... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
interessiert gewesen waren.
Suse dagegen war anders. Völlig anders.
Ihre Tränen gingen ihm nahe.
Und sie wollte ihn nicht.
Panik schnürte ihm die Kehle zu. Warum hatte er nicht die Beine in die Hand genommen und in einer stillen Ecke abgewartet, bis sich die Wogen geglättet und die Wolken verzogen hatten?
„Hab bestimmt ’ne Allergie. Mehlstaub oder so“, erklärte Suse schniefend. „Und gegen Küchenarbeit“, setzte sie mit einem vorwurfsvollen Blick zu Máire obendrauf.
„Und ich habe der jungen Dame in eindeutigen Wor ten klargemacht, dass ich nicht als Fremdenführer oder Pausenclown für die Gäste des Hausherrn bezahlt werde“, knurrte Máire ungewohnt mürrisch und distanziert, sodass selbst Suse überrascht aufsah.
Das Gesicht des Mannes verfinsterte sich schlagartig. „In eindeutigen Worten klargemacht?“, wiederholte er einfältig blinzelnd. „Wieso Pausenclown? Was redest du da?“
„ Was denn sonst?“
„W-was … Was hast du gesagt, verdammt noch mal?“
„Nun hör mir mal ganz genau zu, mein Junge.“ Máire trat drohend einen Schritt auf ihn zu und stemmte die Fäuste in die Hüften. „Ich! Ich bin hier die Einzige, die einen Grund zum Fluchen hat! Also, lass das gefälligst sein und besinne dich auf deine guten Manieren! Und dann schnapp dir, falls du dir auch bloß ein Mindestmaß an Grips bewahrt haben solltest, sofort deinen völlig deprimierten Gast und zeig ihm endlich etwas von dieser Insel. Ansonsten wird sich Susanne vor lauter Frustration aus dem Staub machen, noch ehe sie ihre Nasenspitze vor die Haustür deines Schlosses stecken und all die Schönheiten des Landes bewundern konnte. Seo mar atá an scéal .“
„Aber die Abrechnungen …“
„… hast du monatelang liegen lassen. Herrjeh, Mathew, sei kein Narr!“
„Ich habe gleich einen Termin mit dem Bewerber um die Verwalterstelle. Allein deswegen bin ich überhaupt hier. Ich wollte dich um eine Kanne Tee bitten, Máire.“
Die Haushälterin seufzte und schüttelte resigniert den Kopf. Ohne ein weiteres Wort an ihn zu verschwenden, wandte sie sich dem Herd zu. An dem heftigen Klappern des Geschirrs konnte er allerdings das genaue Ausmaß ihrer Wut ermessen.
„Darf ich trotzdem fragen, ob … etwas Gebäck …“
Máire wirbelte herum und nagelte ihn mit ihrem stechenden Blick auf der Stelle fest. „Susanne hat gerade deinen Lieblingskuchen gebacken. Sie hat sicherlich nichts dagegen, dir ein Stück zum Kosten abzugeben.“
Suse zuckte gleichmütig mit der Schulter.
Überrascht flogen Clausings schwarze Augenbrauen in die Höhe. Sein skeptischer Gesichtsausdruck verriet, wie angestrengt er sich zu erinnern versuchte, ob er eine Gebäcksorte bevorzugte.
Und ob er jemals davon gehört hatte, dass Suse backen konnte.
„Ap-fel-ku-chen“, half ihm Máire eindringlich auf die Sprünge.
„Ich ha…“
Blitzschnell war sie bei ihm und streckte die Hand aus, als wollte sie ihm die Faust in den Rachen stopfen. „Du magst ihn übrigens genauso gern wie Susanne. Sie scheint über einiges Talent zum Backen zu verfügen.“
Während Suses Augen immer größer wurden und ihr die Kinnlade nach unten klappte, schob Máire den Grafen resolut aus der Küche.
„Und deinen Tee bekommst du ebenfalls in fünf Minuten“, rief sie ihm noch hinterher.
„Ich hoffe, das hat dich überzeugt“, stöhnte Suse mit bekümmerter Miene, als der Graf außer Hörweite war.
„Es ist hoffnungslos mit ihm. Ich verstehe einfach nicht, was in diesen Kerl gefahren ist. Nein, ich verstehe ihn nicht. Eine so freundliche, liebenswerte, junge und hübsche Frau unter seinem Dach zu beherbergen und sie vollkommen zu ignorieren. Was für eine selten dämliche Sc hafsnase ist aus ihm geworden! Aber ich war schon immer der Meinung, dass die Seefahrt nichts für ihn ist, diese lange Zeit ausschließlich in Gesellschaft von ungehobelten Kerlen, die rauchen und trinken, grölen und unanständige Witze erzählen. Kein Wunder, wenn dabei sein gutes Benehmen über Bord gegangen ist.“
„ Ich frage mich, welch blutrünstigen Piratenfilm du dir reingezogen haben musst, dass du eine solch schlechte Meinung über uns Seeleute hast.“
„ Och , Kindchen, ich vergaß, dass du und Adrian auch gefahren seid.“
„Ist eh’ längst Geschichte“, wiegelte Suse ab.
„Und ich bleibe bei meiner Meinung, dass Matty an Land wesentlich besser aufgehoben ist. Schafsnase!“
„Soll ich dir was sagen? Ich kenne ihn ausschließlich so –
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