Danke, liebes Hausgespenst!
Ende ziehen, und zweitens wächst die Kraft, je länger die Entfernung ist.“
„Das kann ich mir nicht vorstellen! Wenn du mich fragst... umgekehrt wird ein Schuh daraus!“
„Nein, bestimmt nicht. Das ist ein Naturgesetz. Je länger der Hebel ist, desto mehr richtet man damit aus. Mein Vater hat mir das erklärt, und ich habe es schon oft ausprobiert, wenn ich etwas Schweres zu ziehen oder zu tragen hatte.“
„Wohl dem, der einen Lehrer als Vater hat!“ Monika reichte Ingrid die Hand und ließ sich aus der Grube ziehen.
„Immer ist das auch nicht angenehm“, schränkte Ingrid ein.
Beide Mädchen packten den ledernen Gürtel und zogen mit allen Kräften daran. Die kleine Truhe rührte und rüttelte sich nicht. Aber dann plötzlich machte es „plopp“, die Truhe hatte sich gelöst, und Monika und Ingrid fielen übereinander. Sie lachten vor Begeisterung und waren schnell wieder auf den Füßen.
„Wir haben sie! Wir haben sie!“ schrie Monika. „Wir haben den Schatz gefunden!“
Ingrid umarmte die Freundin. „Gratuliere, Moni! Du hast’s geschafft!“
Monika warf dem grünen Licht einen Handkuß zu. „Hab Dank, liebes Hausgespenst!“
Das Licht flackerte und erlosch. Die Mädchen standen im Dunklen, und die Nacht wirkte noch finsterer als zuvor. Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Taschenlampen fanden.
„Jetzt merk ich erst, was wir geschafft haben“, sagte Monika, „ich bin total erschossen. Ich könnte mich hier hinwerfen und einschlafen.“
„Aber das darfst du nicht. Du würdest dich erkälten. Wir müssen zum Haus zurück.“ Ingrid hantierte an der Truhe herum.
„Kriegst du sie auf?“
„Nein. Aber das macht nichts. Zu Hause schaffen wir es bestimmt. Komm jetzt!“
„Ich bin wirklich geschafft.“ Monika gähnte.
„Das glaube ich dir. Aber wir müssen die Truhe in Sicherheit bringen. Wenn wir sie hier stehenlassen und jemand anderes sie findet, war die ganze Suche für die Katz.“ Ingrid hob die Truhe vom Boden. „Da sind bestimmt nicht nur Papiere drin.“
„Schwer ist sie also auch noch!“
„Das kann man wohl sagen.“
„Oje!“
„Hast du einen Schatz aus Schaumgummi erwartet? Also komm schon! Wir ziehen deinen Gürtel durch den Griff und jeder hält ihn an einer Seite fest.“
„Wenn ich dich nicht hätte, Ingrid!“
„Quatsch mit Soße! Den größten Teil hast du doch allein gemacht.“
„Aber jetzt bin ich so fertig, daß ich mich am liebsten neben die Truhe schmeißen und weinen würde.“
„Du hast dich eben überanstrengt. Wir können aber auch eine kleine Pause machen. Wie spät ist es eigentlich?“
Monika beleuchtete das Zifferblatt ihrer Armbanduhr. „Kurz vor drei!“
„So spät bin ich nicht mal an Silvester ins Bett gekommen.“ Monika atmete tief durch. „Also packen wir es! Mir geht’s schon wieder einigermaßen, und so gemütlich ist es hier auch nicht.“
Die Mädchen waren bei ihrer schweren Arbeit ins Schwitzen gekommen und froren jetzt im kühlen Nachtwind. Sie ließen Hacke und Schaufel, wo sie waren, und machten sich daran, die Truhe zum Haus am Seerosenteich zu schleppen.
Unterwegs hörten sie die Kirchturmuhr die volle Stunde und dann dreimal schlagen.
„Wir haben drei volle Stunden geackert!“ sagte Ingrid.
„Aber wir haben den Schatz gehoben! Stell dir vor, wie uns jetzt zumute wäre, wenn wir nichts gefunden hätten!“
„Nicht auszudenken.“
Herr Schmidt greift ein
Kaspar schlug wieder an, als sie sich dem Haus näherten. Diesmal war er nicht so rasch zu beruhigen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er begriff, mit wem er es zu tun hatte.
Zum Glück hatte niemand in der Zwischenzeit die Tür abgeschlossen, und so kamen Monika und Ingrid ohne Schwierigkeiten in das Haus hinein. Sie überlegten, ob sie die Familie wecken sollten, verzichteten aber lieber doch darauf. Sie waren trotz aller Neugier auch zu erschöpft, die Truhe genauer zu untersuchen. Das hatte Zeit bis morgen. Sie hatten jetzt nur noch einen Wunsch: so schnell wie möglich ins Bett zu kommen.
Vorsichtshalber knipsten sie kein Licht an, sondern schleppten die Truhe im Schein von Monikas Taschenlampe — die andere hatte tatsächlich ihren Geist aufgegeben — nach oben.
Auf der oberen Diele angekommen, flüsterte Monika: „Halt, ich kann nicht mehr!“ Im gleichen Augenblick entschlüpfte auch schon der Lederriemen ihren Händen, und mit einem lauten Plumps landete die Truhe auf dem Holzboden.
Die Tür des Elternschlafzimmers wurde
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