... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
was genau er dort zu suchen hatte. Vielleicht eine seiner Miezen? lästerte Suse und spürte so einen komischen Stich in der Magengegend, dass sie sich ganz schnell große Mühe gab, an etwas anderes zu denken.
Überwältigt von Umfang und Vielfalt der akribisch nach Themen und Autoren sortierten Werke kam sie zunächst lediglich zum Lesen der Titel. Klammerte sie die fremdsprachigen Exemplare aus – und das waren mit Sicherheit Dreiviertel aller Bücher – blieben immer noch ein paar hundert auf Deutsch zur Auswahl. Da ihr die wenigsten vom Titel her bekannt vorkamen, schloss sie die Augen und pickte sich aufs Geradewohl einen Band aus der Reihe.
„Das Buch der Invasionen“. Aha.
Unschlüssig, ob es ihrem momentanen Gemütszustand gerecht werden würde, blätterte sie darin, bis sie sich wie üblich an einer Stelle festlas.
„Die Besiedlung Irlands begann um das Jahr 7500 vor Christus, also zu einer Zeit, als der Atlantik die zwischen dem Nordteil Irlands und dem südwestlichen Schottland sowie dem Süden Irlands und dem südwestlichen Wales bestehenden Verbindungen zerschlug. Die Jäger und Fischer der mittleren Steinzeit kamen vermutlich von Schottland und ließen sich an der Küste und in der nördlichen Hälfte der Insel nieder. Aber selbst im County Cork wurden Überreste ihrer Siedlungen gefunden.
Um 3500 vor Christus wurde dieses Volk von einer neuen Siedlungswelle verdrängt. Auch die Menschen der Jungsteinzeit stammten aus Schottland. Sie brachten eine unschätzbare Fertigkeit mit: den Ackerbau, der sie in die Lage versetzte, dauerhafte Siedlungen zu gründen.
Auf die Bronzezeit um 2000 vor Christus folgte die Eisenzeit, die mit der letzten und bedeutsamsten der vielen Einwanderungswellen auf die Insel gelangte: mit den Kelten. Sie eroberten um 250 vor Christus vom europäischen Festland her die Insel und kamen in aufeinanderfolgenden Wellen. Über mehrere Jahrhunderte hinweg trafen Stammesgruppen ein und ließen sich in verschiedenen Gegenden des Landes nieder. Das letzte bedeutende, keltische Volk waren die Gaeil , die vom Südwesten her die gesamte Insel eroberten, wobei sie die früheren keltischen Siedler verdrängten. Um das Jahr 400 war die Eroberung durch die Gälen abgeschlossen, die von da an mit ihrer Sprache und Kultur fast tausend Jahre lang die irische Geschichte bestimmen sollten.
Das allerdings, geschätzter Leser, war lediglich der archäologisch nachgewiesene, zeitliche Ablauf der Besiedlung Irlands. Denn wäre diese Erklärung nicht sträflich unvollständig ohne die Legenden und Mythen, die sich um unsere grüne Insel ranken?
D anach herrschten in grauer Vorzeit Dämonen über das Land, finstere Kräfte des Chaos’ und des Todes: die Fomorier, gespenstische Gestalten mit nur einem Arm, einem Bein und einem Auge. Die Spuren ihrer Herkunft verlieren sich im Dunkel der Zeit. Fest dagegen steht, dass die weitere Besiedlung in sechs Wellen erfolgte.
Eine Enkelin Noahs mit ihrem Ehemann, ihr Vater und ein Steuermann, dazu neunundvierzig Jungfrauen, die keinen Platz auf der Arche gefunden hatten, machten sich mit einem Boot von einer Insel im Nil aus auf den Weg. Sie kreuzten durch das Mittelmeer und betraten vierzig Tage vor der Sintflut – ich bin sicher, es muss ein Dienstag gewesen sein – die Insel. Bedauerlicherweise starben sie alle, ohne Nachkommen hervorgebracht zu haben (Sie waren eben keine Iren.).
Dreihundert Jahre später landete ein Königssohn aus Griechenland in Irland. Partholon und seine Männer gewannen zwar die Schlacht gegen die Fomorier, rodeten die Wälder und legten Äcker an, aber die Fomorier schickten die Pest über Partholons Volk, welche alle dahinraffte.
Schließlich kam Nemed, ein Grieche aus Skythien mit seiner Frau, vier Söhnen und Schwiegertöchtern nach Irland. Sie vermehrten sich schnell, besiegten die Fomorier in mehreren Schlachten und töteten deren Könige, bis Nemed an einer Seuche starb und sich die Fomorier mit einem blutigen Aufstand gegen die Eindringlinge erhoben. Hals über Kopf mussten die überlebenden Nemeder flüchten.
Zweihundertdreißig Jahre später betraten die Fir Bolg , die ‚Männer der Säcke’, unter ihren fünf Anführern irischen Boden. Sie waren der Knechtschaft in Griechenland entkommen, wo sie für ihre Herren Erde in ledernen Säcken schleppen mussten – vermutlich um fruchtbare Terrassen anzulegen. Unter der Herrschaft der Fir Bolg blühte das Land auf. Die fünf Anführer teilten die Insel in fünf
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