’s gut. Wie ist es dir denn ergangen?« Kate erzählte ihm nicht, dass sie ihn verm isst hatte. Gute Freunde waren schwer zu finden, und es war lange her, dass sie sich jemandem anvertraut hatte.
»Ich habe jede Menge Arbeit. Und was treibst du hier?« Andy
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schien sich zu freuen, sie zu treffen.
»Ich wohne hier. Ich arbeite im Metropolitan. Es macht großen Spaß.«
»Das ist schön. In letzter Zeit habe ich oft etwas über Joe gelesen. Er hat ja ganz schön was geleistet. Habt ihr schon Kinder?«
Kate lachte. Die Vermutung lag wohl nahe, doch Andy irrte sich gewaltig. Das Thema Joe gehörte der Vergangenheit an. »Nein, aber stattdessen habe ich einen kleinen Hund.« Kate deutete auf das Hundefutter und entschloss sich dann, die Dinge klarzustellen. »Ich bin nicht verheiratet.«
Andy war offensichtlich überrascht. »Ihr beide habt nicht geheiratet?«
»Nein. Joe ist mit seinen Flugzeugen verheiratet. Für ihn war es besser so.«
»Und was ist mit dir?«, fragte Andy voller Anteilnahme. Er war immer offen zu ihr gewesen, und das hatte Kate ganz besonders geschätzt. »Wie kommst du damit zurecht?« »Nicht so toll. Ich habe ihn verlassen. Allmählich gewöhne ich mich an diesen Zustand. Es ist jetzt ungefähr ein Jahr her.« Es waren exakt vierzehn Monate, zwei Wochen und drei Tage, Kate führte genau Buch. Doch das tat nichts zur Sache. »Und was ist mit dir? Bis t du v erheiratet? Hast du Kinder? « »Ich habe Freundinnen … viele. Das ist sicherer und erspart einem ein gebrochenes Herz.« Er hatte sich überhaupt nicht verändert.
Kate lachte herzlich übe r seine Antwort. »Wie praktisch! Mal sehen, ob ich noch ein paar für dich auftreiben kann. Im Museum gibt’s eine ganze Menge netter Mädels.«
»Und du mitten drin. Du siehst großartig aus, Kate.« Sie trug ihr Haar kürzer. Um sich von ihren dunklen Gedanken abzulenken, hatte sie sich ausgie big mit den neuesten Frisuren
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beschäftigt. In jenen Tagen interessierte sie sich besonders für Mode und Kosmetik und natürlich für ihren Hund.
»Danke.« Es war lange her, dass sie mit einem Mann ihres Alters länger als fünf Minuten gesprochen hatte, und sie wusste nicht so recht, was sie eigentlich sagen sollte.
»Wollen wir nicht einmal zusamm en ins Kino gehen?«, schlug Andy vor.
»Ja, gern«, entgegn ete Kate, während sie langsam zu den Kassen schlenderten. In Andys Einkaufswagen lagen Cornflakes und Wasser. Eine Flasche Scotch, die er zuvor in einer Weinhandlung gekauft hatte, trug er unter dem Arm . Das waren eindeutig die Einkäufe eines Junggesellen.
»Wie wär’s denn mit etwas Toast oder Milch?«, schlug Kate vor, und Andy grinste. Sie hatte sich auch nicht verändert. »Oder schüttest du etwa Scotch ü ber deine Cornflakes? Das muss ich unbedingt auch mal probieren.«
»Den nehme ich zum Runterspülen.«
»Und was ist mit dem Wasser? «
»Damit mach ich m eine Teppiche sauber.«
Beide genossen es, miteinander zu scherzen, und fühlten sich an die alten Zeiten am College erinnert. Andy bestand darauf, das Hundefutter zu bezahlen. Er war Kate gegenüber immer schon großzügig gewesen.
»Arbeitest du immer noch bei deinem Vater?«, f ragte Kate, während sie den Laden verließen.
»Ja, es hat sich alles sehr gut entwickelt. Ich übernehm e die Scheidungsfälle für ihn. Er hasst sie.«
»Das ist ja interessant. Nun ja, immerhin ist mir das erspart geblieben.«
»Kate, Männer wie Joe sind einfach schwierig. Zu brillan t, zu kreativ, zu kompliziert. Du warst so in ihn verliebt, dass du das alles gar nicht gesehen hast, glaube ich.«
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Doch Kate hatte Joe gerade deshalb so geliebt. Und die Folgen dieser Eigenschaften hatte sie ignoriert. Joe war etwas Besonderes. Er war ihr in gewisser Weise immer fremd geblieben, doch sie hatte imm er nur ihn gewollt.
»Meinst du etwa, ich sollte mich nach einem schlichteren Gemüt umsehen?«, fragte Kate amüsiert.
Doch Andy meinte es ernst. »Vielleicht einfach nach jemandem, der etwas verständnis voller ist. Niemand kann Joe das Wasser reichen, es war immer schwer, mit ihm Schritt zu halten. Du hast etwas Besseres verdient.«
Kate war Andy dankbar für seine ermutigenden Worte. Er war ein
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