Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)
ist hier augenblicklich Schluss, Fräulein, zischte ich mich innerlich an.
»Was ahnt denn eine Maus mit super Intuition für eine Frage?«
»Vielleicht ...«, ich schüttelte mich und setzte neu an. »Könnte doch sein, dass ich ...«, hier kam jetzt linker Fuß an rechter Wade ins Spiel. Genug, Britta!
Als ich aus dem Liegestuhl aufspringen wollte, versperrte mir Ferdinand den Weg.
»Sicher weißt du, was ich dich fragen möchte. Weil du dich das auch selbst fragst. Wo willst du hin mit Rico? Wie stellst du dir das vor? Lass ihn den besten Kater der Welt sein, aber hast du schon mal über eure Zukunft nachgedacht?! Und wenn er der beste Kater der Welt ist, kannste doch wohl glauben, dass der dazu dann irgendwann auch die beste Katze fendet!«
Ferdinand atmete schwer. Mit seiner linken kräftigen Pfote hielt er meine rechte fest. So konnte ich leider nicht weg.
»Das verstehst du nicht.« Ich senkte den Kopf.
»Nein, das verstehe ich nicht.«
Wir standen da, Nase an Nase. Von Ferdinand ging ein wunderbarer Duft aus. Erdig, männlich, mäuslich, vertraut und doch ganz fremd.
Ich lehnte meine Stirn an seine, so viel Stirn! Natürlich hatte ich mich all das schon gefragt. Seit dem ersten Moment mit Rico ließen mich diese Fragen nicht mehr los. Aber ich liebte Rico. Und ich begehrte Ferdinand. Hier. Jetzt. Durfte ich das?
Polly atmete in der Zimmerecke ruhig vor sich hin und ahnte nichts von meiner Not.
War ich denn in Not? War ich wirklich in Not?
Vor mir stand der wunderbarste Mäuse-Mann, den ich kannte, kultiviert, humorvoll, eigen, und schaute mich aus schwarzen glühenden Augen an, immer noch mein rechtes Pfotengelenk fest im Griff. Aaah!
In meinem Herzen rumorte der wunderbarste Kater, eine Amour fou, das wusste ich doch, das musste man mir doch nicht sagen! Nirgendwo würden wir gemeinsam auftauchen können, zu groß der Erklärungsbedarf; wir würden keine gemeinsamen Kinder haben; wir würden uns mit unserer Gegensätzlichkeit vielleicht irgendwann nicht mehr faszinieren, sondern wären uns nur noch fremd, fremd, fremd! Ferdinand ließ meine Pfote los, fasste mit der Linken unter meine Beine, mit der Rechten hielt er meinen Oberkörper, und so trug er mich in das komplett eingerichtete Schloss-Schlafzimmer, legte mich dort sanft aufs Bett und sich ganz langsam auf mich ...
Ich kann Ihnen verraten, dass diese Erfahrung aus mir eine neue Britta machte. Als Frau. Als Maus-Frau. Ich war nicht die Frau eines Katers und konnte es nie werden. Das ließ mich Ferdinand spüren wie kein anderer zuvor.
Ich trennte mich daraufhin von Rico. Ich brauchte dazu aber Ferdinands Hilfe. Vielleicht erzähle ich Ihnen noch davon. Ich weiß es nicht. Es war ein schwerer Schritt. Denn wäre Rico kein Katzentier gewesen, sondern Maus, wie ich, niemals wäre ich von so einem perfekten Wesen fortgegangen. Ferdinand wusste, was Rico mir bedeutet hatte, und er lebte fortan damit.
Den Samstag und Sonntag verbrachte ich mit Polly und ihren Eltern in einem Fünf-Sterne-Hotel. Ab und zu bemühte sich Herr Weller, bei seiner Frau mit solchen Unternehmungen wenigstens eine kleine Stimmungsaufhellung herbeizuführen. Ich muss sicher nicht erwähnen, dass dies in der Regel nicht fruchtete.
Aber für mich hätte es besser gar nicht kommen können. Wenn man zwischen zwei Männern steht, wenn man den einen schon liebt und den anderen noch im Herzen trägt, dann sollte man kein Hotel unter fünf Sternen aufsuchen. Hätte ich vorher auch für Humbug gehalten, aber ist so. Oder man fährt einfach zu einer guten Freundin. Das geht natürlich auch.
Hoppsassa, das ist ja vielleicht eine hübsche Sache, so ein feines Hotel.
Mäusekollegen entdeckte ich in der Kellerabteilung natürlich nirgends, alles war da so vom Edelsten, das gab es gar nicht, dass sich da irgendwo jemand unerwünscht durch irgendeine Luke zwängte. Weder Mensch noch Tier. Schlupflöcher suchten Sie da vergebens.
Ich war aber ja zu Gast in dem Haus und kein Eindringling, das hatte Polly direkt bei der Ankunft geklärt, und da man in einem Fünf-Sterne-Hotel mit zig Fünf-Sterne-Plaketten am Eingang einfach sagen kann, wie man die Dinge persönlich gern geregelt hätte, zuckten die an der Rezeption nicht einmal mit der Wimper, sondern wünschten mir einen schönen Aufenthalt.
Ich hatte noch den Spielfilm »Ratatouille« im Kopf, welche Anstrengungen der Küchenjunge unternehmen musste, um nicht mit seiner Ratte – gut, einer Ratte! – erwischt zu
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