Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)
gepasst, murmelte ich mir dann selbst zu.
»Was machst du da, Ben?«
»Erzähl ich dir gleich, geh schon mal rein!«
Ben konnte sehr präzise Ansagen machen. Ich ging schon mal rein. Im Haus machte Bens Vater Andreas, ein gut beschäftigter Steuerberater, wieder seine Kilometer mit dem Handy am Ohr, ein vertrautes Bild. Die Mutter Ulla war sicherlich beim Lady-Fitness. Als Redakteurin eines Lifestyle-Magazins suchte sie nahezu permanent den Ausgleich im Sport. Jeden Morgen fünfzehn Kilometer laufen, dreimal die Woche anderthalb Stunden ins Studio.
Zu Ihrer Erinnerung: Ben hatte letztlich die Initialzündung zur Gründung der Dienstagsgruppe gegeben, als er auf dem Schulhof seine durchweg überforderten Eltern beschrieb.
Jetzt kam er in die Küche und wischte sich die ölverschmierten Finger mit einem Lappen ab.
»Hi, Pritt-Stift!« So begrüßte er mich andauernd, und ich hätte ihm dafür jedes Mal die ... piep – piep – piep ..... ...... ..... (das Papier nimmt meinen Fluch nicht an).
»Was hast du da draußen gemacht?«
»Dem Andi tropfte immer hinten voll das Öl raus. Da hat der mich gefragt, ob ich mir das mal angucke.«
»Und? Was war es? Die Dichtung an der Nockenwelle?«
»Nee, ich hab jetzt erst mal die Ventilkopfdichtung gewechselt.«
»Kork oder Gummi?«
»Gummi.«
»Gut. Das sifft dir nämlich sonst in null Komma nix wieder zu. Ich würde sowieso den Ventilkopf bei jedem Ölwechsel routinemäßig mitwechseln.«
»Das hab ich eben auch überlegt, die Dinger sind echt schnell hinüber und kosten ja keine fünf Euro.«
In dem Moment hatte Andreas Jansen sein Telefonat beendet und gesellte sich zu uns.
»Andi, geh mal gucken, ich hab den Wagen wieder hingekriegt. War die Ventilkopfdichtung.«
Herr Jansen strubbelte Ben über den Kopf. »Bin ich froh, dass wir so einen fitten Sohn haben! Was gibt’s zu essen?«
»Für heute Abend hab ich ’ne Lasagne gemacht. Wenn du jetzt was möchtest, müsstest du dir ein Brot machen.«
»Okay. Haben wir noch Fleischwurst?«
»Andreas! Ich hab bis gerade unterm Auto gelegen, muss noch Hausaufgaben machen und ’ne halbe Stunde Schlagzeug! Guck doch selber mal, oder hol neue, wenn keine mehr da ist! Dann denk aber auch an Küchenrolle, die ist auch alle.«
»Huh, mein Sohn hat Stress!«
»Andi?! Keine blöden Sprüche jetzt! Das hab ich dir schon hundertmal gesagt! Sonst geh ich echt mal zum Jugendamt, das mach ich echt!«
»Wieso denn das jetzt? Wir gehen doch auch einkaufen und räumen den Tisch ab und alles!«
»Ja, wenn man’s euch sagt, sonst bleibt alles stehen und liegen!«
»Wir dachten, du machst das gerne! Du warst immer total stolz, wenn du wieder etwas Neues konntest. Und Mama und ich haben immer gedacht, das ist für den Ben genau das Richtige, hier alles selbstständig machen und tun, guck dir mal die anderen Kinder an, die können nicht mal die Hälfte! Wir sind total stolz auf dich!«
»Jaja, ›wir sind total stolz auf dich‹, laberlaber.«
»Das sind wir wirklich, Ben! Alle anderen Eltern beneiden uns darum, dass du so früh selbstständig warst. Wir haben ja fast nicht gemerkt, dass wir ein Kind haben! Herrlich! Du hast ja schon mit vier das ganze Frühstück gemacht!«
»Is’ ja auch so was von gemütlich für euch, im Bett liegen bleiben und stolz auf mich sein. Is’ klar, Andi!«
»Kapier ich jetzt absolut nicht, worüber du dich gerade beschweren willst, Ben. Tut mir leid, kapier ich absolut nicht.«
»Nee, Andi, ganz toll hier alles, echt.« Ben tätschelte seinem Vater den Rücken. »Alles okay, nur, kriegt bitte nicht noch ’n Kind, für vier Leute dann jeden Tag alles machen, das wär mir echt zu viel.«
Ich saß in der gemütlichsten Wohnzimmer-Ecke der Jansens und döste vor mich hin, als ich plötzlich angesprochen wurde. Ich zuckte zusammen.
»Britta, wir müssen mal mit dir reden.«
Hui! Wie klang das denn?
Mutter Ulla hatte bis zu ihrem Eröffnungssatz ein Buch in der Hand gehalten: »Work out – Work in: in dir steckt mehr drin« von Babs McWilder, Vater Andreas suchte irgendetwas auf seinem iPad, Ben schraubte an einem defekten Wecker herum, ich saß an Bens Seite und hatte bislang die Ruhe genossen.
Und jetzt mussten sie mit mir reden.
»Ehm, Britta ...«, ergriff die Mutter erneut das Wort.
»Ja?«, half ich ihr.
»Britta, du hast vielleicht mitbekommen, dass in unserem Keller in der letzten Zeit öfter Dinge wegkommen.«
Ich zog alarmiert die Stelle hoch, wo bei Ihnen die
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