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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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zu Hause bei dir und kann stundenlang quatschen und klönen und darüber die Zeit vergessen.“
    Sie schluckte mehrmals hastig in der Hoffnung , den Knoten in ihrem Hals hinab zu würgen, der kein weiteres Wort mehr vorbeilassen wollte.
    Mit Vergnügen würde sie z u Hause bleiben. Wenn sie denn eins hätte! Zu Hause. Wo war das? Sie hatte nicht bloß ihren Mann verloren, damals, vor knapp einem Jahr. Bereits Jahre zuvor war ihre beste Freundin Beate von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden. Und als Adrian sie endlich irgendwo im afrikanischen Busch aufgespürt hatte und nach Hause bringen wollte, waren Beate und Adrian bei einer waghalsigen Befreiungsaktion ermordet worden.
    Es gab niemanden mehr, der auf sie wartete. Natürlich gab es ihre drei Söhne, ihre Eltern und ihren Bruder Jasdan, genauso wie mehrere Kollegen, die i hr gute Freunde geworden waren. Und doch war das niemand, mit dem sie ganze Nächte über Gott und die Welt reden und über sinnlose Dinge stundenlang lachen konnte. Oder der sie einfach in die Arme nahm und sie ganz ohne Worte verstand.
    Máire trat lautlos zu Suse und zog sie an ihre Brust.
     
    So standen sie noch Minuten später, als die Tür aufgestoßen wurde und Matthias Clausing wie eine Kanonenkugel in die Küche geschossen kam. Genauso abrupt prallte er zurück. Sein Mund stand derart weit auf, dass jeder Zahnarzt seine helle Freude daran gehabt hätte. Er stand einfach nur da, stierte die beiden Frauen an und wusste nicht, ob er gehen oder bleiben oder so tun sollte, als hätte er Suses Tränen nicht bemerkt. Unüberhörbar mahnte ihn eine innere Stimme, davonzulaufen, so schnell ihn seine Beine trugen.
    W ie ein Idiot blieb er stehen.
    In diesem Moment völliger Verwirrung schaute Máire zu ihm auf wie zu einem unerwünschten Eindringling. Sie musste ihre Gedanken nicht aussprechen, d enn er sah sie ihr deutlich an: Du kannst hier nicht helfen! Du? Nicht!
    Nie zuvor hatte er sich ausgeschlossen er gefühlt von dem, was in seinem eigenen Haus vor sich ging. Erst war es ein scharfer Stich im Herz, dann spürte er, wie die Ader an seiner Schläfe anschwoll. Der deutliche Anflug von Empörung wurde indes schon bald von einem Gefühl verdrängt, das verdammte Ähnlichkeit mit schlechtem Gewissen hatte.
    Er hatte in der Tat keine Vorstellung davon, wie Susanne die Zeit seit Beltane totschlug. Sie hatten nie über diese unglückselige Nacht gesprochen. Vermutlich wäre es besser gewesen, sie um eine Aussprache zu bitten, damit sie sämtliche Missverständnisse ein für alle Mal aus dem Weg räumen konnten.
    Selbstverständlich hatte er lange über sein Verhalten gegrübelt, besser gesagt über seine Verfehlungen. Schließlich war er, Feigling hin oder her, zu dem Schluss gelangt, ab sofort ihre Nähe zu meiden. Denn mit welchen Worten sollte er sein unerträgliches Benehmen entschuldigen? Das Sicherste war, er hielt den Mund – und sich selber von ihr fern. Normalerweise war er ein nüchtern denkender Mann, der seine Emotionen unter Kontrolle behielt. Sie allerdings hatte seine Gefühlswelt völlig durcheinander gebracht. Jetzt verunsicherten ihn seine zwiespältigen Gefühle, die zwischen Verlangen und Zurückhaltung schwankten.
    Und er verfluchte sich für seine Unwissenheit. Womit hatte sie sich während der letzten Tage beschäftigt? War sie noch einmal im Dorf zum Einkauf gewesen? Bestimmt langweilte sie sich unsäglich, seit er immer neue Aufgaben für Ean erfand, die ihn daran hindern sollten , wie ein Gockel um Suse herumzuscharwenzeln.
    „ Dia dhaoibh .“
    „ Dia's Muire dhuit, a Mhatty .“
    Susanne wischte sich mit dem Ärmel die Augen trocken und murmelte: „ Hi, Matt’n.“
    „Was ist passiert?“, erkundigte er sich schroff und verwünschte seine plötzliche Unfähigkeit, den passenden Ton zu treffen.
    Niemand konnte ihm einen Vorwurf daraus machen, dass er mit den Tränen einer Frau nicht umzugehen wusste. Selbstverständlich war er unzählige Male heulenden Frauen ausgesetzt gewesen. Oh Gott, die Erinnerung daran bescherte ihm sogar heute noch Übelkeit! Immer dann, wenn ihm die erdrückende Nähe einer Geliebten auf die Nerven gegangen war oder sie gar anfing, von Heirat und Familie zu faseln, und er sie daraufhin verlassen hatte, waren sie aus Enttäuschung über seine Herzlosigkeit in Tränen ausgebrochen. Wer ließ schon einen Mann wie ihn freiwillig ziehen? Ihr Geflenne hatte ihn nie berührt, da sie mehr an seinem Geld und Adelstitel als an ihm selber

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