Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)
mit meinem Beobachter-Latein hier am Ende, für mehr fehlte mir die Erfahrung, und als Berater im Profigeschäft brauchen Sie ja auch eine solide Ausbildung, da können Sie nicht einfach so drauflosplaudern, wie ich das hier machte.
Da würde man vielleicht an dieser Stelle richtig reingehen mit schlauen Fragen und irgendwie diesen Vater dazu kriegen, dass er sich mal vorstellte, wie es seinem Kind wohl so ging. Oder man würde vielleicht etwas ganz anderes machen. Aber was, das wusste ich total absolut überhaupt rein gar nicht. Ich hatte zudem das ernüchternde Gefühl, dass es für Polly nicht einen klitzekleinen Fatz bewirkt hatte, was ich heute beim Vater platziert hatte.
Wie kam man denn jetzt von dem Topf wieder runter?
»Ja, Herr Weller, ich wollte heute noch ein bisschen Sport machen. Sie sind sicher auch noch nicht fertig mit Ihrem Motorrad, ich sag mal so: Dann gehen wir zwei wieder unserer Wege, nicht?«
Meinen trat ich im selben Moment an.
Herr Weller verblieb noch eine ganze Weile im Wohnzimmer, so viel konnte ich feststellen. Das musste aber nichts mit unserem Gespräch zu tun haben, um fünfzehn Uhr dreißig begann die Bundesliga-Berichterstattung.
Wären meine Beine lang genug gewesen, ich hätte die Pfoten überm Kopf zusammengeschlagen! In Maltes Kapuzenshirt-Tasche am Bauch. Hier hielt ich mich schon seit vierzig Minuten auf, meinetwegen hätten es an diesem herrlichen Ort Jahre werden können. Mit mir im Raum: besagter Malte, des Weiteren Frau Christina Rückert in der Rolle der Mutter, Jens Rückert als Vater und zu guter Letzt Frau Winter-Schädel, Verhaltenstherapeutin.
So saßen wir schon die gefühlte Ewigkeit von einer Stunde beisammen, und im Moment schenkten die anderen drei ihre Aufmerksamkeit dem Wortbeitrag der Mutter:
»Also, seitdem festgestellt wurde, dass der Malte Bettnässer ist und eben nachts nicht einhalten kann, seitdem hab ich den Eindruck, gibt sich Malte tagsüber doch mehr Mühe.«
»Ja, Malte, du wurdest gerade angesprochen. Deine Mutter meint bei dir eine Veränderung zu bemerken. Willst du uns etwas dazu sagen?«
»Nein.«
»Ähm, möchtest du nichts dazu sagen oder meintest du keine Veränderung??«
»Keine Ahnung.«
»Okkkayyyy«, wandte sich Frau Winter-Schädel jetzt gleichbleibend freundlich an den Vater.
»Herr Rückert, was sagen Sie, können Sie sehen, was Ihre Frau sieht, oder wie fühlt sich das für Sie so an?«
Gab es in dieser Stadt noch andere Therapeuten, das musste ich Malte nachher unbedingt fragen. Falls der das überhaupt wusste.
»Doch, also, ich hab schon den Eindruck wie meine Frau, dass der Malte, vielleicht, weil er ja nachts die Probleme macht, jetzt durchaus über Tag weniger Probleme macht.«
»Hm, Malte, könnte da was dran sein, was der Papa sagt?«
»Nein.«
»Ja, ich sehe gerade, für heute sind wir schon wieder am Ende, ich freu mich auf nächste Woche, ich freu mich auf Sie alle drei!«
Allgemeines Von-den-Plätzen-Erheben, Händeschütteln, und man stand vor der Tür, den Heimweg in Angriff nehmend.
»Malte, das läuft nicht, wenn du bei der Frau Winter-Schädel immer nur Nein sagst, die ist immer so freundlich zu dir. Was war denn heute schon wieder mit dir los, Herrgott noch mal!«
»Vorsicht, da vorne wird jetzt rot!«, griff die Mutter dem Vater ins Steuer.
»Meinst du, ich könnte nicht deinem Sohn eine Frage stellen und gleichzeitig bremsen?! Lass mal die Finger bei dir, sonst gibt’s noch ’nen Unfall. Also, was jetzt, Malte, warum kommt da nichts?«
Ich befand mich immer noch in Maltes Bauchtasche und zuckte jetzt quasi mit ihm die Schultern, weil sich dabei der ganze Pulli hob.
»Christina, was meintest du denn damit, dass der Malte jetzt tagsüber besser mitläuft? Und dann fragt die Tante mich auch noch, ob das stimmt!«
»Ach, Jens, jetzt lass doch mal gut sein, wir haben jetzt über eine Stunde mit dem Jungen bei der Frau gesessen, es muss doch auch mal gut sein mit dem vielen Gefrage. Der Junge wird ja ganz bekloppt!«
»Ach, und der ist nicht vielleicht schon bekloppt, wenn der nachts ins Bett macht?«
»Jens! Bitte! Was soll denn das jetzt?!«
»Das soll ganz einfach, dass unser Sohn elf Jahre alt ist und ich mich frage, wie lange der Herr noch nachts das Bett nass machen will und wie er das irgendwann mal seiner Frau erklären will. Das heißt das.«
»Meinst du nicht, so sollten wir nicht vor Malte reden, meinst du das nicht?«
»Meinst du, dann wüsste der nicht, dass
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